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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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ich bin ja schon still. Aber damals hast du ja wirklich zugegeben, wie deprimierend es war, nicht alles erklären zu können. Einerseits war es unmöglich, den Stein aus der Rakete zu schlussfolgern, andererseits – wie die Aufschrift erklären, selbst wenn man von der Hypothese ausgeht, dass es auf dem Mond niemals Wasser, wohl aber Menschen gegeben hat?«
    »Ich könnte dich an die Wand klatschen«, sagte Jurkowski nachdenklich, »aber ich weiß nicht, ob du davon klüger wirst ... Nein, wenden wir uns lieber wieder dem Trilobiten zu. Vielleicht steht da auch etwas geschrieben? ›Wanja + Galja = ? 2 ‹ zu m Beispiel?«
    Der seltsame Fund ging von Hand zu Hand. Auch Bykow durfte ihn bewundern. Es war ein kleiner grauer Stein, der die Form eines großköpfigen, länglichen Insekts mit zahlreichen gekrümmten Beinchen hatte. Dauge erklärte, dass dieser Vielfüßer Millionen Jahre im Boden gelegen habe und versteinert sei und dass man auf der Erde ebenfalls häufig versteinerte Lebewesen finde, die diesem ähnelten. Man nenne sie Trilobiten. Vor vielen Hundert Millionen Jahren hätten diese kleinen Tierchen die Erdozeane bevölkert und seien dann aus unbekannten Gründen ausgestorben.
    »Immer neue Rätsel!«, fuhr er mit leuchtenden Augen fort. »Die Golkonda ist ein großes Rätsel, die ›Venuszähne‹ sind ein Rätsel; die roten Wolken, das Moor, in dem die Chius steckt, die Schwarzen Stürme, das blaue Wetterleuchten – alles Rätsel! Und jetzt dieser Trilobit ... Soll denn hier wirklich einst ein Meer gewesen sein?«
    »Dein Drache, ›Ophis Dauge‹«, setzte Jurkowski die Aufzählung fort.
    »Das Rätsel Tachmasibs«, erinnerte Jermakow.
    »Rätsel, Rätsel ...«
    Bykow sagte nichts, dachte jedoch an Bogdan. Und wahrscheinlich mussten in diesem Augenblick alle an ihn denken; denn die frohe Stimmung verschwand plötzlich, und das Gespräch brach jäh ab.
    Es vergingen noch vierundzwanzig Stunden. Der Knabe rollte auf der Suche nach einem Landeplatz gemächlich westwärts. Und von Neuem machten sich die geheimnisvollen Wesen bemerkbar, die diese Gegend bewohnten. Dauge, der während eines Aufenthalts als Erster aus der Luke kletterte, wich mit einem Schrei des Entsetzens zurück: Er hatte eine riesige Schlange unter den Gleisketten des Knaben hervorkriechen sehen. Bykow drehte den Wagen auf der Stelle und wühlte eine gewaltige Kuhle in den Sand, doch das Ungeheuer hatte sich offenbar noch rechtzeitig in Sicherheit gebracht.
    Jermakow befahl dem Erkundungstrupp, die Vorsicht zu verdoppeln, und Bykow wich keinen Schritt von den Geologen. Er nahm vier Granaten mit und trug die Maschinenpistole unter der Achselhöhle, stets bereit, sie einzusetzen. Doch die Tage vergingen, und die »Drachen« blieben aus. Die Spannung ebbte allmählich ab.
    Bykow bemerkte, dass die Geologen ruhiger geworden waren und ihre Stimmung sich gebessert hatte. Bisweilen geschah es, dass sie sich balgten und aus vollem Halse lachten; sie witzelten freundschaftlich über Bykow und gebärdeten sich so, als wollten sie heimlich zum Rauchmeer gehen. Bykow wurde böse und schrie sie an, doch in der Tiefe seines Herzens spürte er eine freudige Erleichterung. Endlich war nach dem Verschwinden Bogdans alles wieder ins Lot gekommen.
    Beim »Abendbrottisch«, nach einem zehnstündigen Arbeitstag, sprachen Dauge und Jurkowski begeistert von künftigen Expeditionen zum Schlund der Golkonda und stritten über die Entstehung dieses gigantischen Kraters im Leib des Planeten. Unvermittelt sprangen sie auf die neuesten Probleme der interplanetaren Forschung über. Jurkowski drückte die Fäuste an die Brust und schwor, dass er nach Erkundung der Golkonda eine Expedition zum schrecklichen Jupiter erzwingen werde, wo Paul Dangée ums Leben gekommen war. Dauge hielt ihm zornig entgegen, dass der Jupiter nichts weiter sei als eine riesige Wasserstoffblase, dass ein Geologe dort nichts zu suchen habe, dass der Jupiter überhaupt noch nicht zu knacken sei, nicht einmal mit der Photonenrakete, und dass die alten Chinesen in solchen Fällen gesagt hätten: Wenn das Nashorn zum Mond emporschaut, verschwendet es nur unnütz die Säfte seiner Milz. Jurkowski schnaufte verächtlich und begann an den Fingern seine Argumente aufzuzählen: »Erstens ... Zweitens ...«
    Bykow hörte ihnen im Halbschlaf zu. Ein wohliges, beruhigendes Gefühl hielt ihn umfangen. Alle waren wieder gute Kameraden, jeder steckte voller Träume und Energien, der Erfolg der Expedition

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