Atomgewicht 500
Gefäß ab und legte sie beiseite.
„Doktor Wandel! Sie versuchen Gott!” stöhnte Clayton.
„Es muß sein, Clayton.” Während der Doktor es sagte, fegte er die letzten Staubreste aus der Mühle auf einen Bogen Papier, faltete ihn zusammen und steckte ihn zu dem übrigen in das Glas.
„Und das muß auch noch mit”, murmelte er vor sich hin und steckte auch den Flügel hinein. „So, Clayton, jetzt wären wir wohl fertig... Halt, was ist das da? Oh, hier ist ja auch noch etwas Verdächtiges.” Er griff nach den Mensuren, in die sich McGan Proben für weitere Versuche abgewogen hatte, und packte sie in das Gefäß.
„Jetzt sind wir fertig, Clayton, kommen Sie!”
Clayton hätte im Werk zurückbleiben und den Doktor mit seiner Brand und Tod bedeutenden Last allein wegfahren lassen können.
War es ein Versagen seiner Nerven nach Minuten hochster Erregung, eine bis zur Willenlosigkeit gehende Erschlaffung, die ihn im gegebenen Augenblick hinderte, das Nächstliegende zu tun? Oder war es das in seinem Unterbewußtsein wirkende Verlangen, zu erfahren, was weiter geschehen würde? Wie unter einem fremden, ihm selber unerklärlichen Zwang folgte er dem Doktor in den Wagen und nahm neben ihm Platz. Wie gebannt blickte er auf die beiden unheilschwangeren Gläser, die Dr. Wandel vorsichtig auf seinem Schoß hielt, während der Wagen sich in Bewegung setzte und aus Detroit hinausrollte.
Auf der offenen Landstraße wollte Gordon das Tempo steigern.
„Fahren Sie vorsichtig! Wir haben Dynamit an Bord!” rief ihm Dr. Wandel zu. Die Worte rissen Clayton aus seiner Versunkenheit.
„Was wollen Sie tun, Doktor? Wohin fahren wir?”
Es waren die ersten Worte, die er seit dem Verlassen des Werkes sprach.
„Wir fahren zu einem Mann, Clayton, der Ihnen wahrscheinlich nicht unbekannt ist, Ihr Mr. Smith kennt ihn jedenfalls recht gut. Wir sind auf dem Wege zu Joe Schillinger am Saint-Clair-See.”
Clayton zuckte zusammen, als er den Namen Schillinger hörte. „Was wollen Sie dort tun?” wiederholte er seine Frage.
„Sie werden es sehen, Clayton, wenn wir dort sind und alles so vorfinden, wie ich es erwarte.”
Während der Wagen weiterrollte, begann sich der Honzont im Osten aufzuhellen. Ein lichter Streif kündete den nahenden Morgen an, färbte sich und schimmerte schon leicht rosig, als der Wagen die Brücke über den Stichkanal erreichte und auf das weite ebene Feld neben Schillingers Fabrik fuhr.
Im leichten Frühnebel verschwammen die Umrisse der Werkgebäude, in tausend Perlen schimmerte der Morgentau auf der Wiese. Silhouettenhaft hob sich, noch ein paar hundert Meter entfernt, die Form eines Flugzeuges vom dunklen Westhimmel ab.
„Was wollen Sie tun, Doktor Wandel?” fragte Clayton zum drittenmal, als der Wagen neben der Flugmaschine hielt.
„Sie müssen mitkommen, wenn Sie es sehen wollen, Clayton”, sagte der Doktor und winkte Joe Schillinger zu, der neben dem Flugzeug stand.
„Hallo, Schillinger, meinen Funkspruch richtig bekommen? Startbereit?” rief er Schillinger zu und verließ den Wagen so vorsichtig, als ob er nicht ein paar Glasgefäße, sondern ein krankes Kind in seinen Armen trüge.
Clayton fühlte sich von einem Wirbel widerstrebender Empfindungen hin und her gerissen. Sollte er hierbleiben, sollte er den Flug mitmachen? Gefahr war dort, aber Gefahr war auch hier. Wieder tat er, was er vor einer Minute noch von sich gewiesen hätte. Ohne sein Zutun, fast gegen seinen Willen noch formten seine Lippen die Worte: „Ich will mit Ihnen fliegen.”
Was ist denn mit mir? Bin ich hypnotisiert? dachte er im nächsten Augenblick. Aber da war es zu spät, er hatte zugesagt, und die Antwort Dr. Wandels klang ihm entgegen.
„Das freut mich, Mr. Clayton, daß Sie mitkommen. Sie werden es nicht bereuen.”
Und wie Direktor Clayton vor kurzem in den blauen Wagen gestiegen war, kletterte er jetzt in das Flugzeug und setzte sich auf den Sessel neben den Doktor. Dann knatterte der Motor, der Propeller wirbelte. Schneller und immer schneller rollte das Flugzeug über das grüne Gras. Sanfter wurde plötzlich sein Lauf, seine Räder hoben sich vom Rasen ab, und es stieg in die Luft.
„Das Schlimmste haben wir hinter uns, Clayton”, sagte Dr. Wandel, als das Flugzeug ruhig dahinschwebte. „Jetzt hoffe ich, daß wir's schaffen werden.”
In weiten Spiralen schraubte es sich empor — dreihundert Meter... fünfhundert Meter wies der Höhenzeiger. Dann stürmte es auf Ostkurs vorwärts und stieg
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