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Atlan TH 0003 – Der Katzer

Atlan TH 0003 – Der Katzer

Titel: Atlan TH 0003 – Der Katzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Detlev G. Winter & Hubert Haensel
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aus eine Interkomverbindung schalten, doch schreckte er im letzten Moment zurück. Der High Sideryt würde ein solches Vorgehen als unangemessenen Eingriff in seine Privatsphäre betrachten und entsprechend darauf reagieren.
     
    Die Korridore und Antigravschächte in der Nähe der Farm lagen verlassen da. Es war Nacht. Nur eine trübe Notbeleuchtung brannte.
    Bei den Anpflanzungen hingegen war alles hell erleuchtet. Mehrere Kunstsonnen verbreiteten jenes dunkelgelbe Licht, das die SOL-Birnen brauchten, um zu gedeihen. Sie hatten einen anderen Tag-Nacht-Rhythmus, denn die Rotationsdauer des fremden Planeten, von dem die Pflanzen stammten, betrug 58 Stunden.
    »Bist du sicher, dass sie kommen?«
    Die leise flüsternde Stimme gehörte einer jungen Frau. Sie war fast noch ein Mädchen. Aber ihre Haltung und ihr ruheloser Blick verrieten eine Erfahrung, die nur schwer in Einklang zu ihrem Alter zu bringen war.
    Sie trug eine normale lindgrüne Kombination. Auf der linken Brustseite prangte ein handtellergroßes, aus blutrot leuchtendem Metall gefertigtes Abzeichen mit dem Atomsymbol. Zweifelsohne gehörte dieses Mädchen zur SOLAG. Neben ihr kauerten zwei Männer.
    Der eine, untersetzt, mit hoher, fliehender Stirn und an den Schläfen bereits deutlich gelichtetem Haar, spielte nervös mit einer kurzstieligen Neuropeitsche, wie sie in der Regel von den Pyrriden benutzt wurden. Jede Berührung mit der zweieinhalb Meter langen Schnur löste heftige Schocks aus – mehr als zehn Schläge konnten tödlich sein.
    Horm Brast, so der Name des Mannes, trug ebenfalls das blutrote Abzeichen. Sein von Narben übersätes Gesicht machte es unmöglich, sein Alter zu bestimmen. Als Heranwachsender, behauptete er, hatte er sich in eine der verbotenen Zonen gewagt und war dort mit Giftstoffen in Berührung gekommen, die beinahe sein Ende bedeutet hätten. Seither machten ihm die Wundmale zu schaffen. Über das Jahr seiner Geburt schwieg er sich jedoch aus.
    Vielleicht, so vermutete Mira Willem, weil er es selbst nicht kannte. Mira war die junge Frau, die nun vorsichtig das Versteck verließ und in den Korridor hinaustrat.
    Der zweite Mann hieß Mark Hartem. Ein Durchschnittstyp ohne besondere Merkmale, wie es ihn zu Hunderten an Bord der SZ-1 gab. Sein Gesicht war weich und ebenmäßig, das Haar kurz geschnitten und nach hinten gekämmt. Das einzig Auffallende an ihm war das lederne Holster, in dem ein kleiner Thermostrahler steckte.
    »Meine Information ist zuverlässig«, antwortete er auf Miras Frage.
    »Aber es gibt viele Wege, die zur Verteilerstelle führen«, bemerkte Horm Brast.
    »Sie werden diesen nehmen, weil es der kürzeste ist.«
    Die drei bewegten sich durch einen Teil des Schiffes, für den überwiegend große Räumlichkeiten charakteristisch waren. Früher mochten hier Werkstätten oder Laboratorien gewesen sein, aber nun war von alldem kaum noch etwas zu erkennen. Mehrere Generationen hatten die Einrichtungsgegenstände demontiert. Was dabei aus den Werkzeugen und Instrumenten geworden war, konnte niemand sagen. Die SOL-Farmer lagerten hier Düngemittel und Samen.
    »Es stinkt«, bemerkte Mira Willem beiläufig und rümpfte die Nase. Mark Hartem hielt sie an der Schulter fest und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen.
    »Wo an Bord der SOL stinkt es nicht?«, fragte er.
    »Wie meinst du das?«
    »So, wie ich es sage. Dieses Schiff verfault von innen heraus.«
    »Du bist zynisch«, platzte Mira heraus. Hartem schwieg
    Etwa hundertfünfzig Meter vor ihnen mündete der Hauptkorridor in eine von ihrem augenblicklichen Standort aus nicht zu überschauende Halle. Im Schein der Kunstsonnen waren nur die zwei Meter hohen Fruchtstände der Birnen zu erkennen. Ein Weg führte durch das ausgedehnte Feld hindurch und verlor sich in der Ferne.
    Auf Höhe einer seitlichen Nische hielt Hartem an. Neben technischen Geräten, deren Sinn und Zweck ihm fremd waren, barg sie auch einen halb zerstörten Interkomanschluss.
    »Hier bleiben wir«, entschied er.
    »Du willst warten? Wie lange?«, fragte Mira überrascht.
    »Notfalls die ganze Nacht.«
    »Und wenn man uns entdeckt?«
    Mark Hartem grinste. »Du vergisst, dass man die Brüder und Schwestern der fünften Wertigkeit fürchtet. Niemand weiß, ob es uns wirklich gibt. Aber gerade Gerüchte verbreiten Angst und Schrecken. Troiliten werden nicht umsonst für die meisten Todesfälle an Solanern und sogar an SOLAG-Mitgliedern verantwortlich gemacht. Man munkelt, dass wir die eigentliche

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