Attentage
sagt. Und Ihre Recherchen über die Adoption bestätigen die Geschichte! In einigen Tagen werden sicherlich auch bei der FISA alle Fakten auf dem Tisch liegen und ich werde sie auch über mein Gespräch mit Heather informieren. Dann wird sich alles endgültig klären.“
Leconte sieht ihn entsetzt an. „Sie haben die FISA noch nicht informiert!? Warum sind Sie zuerst zu mir gekommen?“
„Das war Heathers Bedingung, bevor sie mir alles erzählt hat. Sie ist völlig verstört vom Tod ihres Sohns, und was die FISA denkt, kümmert sie nicht. Aber es war ihr wichtig, dass Sie die Wahrheit kennen.“
Leconte schiebt das Weinglas weg. Er fühlt sich schwer vom Wein und körperlich müde, aber gleichzeitig innerlich leicht und beschwingt.
„Ich werde mit ihr reden – aber auch über Halbwahrheiten und einige Lebenslügen.“
„Morgen“, sagt Bruno.
„Es gibt also ein Morgen“, sagt Leconte und der Satz kommt ihm selbst im Alkoholnebel idiotisch vor.
„Ja“, sagt Bruno, „und wenn Heather unschuldig ist, gibt es vor allem morgen noch immer einen Verräter bei der FISA.“
MITTWOCH, 25. APRIL, 10.40 UHR | FRANKFURT, AIRPORTHOTEL
„Ich will mit keinem von euch beiden reden.“ Heather dreht sich um und starrt demonstrativ aus dem Fenster des Hotelzimmers. Bruno nickt Leconte aufmunternd zu und verlässt den Raum, die Tür geräuschvoll schließend. Die Wache sitzt auf einem kleinen Sofa auf dem Hotelgang und sieht ihm mit leerem Blick nach. Bis zum Vortag mussten die Sicherheitsleute auf einem harten Sessel sitzend rund um die Uhr in Schichten ausharren. Das kleine Sofa ist ein Zugeständnis, nachdem zwei Beamte murrten, dass sie zwar Bodyguards, aber keine Gefängniswärter seien.
Als sich Heather wieder umdreht, erschrickt sie, weil Leconte noch immer mitten im Raum steht. „Das galt auch für dich!“, sagt sie.
„Hast du eigentlich je wirklich etwas für mich empfunden?“, fragt Leconte. Eigentlich wollte er sie für ihre Lügen zur Rede stellen, aber ihre Gegenwart verwirrt ihn. Sie sieht ihn überrascht an, und erst jetzt bemerkt er, wie zerbrechlich sie wirkt.
„Geh jetzt“, sagt sie und es klingt flehend. Leconte bildet sich ein, dass ihre Augen feucht sind, aber bevor er das mit Sicherheit feststellen kann, hat sie sich schon wieder zum Fenster gedreht.
Leconte schließt leise die Tür und geht zu Bruno in die Lobby hinunter. Er hat es dem Österreicher zu verdanken, dass er Heather kurz sehen konnte. Die Kollegen hätten sicherlich einige Bedenken gehabt.
Bruno wartet nicht allein auf ihn, sondern Ludwig Stier hat neben ihm Platz genommen. „Wir müssen reden“, sagt der Deutsche in seiner schwerfälligen Art, als Leconte den Tisch erreicht, und man merkt ihm an, dass er etwas Unangenehmes zu sagen hat. „Aber nicht hier.“
Leconte kommt es seltsam vor, dass schon vier Tage vergangen sind, seit er den Sitzungsraum im Erdgeschoß verlassen hat. Er hat das Gefühl, als ob er nur kurz aufgestanden sei, um einen Spaziergang zu machen, und nun wieder zurückkehre. Auch diesmal verebbt das laute Gemurmel, als er den Raum betritt. Offensichtlich muss es wichtige Neuigkeiten geben, denn es haben sich kleine Grüppchen geformt, die heftig diskutieren. Stier lässt sich in einen Sessel fallen, der daraufhin bedrohlich knarrt.
„Wir haben wieder eine Nachricht erhalten“, sagt er und drückt Leconte den Ausdruck eines E-Mails in die Hand.
„Ich war wie ein Freund unter Feinden. Doch ihr sendet Bomben auf alle. Sie kommen ohne Menschen und nehmen kein Menschenleben.“
Leconte ist ratlos. „Ihr habt sie bombardiert?“
„Ja“, sagt Stier, „wir haben unbemannte Drohnen gesandt, aber sie sind gewarnt worden. Die Satellitenaufnahmen zeigen, dass das Camp verlassen war.“
„Das bedeutet, dass uns Heather nicht verraten hat!“, sagt Leconte und er kann seine Freude kaum verbergen.
„Es bedeutet auch, dass du kein Verräter bist“, sagt Stier. „Du hast als Einziger in diesem Raum nichts von unserem Plan mit den Drohnen gewusst. Also kannst nur du die Gruppe leiten. Willkommen zurück!“
„Und wie geht es für Heather weiter?“, fragt Bruno, der alle genau beobachtet.
Erik ist offensichtlich mit den internen Ermittlungen beauftragt, denn alle Augen sind auf ihn gerichtet. „Es liegen Beweise vor, dass sie wichtige Informationen verschwiegen hat. Daher wird Heather ihren Dienst in der FISA nie mehr antreten können. Der Secret Service wird von uns die Untersuchungsergebnisse
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