Atlan TH 0007 – Flucht der Solaner
eine möglichst große Entfernung zwischen uns und die Maschinen bringen.« Er streckte die Hand aus und zog Atlan über die Böschung nach oben. Joscan Hellmut und Bjo Breiskoll folgten. Gavro Yaal suchte offenbar im Wasser nach etwas, tauchte kurz unter und kam dann fluchend wieder an die Oberfläche. In der Hand hielt er seine Lähmwaffe.
Schon nach wenigen Metern klebten die winzigen Nadeln der umstehenden Bäume an Stiefeln und Hosenbeinen fest. Die Kleidung trocknete schnell, doch die Stiefel gaben bei jedem Schritt quietschende Geräusche von sich. Atlan sog die klare, nach Harz und Holz duftende Luft tief in seine Lungen.
In diesem Moment ertönte über ihnen ein Summen.
»Ein Gleiter!«, rief der Katzer.
»Haltet euch dicht an die Stämme«, wies sie Akitar an. »Dort ist die Deckung besser«. Der Chailide huschte mit wenigen eleganten Sprüngen von Baum zu Baum. Atlan und Bjo Breiskoll folgten so schnell wie möglich. Unter ihren Sohlen federte die dicke Decke der abgeworfenen Nadeln. Ab und zu flatterte ein Vogel durch die Äste. Erneut zog ein Gleiter in langsamem Flug über sie hinweg. Das Summen der Maschine wurde leiser und verlor sich schließlich im Rauschen des Windes.
Wahrscheinlich rechneten die Maschinen damit, dass ihnen einige Stadtbewohner entkommen waren, und suchten nun die nähere Umgebung ab. Atlan fragte sich, wie viele der Flüchtlinge es wohl geschafft hatten.
»Es wird erst dann richtig gefährlich, wenn sie Roboter absetzen, die den Wald durchkämmen«, rief Akitar. »Vorerst schützt uns das Blätterdach. Es ist für die Optiken der Gleiter zu dicht.«
»Ich habe nichts anderes erwartet«, sagte Atlan grimmig. »Die Jagd auf uns geht weiter.«
Zehn Minuten später waren sie wieder unterwegs. Während Akitar sie durch den Wald führte, dachte der Arkonide an ihren Marsch durch die Wüste, der erst wenige Tage zurücklag. Hatten sie seitdem etwas erreicht? Waren sie vorangekommen?
Vor ihm lief Joscan Hellmut. Er blieb mit dem Fuß an einer Bodenwurzel hängen, stolperte und stürzte zu Boden. Mit einem Fluch auf den Lippen rappelte er sich wieder auf. Sein Blick traf sich mit dem Atlans.
»Verdammter Planet!«, stieß der Kybernetiker hervor – und der Unsterbliche kam nicht umhin, ihm diesmal aus vollem Herzen beizupflichten.
7.
Nach vier Stunden ordnete Atlan die erste Rast an, denn er sah, in welcher Verfassung sich seine Gefährten befanden. Dankbar suchten sich die Männer geeignete Plätze und ließen sich im Schatten der Bäume nieder. Bjo Breiskoll, Joscan Hellmut und Gavro Yaal litten mehr unter den Strapazen der überstürzten Flucht, als sie zugaben. Selbst der durchtrainiert wirkende Bjo Breiskoll zeigte immer deutlichere Anzeichen der Erschöpfung.
Verwundert war der Arkonide darüber nicht. Ihre Heimat war die SOL. Auf der Oberfläche eines Planeten fühlten sie sich nicht wohl. Das Gefühl der Grenzenlosigkeit, das sie bereits empfinden mussten, wenn sie nur den Kopf hoben und in den Himmel starrten, musste ihnen Albträume bescheren.
Hinzu kam außerdem noch ein weiterer Faktor. Das Trio gehörte zu den sogenannten Schläfern . Vor 182 Jahren hatte der damalige SOL-Kommandant Cleton Weisel die drei Solaner in Tiefschlaf versetzen lassen. Sie waren seine Gegner gewesen, und es hatte für ihn keinen besseren Weg gegeben, sich seiner ungeliebten Widersacher zu entledigen. Erst auf das Drängen Atlans hin waren sie geweckt worden. Während die Zwillinge Sternfeuer und Federspiel in ihrer ersten Panik geflohen und in den verzweigten Korridoren und Gängen des gewaltigen Raumschiffs verschwunden waren, hatten sich Gavro Yaal, Joscan Hellmut und der Katzer dem Arkoniden angeschlossen.
Vermutlich bereuten sie ihre Entscheidung bereits. Andererseits waren sie Fremde in einer fremden Welt. Nach fast 200 Jahren lebte niemand von denen mehr, die sie einst gekannt hatten. Sie mussten sich unendlich einsam fühlen – immerhin ein Zustand, in den sich der Arkonide sehr gut hineinversetzen konnte.
Nun waren sie auf der Flucht. Die Roboter des Herrn in den Kuppeln jagten sie durch einen von Minute zu Minute dichter und verfilzter werdenden Wald, aus dem es kein Entrinnen zu geben schien. Ohne Akitar als Führer wären sie längst verloren gewesen.
Atlan betrachtete den Chailiden, von dem er noch nicht sicher wusste, aus welchen Motiven heraus er ihnen seine Hilfe angeboten hatte. Akitar schien keine Müdigkeit zu kennen. Seine weit auseinander stehenden,
Weitere Kostenlose Bücher