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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Sinnes. Er arbeitete vorzüglich und irrte sich selten.
    Unmerklich für ihn selbst schlugen ihn die mathematischen Probleme bei der Steuerung der damals neuartigen Impulsraketen mit Kernbrennstoff in ihren Bann. Und das bestimmte sein weiteres Schicksal. Beharrlich zog ihn Krajuchin in die Sphäre seiner ausgedehnten Aktivitäten, veranlasste ihn, die Schule für interplanetare Navigatoren zu absolvieren und als einer der Ersten Testflüge über den Asteroidengürtel hinaus zu unternehmen. Das war vor etwa fünfzehn Jahren gewesen.
    Michail Antonowitsch hatte auf dem Mond zu tun gehabt, auf dem Mars und sogar im Asteroidengürtel, war ein erstklassiger Navigator geworden, hatte zahlreiche Abenteuer erlebt, Dinge gesehen, von denen ein wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für kosmische Navigation, der auf dem Gebiet der Angewandten Mathematik arbeitete, nicht einmal träumen konnte. Und dennoch liebte er nichts mehr auf der Welt, als im Schatten der breiten Baumkrone zu sitzen, dicke Bücher mit rauen Einbänden zu wälzen, weiße Blätter mit eleganten Zeilen in der mathematischen Geheimschrift zu füllen und unbewusst dem Rauschen der Blätter über seinem Kopf zu lauschen, während die blendend helle Sonne unbeweglich im makellosen Blau hängt. Ein sanfter, warmer Wind weht, unter dem Tisch kühlt in einem Eimer mit Kunsteis eine Flasche Narsan ab, in den Sträuchern sammeln seine Frau und die Tochter Johannisbeeren für hausgemachte Konfitüre, und das Söhnchen – ein erstaunlicher, verwegener Bursche – hat sich natürlich neben den Ameisenhaufen gesetzt und äußert mit lautem Brabbeln seine große Verwunderung ... Der Himmel ist klar, wolkenlos, tiefblau, und eine Libelle mit Regenbogenflügeln kriecht am Rand der hellblauen Tasse entlang ... Gut!
    Nachdem sich Michail Antonowitsch von seinen Kameraden verabschiedet hatte, stand er, auf den Rand der geöffneten Luke gestützt, noch lange in der Schleusenkammer und schaute den im Nebel entschwindenden Lichtern des Knaben nach. Dann wurde es ringsum dunkel, und der Navigator der Chius war allein.
    Die Venusnacht verstrich, und über dem Sumpf dämmerte ein trüber Tag herauf; das Dunkel ging in ein rosiges Zwielicht über. Doch nach wie vor wallte dichter Nebel über dem Sumpf. Klebrig, von geradezu fühlbarer Dichte stieg er in schweren Wolken von der brodelnden Oberfläche des Schlammkraters auf, hüllte das Raumschiff ein, wand sich um die gigantischen weißlichen Gewächse, um gewaltige schmutziggraue Pilze, um zitternde fleischfressende Pflanzen und andere farblose, wunderlich verzerrte Gebilde, deren Umrisse in der rötlichen Dämmerung immer wieder erschienen und schwanden, als wollten sie davonschwimmen und könnten es nicht. Manchmal fiel warmer Regen, das Halbdunkel verdichtete sich, und das nörgelnde Blubbern der heißen Quellen wurde übertönt vom eintönigen Rauschen der Tropfen.
    Michail Antonowitsch unterzog das ganze Raumschiff einer gründlichen Revision, wechselte einige Geräte aus, die bei der Landung Schaden erlitten hatten, und räumte sorgfältig die Kabinen der Kameraden auf. Unter Dauges Kopfkissen fand er einen Packen maschinengeschriebener Briefe, hellblau mit roter Schnittkante. Es waren die Briefe von Maria Sergejewna. Michail Antonowitsch legte sie ordentlich zusammen und steckte sie in den Tischkasten. In Jurkowskis Kabine lag ein dickes Heft mit schwarzem Lederdeckel. Michail Antonowitsch erkannte es sofort – es war das Heft, worin Wolodja seit Jahren seine Gedichte niederschrieb. Die kreuz und quer bekritzelten Seiten wimmelten von Skizzen stolzer Fregatten und stolzer Profile mit gleichförmig höckrigen Nasen. Das letzte Gedicht begann mit den Worten:
    »Liebling! Des grauen Herbstes Weggenossin!
    Gedenkst du noch der Stunde? Harrst du mein?«
    Der Autor hatte alle vier Strophen, die alle im selben Sinn abgefasst waren, dick durchgestrichen und mit entschiedenen Kommentaren versehen; »Schund, sentimentales Geschwätz« waren noch die sanftesten Ausdrücke. Trotzdem seufzte Michail Antonowitsch ergriffen, ließ sich auf dem Kojenrand nieder, überflog einige Verse und schob das Heft in die Tasche seiner Kombination mit der Absicht, vor dem Schlafengehen noch ein wenig darin zu lesen. Jurkowski hatte aus seinem Hang zum Dichten kein Hehl gemacht, erst recht nicht seinen Freunden gegenüber.
    In den ersten Tagen kam keine Verbindung mit dem »Knaben« zustande. Vergeblich saß Michail Antonowitsch stundenlang vor

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