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Atme nicht

Atme nicht

Titel: Atme nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer R. Hubbard
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wieder dort hinzugehen. »Ich hab einfach gedacht, dass es mir Spaß machen würde.« Das entsprach der Wahrheit. Trotzdem brachte ich das Wort »Spaß« kaum heraus, weil sie so entsetzt dreinblickten. »Vor ein paar Wochen hat Mom gesagt, dass ich euch nie erzähle, was ich gern möchte.«
    Schweigend aßen sie weiter. Meine Mutter schnitt ihre Bohnen in gleich große Teile, während das Gesicht meines Vaters immer noch leichenblass war. Okay, ich hatte also meinen Eltern erzählt, was in mir vorging. Nur dass das total schiefgelaufen war.
    »Hast du schon mit Dr. Briggs darüber gesprochen?«, wollte Dad wissen.
    »Die hat diesen Monat Urlaub.«
    »Da brauchen wir gar nicht erst groß zu diskutieren«, sagte Mom, »weil Ryan das nicht machen wird. Ohne die Erlaubnis der Eltern würde man einen Jungen in diesem Alter nirgendwo aus einem Flugzeug springen lassen, und die werden wir ganz gewiss nicht erteilen, stimmt’s? «
    »Warum siehst du mich denn so an?«, entgegnete Dad.
    »Weil du derjenige bist, der ihn ständig antreibt. Dauernd sagst du zu mir, wir müssen ihm vertrauen. Er soll sein Leben selbst bestimmen. Und dabei kommt dann solcher Unsinn heraus.« Sie atmete scharf ein und griff nach ihrem Glas Milch.
    Mein Vater legte Messer und Gabel hin und sah mich unverwandt an. »Ryan.«
    »Ja?«
    »Bist du sicher, dass du nicht mit dem Gedanken spielst …« Anscheinend wartete er darauf, dass ich den Satz beendete. Als ich das nicht tat, stieß er hervor: »Eben hast du gesagt, du möchtest aus einem Flugzeug springen. Hast du dann vor, auf dem Weg nach unten die Reißleine zu ziehen?«
    Ich verschluckte mich und hustete Bohnen- und Kürbisstücke auf den Teller. »Was?«
    Er schob mir mein Glas mit Milch hin. »Du hast gehört, was ich gesagt habe.«
    Ich trank einen Schluck Milch und räusperte mich. Die Augen meiner Mutter waren riesig, ihr Gesicht grünlich gelb. Hätte ich dieses Thema bloß nie zur Sprache gebracht! »Natürlich werde ich die Reißleine ziehen! Außerdem macht man fast überall einen Tandemsprung, da zieht der Lehrer die Leine. Diese Frage stellt sich überhaupt nicht.«
    »Ich verstehe nämlich nicht, warum du etwas so Gefährliches ausprobieren möchtest«, erklärte er.
    »Meine Güte, ich hab einfach gedacht, dass es Spaß machen würde. Und für so gefährlich halte ich es gar nicht. Jedenfalls hört man fast nie von Unfällen. Autofahren ist viel gefährlicher und das tust du ja ständig.«
    Vielleicht hätte ich das nicht sagen sollen, weil es ihn an die Garagengeschichte erinnerte. Nachdem er mich noch eine Weile durchdringend angesehen hatte, trank er bedächtig einen großen Schluck Milch. »Nun, die Antwort ist nein.«
    »Ja, hab ich schon mitbekommen.«
    Ohne ein Wort zu sagen, aßen wir weiter. Nur das Kratzen und Klappern des Bestecks war zu hören.
    Ich hatte wirklich vor, die Reißleine zu ziehen. Etwas anderes war mir nie in den Sinn gekommen. Und obwohl ich es erstaunlich fand, dass mein Vater annahm, ich würde die Leine nicht ziehen, war es wahrscheinlich gar nicht so erstaunlich. Weil die Leute jetzt bei mir ständig mit so was rechneten. Möglicherweise würde das ewig so weitergehen. Wenn sie über mich Bescheid wussten, hielten sie nach bedenklichen Anzeichen Ausschau und sahen sie auch dann, wenn sie gar nicht vorhanden waren.
    Sobald ich in meinem Zimmer war, schickte ich Jake einen Videoclip, in dem jemand Kohlrüben aus einem Hubschrauber warf.
    »Was gibt’s Neues?«, schrieb er.
    »Nicht viel.« Fast hätte ich ihm erzählt, dass ich Val morgen sehen würde, aber ich wollte nicht, dass er sich ausgeschlossen fühlte. Wenn er und Val sich ohne mich getroffen hätten, dann hätte mir das schwer im Magen gelegen. »Und bei dir?«
    »Nur Scheiß. Mein Großartiger Bruder hat gerade in einem beknackten Fußballcamp eine beknackte Trophäe gewonnen. Muss ungefähr seine 457. sein.«
    Jakes Bruder war auch unter dem Namen der Prachtkerl, der Perfekte Sohn und der Junge-dem-alles-gelingt bekannt. »Aber fliegen kann er nicht, oder?«
    »Vielleicht doch. Er hat’s bloß noch nicht PROBIERT.«
    »Übrigens, glaubst du, es ist verrückt, wenn man aus einem Flugzeug springen möchte?«
    »Ja.«
    »Mit einem Fallschirm, meine ich.«
    »Ist trotzdem verrückt.«
    »Meinst du nicht, es könnte Spaß machen?«
    »Willst du damit sagen, du möchtest aus einem Flugzeug springen?«
    »Ja, aber meine Eltern erlauben es nicht.«
    »Ist ja wahnsinnig überraschend! Hört sich

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