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Atomgewicht 500

Atomgewicht 500

Titel: Atomgewicht 500 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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neuen Stoffes auf die photographische Platte zu bannen. Direktor Clayton war nicht zufrieden und machte aus seiner Meinung kein Hehl.
    Dabei tat er dem Assistenten in diesem Falle bestimmt Unrecht. In der Flüssigkeitsmenge, die Wilkin zur Untersuchung erhalten hatte, befanden sich ja nur unvorstellbar geringe Mengen jenes neuen strahlenden Stoffes, den Dr. Wandel in Salisbury hergestellt hatte. Nur wenige Millionstel eines Milligramms enthielt die Flüssigkeit, und es war ein chemisches Meisterstück, den neuen Stoff so nachzuweisen, wie Wilkin es getan hatte. Aber Clayton war anderer Meinung, und Clayton war Direktor. Also behielt er recht, und Wilkin kehrte in einer wenig rosigen Laune in sein Zimmer zurück.
    Auch die Stimmung McGans war nicht sehr hoffnungsvoll, obwohl sich Tom White mit Rat und Tat um ihn bemühte. Für den nächsten Tag war der Versuch angesetzt, der über so vieles entscheiden sollte. McGan hatte den Autoklav aus der Dammgrube herausheben und wieder frei aufstellen lassen, wie es bei dem Experiment Dr. Wandels gewesen war. Er hatte ferner versucht, die einzelnen Phasen des Experiments mit den dazugehörigen Werten schriftlich niederzulegen, und dabei eine Unterstützung durch Tom White gefunden, die ihm bisweilen ans Wunderbare zu grenzen schien. Wo sein eigenes Gedächtnis versagte und er unsicher wurde, sprang White mit Zahlen und Werten ein, als ob er bei dem damaligen nächtlichen Versuch selber mitgeholfen hätte, und er nahm dem Iren dadurch manche Sorge von der Seele.
    Blieb nur noch die schwierige Frage der Elektrodenstifte. McGan wußte nur, daß sie damals aus einem dunkel schimmernden Metall bestanden. Tom White hatte aus Salisbury außer einer schriftlichen Anweisung, aus der er seine Weisheit schöpfte und an McGan weitergab, auch noch ein paar solcher Stifte erhalten, aber er war vorläufig noch unschlüssig, wie er damit operieren sollte. Er konnte einfach so tun, als ob er sie nachträglich beim Kramen in dem Zimmer des deutschen Doktors gefunden hätte, aber nach reichlicher Überlegung sah er davon ab, denn die Möglichkeit, sich dadurch verdächtig zu machen, lag zu nahe.
    „Wenn ich nur wüßte, was für Elektroden Doktor Wandel benutzt hat!” stöhnte McGan verzweifelt.
    „Ich hörte ihn gelegentlich von Wolfram-Elektroden sprechen”, sagte White, und begierig griff der Ire diese Möglichkeit auf. Metallisches Wolfram war in dein Werk der United leicht zu beschaffen, und eine Stunde später steckten ein paar Wolfram-Elektroden in den Stromzuführungen des Autoklavdeckels.
    Für McGan war damit auch diese Sorge erledigt, doch für Tom White noch nicht. Er mußte ja die Elektroden durch jene anderen Metallstifte aus Salisbury ersetzen, ein Geschäft, bei dem Zuschauer durchaus unerwünscht waren. Er beschloß, den Austausch während der Mittagspause vorzunehmen, und blieb zu dem Zweck unauffällig in der großen Halle zurück, wie er das in den letzten Tagen aus andern Gründen schon des öfteren getan hatte.
    Kaum war er allein, als er die Schrauben an dem Autoklav löste, den Deckel mit Hilfe des Kranes heraushob und mit der Geschwindigkeit eines Taschenspielers die Stifte auswechselte. Das war glücklich gelungen, und eben wollte er den Kran mit dem schweren Deckel am Haken wieder in Bewegung setzen, als er Schritte vom andern Ende der Halle her vernahm.
    Ein heftiger Schreck fuhr ihm in die Glieder. Während er den Kranhaken niedergehen ließ, spähte er angestrengt nach der Seite hin, von der das Geräusch kam, und übersah dabei, daß die Elektrodenhalter bei Absenken des Deckels an den Autoklavkörper aneckten und sich stark verbogen.
    Allmählich verhallten die Schritte. An dem Klappen einer Tür merkte er, daß der Störenfried die Halle verlassen hatte, und er konnte sich wieder mit ungeteilter Aufmerksamkeit seiner Arbeit widmen. Der Deckel lag bereits auf der Autoklavöffnung auf. Er brauchte nur noch die schweren Schraubenmuttern aufzusetzen und fest anzuziehen. Nach kurzer Zeit war das erledigt, und aufatmend kehrte er in sein Zimmer zurück, um sich von dem ausgestandenen Schreck zu erholen — und danach noch etwas anderes vorzunehmen.
    Sein Zimmerchen im Verwaltungsgebäude hatte er ja vor einer Woche räumen müssen, und damit war sein Geheimtelephon, dem er so wertvolle Informationen verdankte, hinfällig geworden. Aber Tom White war ein rühriger Kopf und nicht gewillt, ohne weiteres auf ein so leistungsfähiges Hilfsmittel zu verzichten.
    Freilich

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