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Atomvulkan Golkonda

Atomvulkan Golkonda

Titel: Atomvulkan Golkonda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arkadi & Boris Strugatzki
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beiseite.
    »Sei nicht traurig, Alexej!« Dauge gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. »Hier kommt es nicht nur und nicht so sehr auf den Mut an, als vielmehr auf die Erfahrung.«
    »Wie schwer kann denn das schon sein.«
    »Na schön. Aber hast du eine Ahnung von einem Vakuumskaphander?«
    »Wovon?«
    »Von einem Vakuumskaphander. Von einem Anzug, der für die Arbeit im luftleeren Raum bestimmt ist.«
    »Und warum kann man nicht im Spezialanzug hinaus?«
    »Was denkst du dir, Alexej! Darin wirst du so aufgebläht, dass du kein Glied rühren kannst. Hast du den aufgeblasenen Anzug in Krajuchins Moskauer Zimmer gesehen?«
    Bykow seufzte.
    »Na, anscheinend ist’s mir nicht vergönnt ... Hätte mir furchtbar gern euren ›Raum‹ in natura angesehen.«
    »Macht nichts, Alexej Petrowitsch!« Jermakow blickte ihn unerwartet sanft an. »Den Raum in natura werden Sie auch noch zu sehen bekommen.«
    Jurkowski trat ein. Er beugte sich unter der Last zweier großer grauer Ballen.
    »Vielleicht ist es gar nicht nötig, den Reaktor abzuschalten?«, fragte er, während er geschickt die Verschnürung von den Ballen löste und einen durchsichtigen Zylinder, zwei aneinandergefügte Ballone und einige andere Gerätschaften hervorholte.
    »Im Gegenteil, wir müssen ihn unbedingt abschalten ... übrigens, Alexej Petrowitsch, gleich werden Sie Gelegenheit haben, die Welt der Schwerelosigkeit kennenzulernen. Ich rate Ihnen, die Messe nicht zu verlassen und keine allzu heftigen Bewegungen zu machen.«
    »Ich verstehe nicht ...«
    »Sobald der Reaktor abgeschaltet wird, verschwindet die Beschleunigung, und dann gibt es auch keine Schwere.«
    »Ach ja ...« Bykows Gesicht erhellte sich, und er rieb sich befriedigt die Hände. »Sehr interessant ... Wissen Sie, ich hätte mich sonst direkt geärgert: Man hat einen Weltraumflug mitgemacht und nicht einmal ...«
    »Fertig!«, rief Jurkowski von der Tür.
    Er steckte in einem grotesken Panzer aus beweglichen Metallringen und glich einem riesenhaften Gliederfüßer mit Menschenkopf. Den durchsichtigen zylindrischen Helm hielt er unter dem Arm. Bykow hatte einen Raumskaphander schon des Öfteren auf Fotografien und im Kino gesehen, trotzdem schritt er neugierig um Jurkowski herum und betrachtete ihn von allen Seiten.
    »Gehen wir«, befahl Jermakow kurz.
    Bykow ließ sich im Sessel nieder und sah den Kameraden schweigend nach.
    Die Schritte im Gang verhallten. Dauge rief: »Wo wird die Trosse befestigt, Anatoli Borissowitsch?«, dann klappte leise eine Tür zu, und es wurde still.
    »Achtung!«, ertönte Spizyns Stimme aus dem Lautsprecher.
    Im selben Augenblick fühlte Bykow, wie er sanft emporgehoben wurde. Krampfhaft hielt er sich an den Sessellehnen fest. Ein feines Pfeifen setzte ein, durch den Raum ging ein kalter Luftzug.
    Bykow seufzte geräuschvoll. Wenn das alles war ... Vorsichtig ließ er die Sessellehnen los und erhob sich.
    Als eine Viertelstunde später Dauge, Michail Antonowitsch und der über und über mit Raureif bedeckte Jurkowski, sich an besonderen, längs der Wände angebrachten Streckleinen haltend, wieder die Messe betraten, schwebte Bykow rot und schweißüberströmt mit dem Kopf nach unten über dem Sessel und bemühte sich vergebens, ihn wenigstens mit den Fingerspitzen zu erreichen.
    Bei diesem Anblick rief Jurkowski begeistert »Hallo-o!«, ließ die Leine los, stieß mit dem Kopf gegen die Decke und flatterte von Neuem in den Gang hinaus. Mit frenetischem Gelächter krochen Dauge und Krutikow unter den hilflosen Bykow und zogen ihn herab auf den Fußboden.
    »Na, wie gefällt’s dir ... in der Welt ohne Schwere?«, japste Dauge. »Hast es nun ... ausprobiert?«
    »Ja, das hab ich«, knurrte Bykow.
    »Achtung!«, brüllte der Lautsprecher.
    Nachdem der Reaktor eingeschaltet worden war, lief alles wieder seinen normalen Gang, und Jurkowski berichtete über die Ergebnisse seines Ausstiegs. Der Container mit dem Knaben strahle aus, doch nicht sehr stark. Die Verankerungen hätten – zumindest außen – nicht gelitten, was eigentlich auch das Wichtigste sei.
    »Die Sichel der Venus ist mit bloßem Auge zu erkennen. Und der Himmel ... Welch großartige Schönheit! ›Endlos tut sich auf rings das Sternenrund; Sterne ohne Zahl, Tiefe ohne Grund‹«, deklamierte Jurkowski. »Man könnte meinen, dass Michail Lomonossow im Weltraum war ... Die Sonne trägt eine Krone wie eine Wolke aus Perlen ... Na, wer sagt’s denn! Wieso bin ich kein Poet?«

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