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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Die Geologen setzten sich Seite an Seite und ließen die Köpfe hängen. Jermakow machte sich wieder am Funkgerät zu schaffen. Der Lautsprecher heulte und kreischte unerträglich laut. Die Minuten strichen dahin. Michail Antonowitsch meldete sich nicht. Die Kognakflasche stand vergessen und einsam mitten auf der weißen Serviette.
    Krr, krr, ti-iu-u, füi-i ..., drang es aus dem Lautsprecher. Die Indikatoren an der Wand füllten sich langsam mit rotem Licht. Immer lauter tickten die Strahlungsmesser.
    »Die Venus gratuliert dir, Johannytsch«, sagte Jurkowski mit hölzerner Stimme.
    »Mein Gott, mein Gott ...!«, flüsterte das Geburtstagskind niedergeschlagen und fügte halblaut einen lettischen Fluch hinzu.
    Füi-i-i-u-u, pfiff der Lautsprecher.
    »Sag, hörst du das Gangspill dort jämmerlich knarren?
    Du hörst nichts? Dann scher dich nicht drum.
    Die Kinder des Nebels verlassen den Hafen,
    Sie fahren. Wohin? Und warum?«,
    begann Jurkowski plötzlich leise nach der Melodie eines bekannten lyrischen Liedes zu singen.
    »Ah, das ist mal etwas Neues!«, sagte Dauge lebhaft. »Und weiter?«
    »Singst du mit?«, fragte Jurkowski etwas verlegen.
    »Klar doch! Leg los!«
    Jurkowski wiederholte den Anfang, und Dauge fiel mit schrecklicher Stimme ein:
    »Die Kinder des Nebels verlassen den Hafen,
    Sie fahren. Wohin? Und warum?

    Die Möwe pflügt pfeilschnell die bleiernen Wogen,
    Du hörst ihren klagenden Schrei,
    Schwarz ragen die Masten, schon sind sie gezogen
    Im diesigen Regen vorbei.

    Sie steuern die Schiffe im Wind in der Frühe
    Vorbei an der Brandung am Strand,
    Im Zwielicht durch schäumende, ruhlose Wellen,
    Sie steuern mit ruhiger Hand.

    Es warten auf sie schon die schlaflosen Stunden
    Am Steuerrad nachts im Orkan
    Und tosende Strudel vor fernen Gestaden
    Und Riffe mit hungrigem Zahn

    Und triefende Netze und trockene Segel
    Und Glut, die schon morgens beginnt,
    Und fern von dem Wald an der Küste herüber
    Der linde, der zärtliche Wind.

    Es warten die Ufer der vier Ozeane,
    Woher fremde Rede erschallt.
    Die Kinder des Nebels verlassen den Hafen ...
    Wann kommen sie wieder? Nicht bald.«
    »Wann kommen sie wieder? Nicht bald«, wiederholte Dauge nachdenklich. »Gut gemacht, Wolodja, sehr schön ...«
    Sie schenkten ein und tranken jeder ein Glas. Jurkowski wurde etwas trübsinnig und stützte den schönen, leicht angegrauten Kopf in die Hände. Jermakow dachte über irgendetwas angestrengt nach und schaute jede Minute mechanisch auf die Uhr. Bykow, vollends traurig, lehnte sich im Sessel zurück und schloss die Augen. In seiner Erinnerung tauchten Bilder auf, die ihm lieb und jetzt so schrecklich fern waren – das tiefe Blau des Himmels, ein warmer, zärtlicher Windhauch, blaue Wolkenfetzen in einer dunklen, zitternden Pfütze ... die Erde ...
    »Genug, Johannytsch«, erklang Jurkowskis Stimme.
    Bykow hob die Lider. Dauge füllte gerade ein Glas. Seine Hände zitterten, bernsteinfarbene Tropfen, die im elektrischen Licht lustig funkelten, fielen auf die Serviette, liefen darauf als kleine helle Kügelchen auseinander.
    »Das ist nicht für mich«, sagte Johannytsch streng, »und nicht für dich ...« Er streckte die Hand über die Happen hinweg aus: »Trink, Bogdan ... Ja, ich weiß, du kannst das nicht leiden, aber du musst – mir zuliebe!«
    Jurkowski fuhr zurück. Dauge hielt das Glas in der ausgestreckten Hand und sagte eindringlich: »Ins Rauchmeer dürfen wir ja doch nicht. Ergo ist die Expedition beendet. Darauf muss man unbedingt einen trinken ...«
    Jermakow erhob sich plötzlich. Ruhig, ohne den Blick von der Uhr zu wenden, sagte er: »Entschuldigen Sie, ich schalte das Licht aus. Ich muss Ausschau halten.«
    »B-bitte«, brachte Bykow mit Mühe hervor, ohne den Blick von Dauges bleichen Wangen zu wenden.
    »Helfen Sie mir, Alexej Petrowitsch.« Jermakow schien nichts zu merken.
    »B-bitte«, wiederholte Bykow.
    Sie stiegen in den Kommandoturm. Jermakow knipste das Licht aus. In der Dunkelheit ertönte Dauges scharfes, ungesundes Lachen.
    »Hast recht, Bogdan ... Recht hast du ...«
    Jermakow richtete den Entfernungsmesser nach Süden und blickte durch die Okulare. Bykow beugte sich über den zweiten Entfernungsmesser. Er verstand nicht, was er eigentlich tat. Er hörte nur das scharfe Lachen hinter seinem Rücken, unverständliche Worte – Dauge hatte begonnen, laut auf Lettisch zu sprechen – und das Flüstern Jurkowskis: »Grigori ... Grischa ... Beruhige dich ... Grischa ...«
    Und dann

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