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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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Sitzung des Stadtparteiaktivs, wo er den Chef des Testgeländes in Grund und Boden kritisiert hatte.
    Bykow beobachtete im stillen Jermakow. Der Expeditionsleiter war schweigsam, zurückhaltend und lachte tatsächlich nie. Bisweilen allerdings umspielte ein merkwürdiges Lächeln seine Lippen, doch dann wurde sein Blick noch kühler als sonst. Sehr bald überzeugte sich Bykow, dass Jermakows Lächeln nichts Gutes verhieß.
    Einmal bei Tisch ließ Dauge den größten Teil des Kalbfleischs, das man ihm nach seiner Diätvorschrift serviert hatte, auf dem Teller stehen und erhob sich.
    »Einen Augenblick«, hielt Jermakow ihn mit sanfter Stimme zurück. »Ich bitte Sie, Ihre Portion aufzuessen, Grigori Johannowitsch.«
    »Ich kann nicht mehr«, sagte Dauge.
    »Und trotzdem möchte ich Sie sehr darum bitten«, gab Jermakow noch sanfter zurück.
    Dauge fuhr sich schweigend mit der Handkante über die Kehle.
    Da lächelte Jermakow sein eigenartiges Lächeln. »Ich möchte Sie nicht betrüben, Grigori Johannowitsch«, sagte er ganz leise. »Aber ich habe ernsten Grund zu befürchten, dass Ihre Einstellung zu den Karenzvorschriften die Expedition letzten Endes nötigen wird, mit nur einem Geologen auszukommen. Wir können es uns nicht leisten, der Venus auch nur die kleinste Gegenchance zu bieten. Sogar das von Ihnen verschmähte Stück Kalbfleisch ...«
    Mit glühenden Ohren ließ sich Dauge wieder am Tisch nieder und stieß erbittert die Gabel in das vermaledeite Stück Fleisch. Niemand sagte ein Wort oder schaute zu ihm hin. Die Mahlzeit wurde unter lastendem Schweigen beendet. Jermakow ließ Dauge so lange nicht aus den Augen, bis dieser auch den letzten Rest Soße vom Teller getunkt hatte.
    Mit Staunen vermerkte Bykow, dass dieser Vorfall auch nicht den geringsten Schatten von Empörung bei seinen Kameraden hervorrief. Im Gegenteil, an diesem Abend sprach Jurkowski mit leiser Stimme lange und beharrlich auf Dauge ein, worauf dieser nur tief seufzte und schuldbewusst die Hände ausbreitete.
    Gegen Ende der zweiten Woche nahm Usmanow Abschied von der Besatzung der Chius und flog ab. Am nächsten Morgen nach dem Frühstück sagte Krajuchin: »Vom heutigen Tage an bereitet sich jeder auf seine speziellen Aufgaben vor. Genosse Jermakow, Sie werden, wie wir es besprochen haben, zusammen mit Spizyn und Krutikow arbeiten. Sie können sofort gehen, Ihre Passierscheine sind ausgestellt. Sie, Jurkowski, und Sie, Dauge, bitte ich, hier auf mich zu warten. Ich bringe nur schnell unseren Wüstenspezialisten an seinen Platz und kehre gleich wieder zurück. Kommen Sie, Genosse Bykow.«
    Vor dem Portal stand ein Raupenfahrzeug.
    »Steigen Sie bitte ein«, sagte Krajuchin.
    Sie nahmen im Fond hinter dem Fahrer Platz. Als sie die Stadt hinter sich gelassen hatten, beugte sich Krajuchin zu Bykow hinüber und fragte: »Gefällt es Ihnen hier?«
    »Na ja«, murmelte Bykow. »Eine interessante Gegend ...«
    »Gleich wird sie noch interessanter. Haben Sie mit Dauge gesprochen?«
    »Worüber?«
    »Über alles.«
    »Ja. Hab ich ...«
    »Und?«
    Bykow zuckte die Achseln. Ernste Naturen ziehen es vor, ihre Gefühle für sich zu behalten. Übrigens schien Krajuchin gar nicht zu bemerken, dass Bykow ihm keine Antwort gab. »Sie werden sich gleich mit Ihrem Fahrzeug bekannt machen, Ingenieur«, sagte er nach längerer Pause.
    Einige Minuten später hielt der Wagen vor einem langen fensterlosen Gebäude mit einem Tor, das die halbe Vorderwand einnahm. Ein Wachposten trat zu ihnen heran und kontrollierte die Passierscheine.
    »Rufen Sie den Mechaniker!«, befahl Krajuchin.
    Sie stiegen aus. So weit das Auge reichte, dehnte sich eine sanft gewellte, mit spärlichem harten Gras bedeckte Ebene. Über den Himmel krochen zerzauste graue Wolken, und es nieselte. Unter den Füßen gluckste Wasser.
    »Tundra«, sagte der Fahrer und seufzte.
    Das riesige Tor schob sich auseinander. Ein vergnügt dreinschauender Mann in Arbeitskombination trat zu Krajuchin und streckte ihm die ölverschmierte Hand entgegen.
    »Da, hab ihn mitgebracht«, knurrte dieser.
    Der Mann musterte Bykow. »Ich seh’s ja! Na, dann gehen wir.«
    In dem Raum, den sie betraten, war es dämmrig. Krajuchin stolperte über etwas und fluchte leise. Der Mechaniker räusperte sich schuldbewusst.
    »Der Strom ist noch nicht angeschlossen, Genosse Krajuchin. Aber morgen wird alles fertig gemacht.«
    »Morgen, morgen! Und jetzt? Soll denn der Mann im Dunkeln hantieren?«
    Allmählich gewöhnten sich

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