Atomgewicht 500
jetzt sitzen wir hier fest und vertrödein die Zeit! Ich muß weiter! Was soll jetzt geschehen?”
Lawrence sah ihn zweifelnd an.
„Ich weiß nicht, ob Mr. Spinner mit Ihrer Fahrt nach Detroit einverstanden sein wird. Sie setzen dabei Ihre Freiheit aufs Spiel, Herr Doktor.”
„Das geht weder Mr. Spinner noch Sie etwas an!” fuhr ihm der Doktor in seine Rede. „Ich muß nach Detroit, ich will nach Detroit, und so oder so werde ich hinkommen!”
Lawrence sah ein, daß es nur mit Gewalt möglich gewesen wäre, den Doktor an der Fahrt zu hindern, und das wollte er nicht auf seine Kappe nehmen.
„Ich habe Sie gewarnt, Herr Doktor”, begann er vorsichtig.
„Ihre Warnungen sind überflüssig”, unterbrach ihn Dr. Wandel ungeduldig, „ich habe dringend mit Clayton zu sprechen, ich muß nach Detroit.”
„Dann aber nicht mit Smith, Herr Doktor, sondern mit uns und unter unserm Schutz.”
„Wie ich hinkomme, ist mir egal, Mr. Lawrence. Nur endlich vorwärts! Während wir hier sprechen, vergeht eine Viertelstunde nach der anderen.”
„Los, Jungens! Mal schleunigst das Reserverad aufgesetzt. Könntet schon längst dabei sein!” Willig gehorchten sie seinen Anordnungen, ohne sich weiter um Smith zu kümmern. Witterten sie doch die Möglichkeit, mit guter Art aus der üblen Sache herauszukommen. In wenigen Minuten war das beschädigte Rad ausgewechselt.
„Nun mal die Leine her!” kommandierte Lawrence weiter. „Ihr werdet uns nach Irontown einschleppen. Gleich rechts an der Hauptstraße liegt die Werkstatt von Patterson, dahin bringt ihr uns. Bitte, Herr Doktor”, er deutete auf den zweiten Rücksitz, „wollen Sie neben mir Platz nehmen?”
Vor der Werkstatt in Irontown warf Gordon das Schleppkabel los, und die braune Limousine rollte allein weiter.
Lawrence hatte mit dem Inhaber der Werkstatt zu verhandeln. Der Kühler des Hundertvierzigpferdigen war hoffnungslos zerstört, eine Reparatur ausgeschlossen. Aber die Werkstatt hatte ein reichhaltiges Lager von Ersatzteilen, und glücklicherweise fand sich auch ein passender Kühler darunter. Schon zischten die Flammen der Blaubrenner, um die Lötungen zu lösen. Der alte Kühler flog in die Ecke, der neue kam an seine Stelle. Schrauben wurden festgezogen, noch einmal traten die Lötflammen in Tätigkeit, und dann — nicht länger als fünf Minuten hatte das Ganze gedauert — war die Reparatur vollendet. Während einer der Werkleute Wasser in den neuen Kühler füllte, drückte Lawrence dem Meister eine Banknote in die Hand. Ein kurzes Winken noch. Schon sprang der Motor an, und weiter ging die Fahrt, reichlich schnell schon in den Straßen von Irontown, in einem Höllentempo, sobald sie die Stadt hinter sich hatten.
„Fabelhaft, Mr. Lawrence!” sagte Dr. Wandel mit einem Blick auf den Geschwindigkeitsmesser.
„Hundertvierzig Pferde laufen schneller als hundert, Herr Doktor”, wehrte Lawrence das Lob Dr. Wandels ab.
Die braune Limousine bog kurz hinter der Werkstatt in eine Seitengasse ein und erreichte auf Umwegen wieder die von Irontown nach Salisbury führende Landstraße. Dort machten sie halt. Johnson ließ die Hände vom Steuer sinken und drehte sich um.
„Was jetzt?” fragte er.
„Mit Detroit funken!” antwortete Smith lakonisch. Johnson und Baldwin stiegen aus und machten sich an dem Wagen zu schaffen. Eine Kurbel wurde gedreht, ein Funkmast wuchs neben der Motorhaube in die Höhe, und es zeigte sich, daß die braune Limousine außer manchen andern Dingen auch eine vollständige Kurzwellenstation an Bord hatte. Baldwin schaltete und stöpselte, Smith schob sich die Kopfhörer über die Ohren, und dann begann die Morsetaste unter seinen Fingern zu klappern.
Dreimal jagte der mit dem Nachtdienst der Sicherheitsabteilung verabredete Anruf aus der Wagenantenne. Darauf ein schnelles Umschalten auf Empfang. Ein Lauschen am Telephon. Die Abteilung meldete sich, die Verbindung war hergestellt. Rastlos ließ Smith die Taste weiterklappern, und eine lange Geschichte trugen die kurzen Wellen durch den Äther.
Mechanisch las der Telegraphist die Buchstaben und Worte ab, ohne ihren Sinn zu begreifen. Was sollte das heißen? Dr. Wandel nicht nach Salisbury zurückgekehrt?
Mit dem Wagen und den Leuten der Company nach Nordwesten weitergefahren? Auf dem Wege zu Direktor Clayton...
„Gegen vier Uhr kann der Wagen in Detroit sein”, endete der Funkspruch. Bis dahin waren es noch drei Stunden, Zeit genug, um zu handeln und alle Vorbereitungen
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