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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Fletcher ansah, bewirkten, daß der Ingenieur sofort das verlangte Versprechen gab.
    „Es ist gut, Sir”, nickte Dowd. „Wollen Sie, Herr Doktor”, wandte er sich an Dr. Wandel, „Mr. Fletcher nun erklären, wie Sie den Versuch weiter gestalten wollen.”
    »Ich bitte Sie, Mr. Fletcher, den Dampf aus diesem Kessel ohne Benutzung der Ringleitung direkt auf eins der zehntausendpferdigen Turbo-Aggregate zu geben”, sagte der Doktor. „Ich muß Sie auch bitten, die erforderlichen Ventilbewegungen selber zu machen. Ihre Belegschaft soll von diesen Dingen möglichst wenig sehen und hören.”
    „Sofort, Herr Doktor”, erwiderte Fletcher und kletterte auf derselben Leiter empor, die vor einiger Zeit Dr. Wandel mit seinen Begleitern benutzt hatte. Er mußte hier ein paar Ventile zuund ein anderes aufdrehen. Dann kam er wieder herunter, eilte in den neben dem Kesselhaus liegenden Turbinensaal, schaltete auch dort an Ventilen, kehrte zurück und meldete:
    „Das Aggregat läuft unter voller Last von diesem Kessei.” Sein Atem ging stoßweise, während er die Worte hervorbrachte. Er wußte selber nicht: kam es von seinem Lauf oder von der Aufregung über das Unerklärliche, Ungeheuerliche, das er soeben miterlebt hatte? Immer wieder kreisten seine Gedanken um den einen Punkt: ein Kessel, unter dem keine Feuer brennen, treibt eine zehntausendpferdige Maschine.
    Seine Augen gingen zu den Meßinstrumenten. Der Dampfdruck in diesem verhexten Kessel machte nicht die geringste Miene zu fallen, im Gegenteil, er stieg immer höher. Schon überschritten die Zeiger die roten Warnungsstriche auf ihren Skalen.
    „Schalten Sie noch ein zweites Aggregat von derselben Größe auf den Kessel, Mr. Fletcher!” sagte Dr. Wandel. Ohne Widerspruch führte der Ingenieur den Auftrag aus. Er dachte im Augenblick gar nicht mehr daran, daß dieser Kessel nach seinen Rostund Heizflächen überhaupt nur für die Speisung eines Aggregates bemessen war. Die für ihn ganz unerklärlichen Vorgänge hatten ihn völlig verwirrt. Dowd aber konnte seine Verwunderung nicht verbergen.
    „Wie ist es möglich, Doktor”, fragte er, „daß der Kessel das Doppelte von dem leistet, für das er gebaut ist?”
    Der Doktor zog ihn zur Seite und flüsterte ihm zu:
    „Er könnte ein Vielfaches leisten. Wir könnten mit dem einen Kessel auch die dreihunderttausend Pferdestärken des ganzen Kraftwerkes leisten. Es wäre dazu nur nötig, ein paar Gramm mehr von dem Stoff in das Wasser zu werfen.”
    Einen Augenblick stand Dowd sprachlos, dann flüsterte er zurück: „Wirklich, Herr Doktor? Das ist wunderbar. Warum tun wir's nicht?”
    „Weil es vorläufig noch zu gefährlich wäre, Mr. Dowd. Wir stehen erst am Anfang der neuen Technik. Es wird noch viel Entwicklungsarbeit kosten. Sie sehen ja, daß ich mich auch geirrt habe. Ich habe die Pille für die Leistung von zehntausend Pferdestärken abgewogen, aber der Energiestrom fließt in den ersten Stunden doch stärker ab. Ein Glück, daß wir hier ein zweites Aggregat zur Verfügung haben, um den überschüssigen Dampf loszuwerden. Andernfalls hätte der Kessel böse abgeblasen.”
    „Ich glaube, ich werde verrückt”, sagte zur selben Zeit Fletcher zu Robert Slawter und faßte sich verzweifelt an den Kopf. „Um alles in der Welt bitte ich Sie: Wie ist so etwas möglich? Kein Feuer auf den Rosten, und der Kessel liefert Dampf für zwanzigtausend Pferdestärken. Geben Sie mir eine Erklärung dafür!”
    „Ich will es versuchen, Mr. Fletcher. Die Sache ist einfach die: das Feuer liegt nicht auf den Rosten, es steckt im Kesselwasser selber.”
    „Mir unverständlich, Mr. Slawter. Da bin ich genauso klug — oder so dumm wie vorher.”
    „Haben Sie schon mal etwas von Atomenergie gehört, Mr. Fletcher?”
    Der Ingenieur schüttelte den Kopf. „Gehört habe ich allerlei, habe es aber bis jetzt für Schwindel gehalten.”
    „War eine falsche Meinung von Ihnen, Sir, lassen Sie sich eines Besseren belehren. Wir haben dem Wasser in diesem Kes sel eine Substanz zugefügt, die Atomenergie in Form von Wärme in genügender Menge erzeugt, um den Dampf für zehn- bis zwanzigtausend Pferdestärken zu liefern.”
    Fletcher öffnete den Mund und vergaß, ihn wieder zu schließen.
    „Fassen Sie sich, Mann, und hören Sie aufmerksam zu”, fuhr Slawter in seiner Erklärung fort, „das Weitere geht Sie persönlich an. Wir haben die Quelle der Atomenergie in dem Kessel da aufgedreht, aber wir können sie nicht nach

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