Atomvulkan Golkonda
dem Mikrophon, drehte an den Knöpfen und rief hoffnungsvoll: » Knabe , Knabe ! Hier Chius ! Antworten Sie! Warum antworten Sie nicht? Knabe , Knabe ! Hier Chius ! Ich bin auf Empfang ...«
Der Knabe meldete sich nicht, doch der Äther trug einmal geheimnisvolle Signale in die Chius : drei Punkte Strich Punkt, drei Punkte Strich Punkt ... Der Navigator war erschüttert und versuchte vergeblich, Kontakt zu dem Unbekannten in einer Notlage aufzunehmen, und erst viele Tage später erklärte ihm Jermakow, dass das die Rufzeichen des verunglückten Bondepadhai waren.
Als endlich durch das Kreischen, Heulen und Knattern die ruhige, ausgeglichene Stimme Jermakows im Lautsprecher erklang, freute sich Michail Antonowitsch wie ein Kind. Von diesem Augenblick an kam die Verbindung in Gang. Der Kommandant teilte mit, dass der Knabe das Ziel erreicht habe und dass an Bord alles in Ordnung sei; die Golkonda setze sich mit allen ihren höllischen Mitteln zur Wehr, trotzdem verliefen die Forschungsarbeiten erfolgreich. Die Geologen seien Tag und Nacht unterwegs, sie hätten bereits viel wissenschaftliches Material gesammelt; Spizyn und Bykow hülfen ihnen nach Kräften.
»So ...«, sagte Michail Antonowitsch mit freudigem Kopfnicken. »Grüßen Sie sie, Anatoli Borissowitsch, grüßen Sie sie von mir!«
Weiter meldete Jermakow, dass am häufigsten er selbst am Funkgerät sein werde. Er habe sich leicht den Fuß verletzt und könne deshalb an den Außenarbeiten nicht teilnehmen.
»O weh!«, rief Michail Antonowitsch aufgeregt. »Wie ist das bloß passiert? Bitte, seien Sie vorsichtig ...!«
Manchmal unterhielt sich der Navigator mit Bykow. Von ihm erfuhr er, dass es Bogdan bisher noch nie geglückt sei, sich während seines Wachdienstes mit der Chius zu verbinden. Was für ein Pech! Michail Antonowitsch bedauerte das sehr und bat, Spizyn besonders herzliche Grüße auszurichten. Er mochte Bogdan sehr, mehr als alle. Alte Freunde! Fünfzehn Jahre sind kein Pappenstiel.
Doch oft schwieg der Knabe , und aus dem Äther drang nur das Knattern der elektrischen Entladungen. Die Einsamkeit bedrückte Michail Antonowitsch. Er litt darunter, dass er nicht sprechen, lachen, streiten konnte. Sogar das Essen schmeckte ihm nicht allein – die Happen blieben ihm im Halse stecken. Er versuchte zu arbeiten, vermochte aber keine Zeile zu schreiben. Er versuchte zu lesen. Anfangs fesselte ihn das. In der Bibliothek der Chius befanden sich viele gute neue Bücher, und in den letzten Jahren hatte Michail Antonowitsch selten Zeit für Belletristik gefunden – die Arbeit hatte viel Zeit in Anspruch genommen, auch Freizeit. Dieses Interesse hielt jedoch nicht lange vor; die Gedanken an die Freunde und die Familie raubten ihm die Ruhe.
Die Unrast trieb ihn hinaus. Einmal nahm er, entgegen dem ausdrücklichen Verbot des Kommandanten, das Schiff ohne besonderen Grund zu verlassen, die Maschinenpistole und stieg aus der Luke in den brauenden Nebel. Über eine Stunde watete er, bei jedem Atemhauch des Sumpfes ängstlich um sich spähend, durch den Schachtelhalmdschungel. Er sammelte einige interessante Muster der örtlichen Flora – Bruchstücke der milchweißen Wasserpflanzen, phosphoreszierende Hütchen junger Pilze – und schöpfte ein Spezialgefäß mit dem widerlich aussehendenen Schlamm voll. Dann verlor er alles, als er im Moor einsank und verzweifelt strampelnd nach den glitschigen, lose sitzenden Stielen der riesigen Gewächse griff, um sich aus seiner bedrohlichen Lage zu befreien. Nachdem es ihm endlich geglückt war und er dabei die Maschinenpistole versenkt hatte, irrte er lange im Nebel umher, bis er das Raumschiff wiederfand. Danach gelobte er sich, seine Unterkunft nicht mehr zu verlassen und sich mit dem zufriedenzugeben, was er von der Schwelle der Chius aus hören und sehen konnte. Und fürwahr, an neuen Eindrücken mangelte es nicht ...
Einmal tauchte etwas Großes, Ungefüges mit mattglänzender Haut fauchend und prustend aus dem Moor auf und glotzte den vor Schreck erstarrten Navigator aus abscheulichen weißen Augäpfeln an. Als Michail Antonowitsch sich wieder gefasst hatte und nach der Waffe griff, war der unheimliche Gast bereits verschwunden. Gewaltige violette Egelschnecken krochen über die Panzerung des Raumschiffs, fielen herab und wühlten sich in den Schlamm. Bisweilen schwebten in dem rötlichen Halbdunkel seltsame breite Schatten über dem Schiff. Eine fleischfressende Pflanze riss eine riesige, sich verzweifelt
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