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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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gelegt hätte, die für einen einfachen Laboratoriumsdiener ein Vermögen bedeutete.
    Immer wieder kämpfte White mit dem Gedanken, alles auf eine Karte zu setzen und dem Iren einfach zu sagen: Das und das weiß ich schon. Jetzt will ich auch noch das übrige wissen. Doch jedesmal, wenn er dazu ansetzen wollte, ließ ihn ein Blick auf McGans Gesicht wieder stocken. Ein merkwürdiger, verschlossener Ausdruck in dessen Zügen hielt ihn davon ab, auszusprechen, was ihm auf den Lippen lag. Ein unbestimmtes Gefühl — fast schon Furcht — war es, daß die Antwort des anderen auf seine Frage eine schwere Niederlage für ihn bedeuten könnte.
    Niederlagen aber wünschte Tom White gerade jetzt zu vermeiden, denn der letzte Brief aus Salisbury war ihm schwer auf die Nerven gegangen. So gelangte McGan ungefragt in das Laboratorium Wilkins. White zog sich an seinen Arbeitstisch zurück, aber seine Gedanken waren nicht bei den Untersuchungen, die er hier machen sollte. Immer wieder kehrten sie zu dem letzten Brief Mr. Spinners zurück, den ihm die Frühpost gebracht hatte.
    Was da mit Hilfe der Schablone aus dem Familienbrief von Onkel Joshua herauskam, war ein unverhüllter Tadel des Nachrichtenchefs. Eine scharfe Aufforderung an White, die Zeit nicht mit unnützen Vorbereitungen zu vertrödeln, sondern endlich Tatsachen und positives Material zu liefern. White rief sich die Vorgänge in die Erinnerung zurück. Dieser ihm so unsympathische Brief war die Antwort auf den Bericht, der mit seinem Zusammensein mit Wilkin endete. Aber wenige Stunden später hatte er ja schon wieder berichtet — über das nächtliche Experiment —, hatte Aufzeichnungen Dr. Wandels gesandt. Das waren doch Leistungen, die ihm ein anderer erst mal nachmachen sollte! Mit Ungeduld erwartete er die Mittagspause, um in seine Wohnung zu eilen und nach seiner Post zu sehen. Vielleicht, daß die Antwort auf seinen letzten Bericht schon da war.
    *
    Achtlos legte Professor Melton ein Schreiben beiseite, das ein Bote aus der Stadt gebracht hatte.
    „Mr. White bittet, ihn für heute nachmittag zu entschuldigen”, sagte er zu Wilkin, „er hat starke Kopfschmerzen.”
    „Wird hoffentlich bald vorübergehen”, meinte der Assistent und warf den Brief in den Papierkorb, „ist doch sonst ein ganz tüchtiger Mensch. Es wäre gut, wenn wir ihn bald mal nach Salisbury schicken könnten.”
    *
    Während dieses Gesprächs befand sich Tom White nicht in seiner Wohnung, und er hatte auch keine Kopfschmerzen. Vielleicht aber hätten Professor Melton und Wilkin welche bekommen, wenn sie um seine Korrespondenz und sein augenblickliches Tun gewußt hätten.
    White saß im Restaurant des Flugplatzes von Detroit und blickte unentwegt nach dem Horizont, obwohl zu dieser Zeit kein Verkehrsflugzeug zu erwarten war.
    Ungeduldig zog er von Zeit zu Zeit die Uhr — ein Viertel auf zwei... einhalb zwei... Fern im Südosten wurde ein schimmerndes Pünktchen am Himmel sichtbar, wurde schnell größer, kam immer näher und war nun ein schnittiger Eindecker, der über dem Flughafen kreiste. Im Gleitflug kam die Maschine herab, setzte auf und rollte auf dem Flugfeld aus.
    Nur ein einziger Mann entstieg dem Flugzeug und schritt auf das Restaurant zu. Ein langer, bis zu den Füßen reichender Staubmantel verhüllte seine Gestalt, Autokappe und Schutzbrille verdeckten den größten Teil seines Gesichtes. Am Ausgang des Flugplatzes empfing ihn White.
    „Mein Auto wartet draußen, Mr. Slawter, wir können gleich zu mir fahren.”
    Auf der Fahrt vom Flugplatz zur Stadt fiel kaum ein Wort im Wagen. Die Blätter mit den letzten Formeln Dr. Wandels, die White ihm gleich zu Beginn übergeben hatte, nahmen Slawter vollständig in Anspruch. Wie aus einem Traum erwachte er, als das Auto vor dem Hause Tom Whites hielt.
    „Soll der Wagen warten?” fragte White.
    „Nein — ja — nein...”
    Robert Slawter war unschlüssig.
    „Ich verstand, daß Sie den Stoff sofort im Flugzeug mit nach Salisbury nehmen wollten”, versuchte ihm White nachzuhelfen. Slawter fuhr sich über die Stirn, als wolle er Ordnung in seine widerstreitenden Gedanken bringen. Nach geraumer Zeit antwortete er. „Sie haben recht, Mr. White. Lassen Sie den Wagen warten.”
    White schloß die Tür zur Wohnung auf und ließ seinen Gast eintreten.
    „Wo haben Sie die Probe?”
    „Nebenan im Baderaum!” Eine leichte Verlegenheit zeigte sich in den Zügen Whites, während er weitersprach. „Ich wußte mir nicht anders zu

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