Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
Vom Netzwerk:
Bykows Augen an die Dämmerung. Er erspähte einen wuchtigen grauen Koloss mit gerippten Raupenketten, einer geöffneten Luke und runden, blinden Scheinwerferaugen.
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Das ist der Knabe «, antwortete Krajuchin, »unser gepanzerter Geländewagen. In einigem unterscheidet er sich von den gewöhnlichen Maschinen dieses Typs. Doch Sie werden schnell mit ihm vertraut werden. Gehen Sie sofort an die Arbeit ... Und Sie« – er wandte sich an den Mechaniker –, »dass mir in einer halben Stunde das Licht brennt!«
    »Zu Befehl«, erwiderte der Mann munter und rannte los.
    »Und vergessen Sie nicht die Beschreibung und die Handbücher!«, rief ihm Krajuchin nach. »Das ist alles. Bleiben Sie hier und fangen Sie an. Mittags werden Sie abgeholt.« Er verabschiedete sich von Bykow und schritt zum Ausgang.
    Als nach etwa zwanzig Minuten eine helle Lampe an der Decke aufflammte, stieß Bykow einen Laut der Verwunderung aus. Vor ihm stand die vollkommenste aller Maschinen, die sich jemals auf Raupen fortbewegt hatte. Sie war gewaltig – größer noch als der riesige Panzerbathyscaph, den Bykow vor einigen Jahren auf der Allunions-Industrieausstellung gesehen hatte. Zugleich aber wirkte sie ungewöhnlich leicht und schlank, ja sogar grazil. Ein langer, bauchiger, oben leicht abgeplatteter Leib, schmales, erhöhtes Heck, kaum angedeutete Wölbungen der Luken und Periskope, eine hohe Bodenfreiheit ... Und nirgends eine einzige Naht! Der Geist der Konstrukteure hatte in dem Knaben die gewaltige Kraft einer schweren Transportmaschine und die edlen Linien überschneller Atomautos vereinigt.
    »Das ist ja toll!«, murmelte Bykow, während er um den Knaben herumschritt und sich immer wieder niederhockte, um alles besser in Augenschein nehmen zu können. »Und was soll das hier sein? Ah, ein Gleichgewichtssystem ... Famos! Und die Stützgelenke sind einziehbar? Schlau!«
    Am Heck verharrte er eine Weile und legte die Hand auf die glatte Panzerung. Sie war warm.
    »Geladen!«, rief der Mechaniker, gutmütig lächelnd, zu ihm hinüber; er stand an der Garagenschwelle und beobachtete den Ingenieur. »Wenn Sie wollen, können Sie gleich einsteigen und losfahren.«
    Bykow runzelte die Stirn. »Ist noch zu früh ... zum Fahren«, sagte er. »Haben Sie mir die Anleitung mitgebracht?«
    »Jawohl. Hier, bitte sehr.«
    »Danke.«
    Mit einer Behändigkeit, die einen trainierten Sportsmann erkennen ließ, schlüpfte Bykow in die offene Luke. Die Klappenflügel schlossen sich über seinem Kopf.
    »He, Genosse!«, rief der Mechaniker. »Brauchen Sie mich noch?«
    Er klopfte an die Luke. Es erfolgte keine Antwort. Der Mechaniker zuckte die Achseln und entfernte sich.
    Wie die Anleitung besagte, war der Knabe ein gepanzerter Raupentransporter von hoher Geländegängigkeit, bestimmt für Fahrten auf harten, sumpfigen und lockeren Böden sowie auf stark durchschnittenem Gelände. Er konnte sich in gasartigem und flüssigem Medium bis zu zwanzig Atmosphären Druck fortbewegen und vertrug Temperaturen bis zu tausend Grad. Die Kabinen und der Laderaum fassten eine Besatzung von acht Mann sowie eine Nutzlast von fünfzehn Tonnen. Das Triebwerk bestand aus Turbinen mit einer Gesamtstärke von zweitausend PS, die von einem kompakten reproduktiven Uran-Plutonium-Reaktor gespeist wurden. Zu der Ausrüstung des Geländewagens gehörten Infrarot-Projektoren, eine Ultraschallkanone, ein Paar ausfahrbare Manipulatoren (fast ebensolche, wie sie die Fahrer der Atomautos benutzen, wenn sie die Reaktoren ihrer Wagen beschicken), ferner Außen- und Innendosimeter, Radiometer sowie Dutzende anderer Einrichtungen und Geräte, deren Bestimmung Bykow vorläufig noch ziemlich unklar war. Die Besatzung, die Ladung, die Mechanismen und Geräte wurden von einem Panzer aus festem Kunststoff geschützt, der noch härter war als Titan, dazu weitgehend hitze- und strahlungsfest.
    Die Steuerung des Knaben unterschied sich wenig von den bekannten Systemen. Auch das Triebwerk war für Bykow nicht neu. Trotzdem – gewissermaßen zur Entlastung seines Gewissens – beschloss er, die Maschine bis in jedes Detail genau zu überprüfen. Mittags und abends erschien er müde und abgespannt zu den Mahlzeiten, mit fetter Graphitschmiere befleckt; er verzehrte hastig sein Essen, wechselte ein paar kurze Sätze mit den Kameraden und kehrte eilig in die Garage zurück oder legte sich schlafen. Morgens und nach dem Mittagessen wartete vor dem Portal ein Wagen auf ihn.

Weitere Kostenlose Bücher