Atlan TH 0006 – Stadt der Freien
ein besserer Mummenschanz. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles nur der allgemeinen Belustigung dient.«
»Ich wüsste auch gar nicht, wer sich daran belustigen sollte«, meinte Gavro Yaal und erhob sich ebenfalls. »Außer Kelshur lebt doch angeblich niemand im Bezirk der Geister.«
Drei leuchtende Schemen näherten sich den Männern. Zwei von ihnen hatten die ungefähre Form schlanker, zwei Meter großer Pilze, der andere ähnelte in seinen Umrissen einer Qualle.
Atlan und Gavro Yaal zogen ihre Impulswaffen. Joscan Hellmut richtete sich ebenfalls auf und starrte die Erscheinungen aus geweiteten Augen an.
Die Geister kamen bis auf etwa drei Meter heran, dann schwenkten sie nach links und schwebten an den Männern vorbei. Aber schon nach wenigen Sekunden kehrten sie wieder um.
»Sie greifen uns nicht an«, flüsterte Joscan Hellmut. »Wahrscheinlich wollen sie nur herausfinden, wie wir auf sie reagieren. Glaubt ihr, dass es sich um Lebewesen handelt?«
»Nein«, sagte Atlan und deutete auf eine Stelle des Bodens, die ungefähr fünfzehn Meter von ihm entfernt war. »Es handelt sich um Projektionen, die von mobilen Bildgeräten erzeugt und gesteuert werden.«
Gavro Yaal und Joscan Hellmut blickten in die von Atlan angezeigte Richtung. Sie entdeckten drei kleine Gleiskettenfahrzeuge, auf denen langsam kreisende Metallkegel angebracht waren. Die Fahrzeuge waren etwa vierzig Zentimeter lang, zwanzig Zentimeter breit und ohne Antennen circa fünfzehn Zentimeter hoch. Sie rollten langsam in Richtung einer der nächsten Gassenmündungen, und in diese Richtung bewegten sich auch die drei Geister, die bis in die Nähe der Männer gekommen waren.
»Das sind Spielzeuge«, meinte Gavro Yaal und lachte. »Ich könnte so einen mobilen Projektor mit einem Fußtritt umstoßen oder ihm die Kegelantenne verbiegen.«
»Beherrsch dich«, sagte Atlan. »Übrigens scheint es nur wenige dieser mobilen Projektoren zu geben. Die Mehrheit der Geräte ist wahrscheinlich in Häusern installiert.«
»Gehen wir hin und sehen sie uns an«, schlug Gavro Yaal unternehmungslustig vor.
Atlan nickte, doch dann stutzte er. »Das ist doch ein Roboter, der dort hinten aus der Gasse kommt«, rief er. »Und wenn mich nicht alles täuscht, ist es Kuno!«
»Tatsächlich«, rief Gavro Yaal Sekunden später. »Und er kommt genau auf uns zu. Gehen wir ihm entgegen.«
Sie setzten sich in Bewegung. Der kleine Roboter schien sie gesehen zu haben, denn er fuchtelte plötzlich aufgeregt mit seinen Armen herum und beschleunigte mit seinem typischen Watschelgang.
»Weg hier!«, pfiff er. »Verschwindet! Sofort ins Haus! Seid ihr wahnsinnig, hier draußen einfach so herumzulaufen?«
Die drei Männer blieben stehen.
»Wahnsinnig?«, rief Gavro Yaal erbost. »Wer hat sich denn einfach in Luft aufgelöst und uns zurückgelassen? Warum hast du uns nicht gewarnt?«
Kuno hielt so ruckartig an, dass seine Gelenke knirschten. »Das tue ich doch gerade«, pfiff er. »Kehrt sofort ins Haus zurück! Ihr schwebt in großer Gefahr!«
»Blödsinn«, widersprach Gavro Yaal. »Diese Geisterprojektionen sind harmlos und tun uns nichts. Das habe ich gern. Erst abhauen, ohne ein Wort zu sagen, und dann große Reden schwingen.«
Der Arkonide hörte nicht mehr zu. Er lauschte plötzlich auf etwas anderes.
»Was ist denn nun?«, fragte Gavro Yaal. »Gehen wir weiter oder nicht?«
»Nein«, antwortete der Arkonide. »Ich höre etwas, und wenn du nicht ständig hier herumbrüllen würdest, könntest du es ebenfalls hören. Da kommt eine ganze Armee von Robotern in unsere Richtung marschiert. Seid ihr denn taub?«
Gavro Yaal und Joscan Hellmut horchten stumm in die Nacht hinaus.
»Die Geräusche werden immer lauter«, meinte Atlan. »Das müsst ihr doch mitkriegen ...«
»Ich habe euch doch gesagt, dass Gefahr droht«, pfiff Kuno.
»Jetzt höre ich es auch«, sagte Gavro Yaal. »Hm, das könnten tatsächlich Roboter sein. Eine ganze Menge sogar.«
»Kehrt endlich ins Haus zurück, bevor es zu spät ist«, mahnte der Kleine.
»Roboter«, sagte Joscan Hellmut. »Jede Menge. Aber warum? Wozu auf einmal dieser Aufmarsch?«
»Ich hatte euch davor gewarnt, die Maschinen im Turm anzurühren«, erklärte Kuno.
»So ist das also«, sagte Atlan. »Und ich hatte angenommen, die Suche nach uns wäre längst eingestellt worden. Wir werden wohl oder übel ins Haus zurückkehren müssen.« Er blickte Kuno an. »Aber sind wir dort wirklich vor den Verfolgern
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