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Attentage

Attentage

Titel: Attentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Bartl
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erhalten und entscheiden, ob sie noch für den britischen Geheimdienst tragbar ist. Ich nehme es nicht an, aber das ist nicht mehr unsere Angelegenheit.“
    „Ja“, sagt Leconte, „das ist beendet. Rien ne va plus.“ Beinahe übergangslos fährt er fort: „Wir lösen dieses Treffen hiermit auf. Es hat keinen Sinn, miteinander geheime Dinge zu besprechen, wenn ein Verräter mitten unter uns sitzt. Meine vorrangige Aufgabe als Leiter ist es nun, ihn zu finden. Erst dann arbeiten wir gemeinsam weiter. Und ich werde ihn finden.“
    Einige protestieren kurz, dass er das nicht alleine entscheiden könne, aber Leconte bleibt davon völlig ungerührt. Bruno steht auf: „Ich werde Heather über alles informieren.“
    „Solange Sie nur Heather über alles informieren, ist es in Ordnung“, sagt Leconte. Er merkt, dass er eifersüchtig ist.
    Brunos Lächeln zeigt Leconte, dass er durchschaut wurde. „Jeder ist verdächtig. Aber glauben Sie mir, wenn der Verräter wirklich unter uns ist, dann ist er ein Vollprofi.“
    „Was meinen Sie damit?“, fragt die Belgierin Amber Derpuse.
    „Wenn wir über den Verräter sprechen, gibt es bei keiner Person in der Gruppe den geringsten Hinweis in Körpersprache, Mimik oder Sprache, der sie verdächtig machen würde. Die Person hat sich entweder total unter Kontrolle oder …“ Bruno scheint zu überlegen. Leconte ist allerdings davon überzeugt, dass dies nur eine Methode ist, um noch mehrAufmerksamkeit zu bekommen. Doch es sind bereits alle Augen auf ihn gerichtet.
    „… der Verräter weiß nicht, dass er der Verräter ist.“
    Bevor Leconte darauf reagieren kann, ist Bruno schon aus dem Raum geschlüpft. Und lässt einen nachdenklichen Commissaire zurück, der allmählich versteht.

MONTAG, 30. APRIL, 11.10 UHR | PARIS, POLIZEIZENTRALE
    Im Laufe der letzten sieben Wochen hat sich auf Lecontes Schreibtisch ein Stapel von ungeöffneten Briefen und Memos angesammelt. Und die Ereignisse der letzten Tage sind nicht spurlos am Commissaire vorübergegangen.
    Die spöttischen Zwischentöne sind zur Erleichterung aller weniger geworden und manchmal konnte man Leconte sogar dabei ertappen, wie er minutenlang gedankenverloren an seinem Schreibtisch saß. Jerome und Lucien hatten die Abläufe des Attentats in Paris rekonstruiert, die Passagierlisten der ankommenden Züge durchforstet und in mühseliger kriminalistischer Kleinarbeit einige Mädchen ausfindig gemacht, die Hassan bei seinem vergeblichen Versuch, die Bombe zu zünden, im Zug gegenübersaßen. Kreidebleich waren sie alle gewesen und eine hatte zu schluchzen begonnen, als ihnen bewusst geworden war, dass sie nur durch eine technische Panne überlebt hatten.
    Leconte lobte die gute Arbeit seiner beiden Mitarbeiter ausführlich – und das war für alle ungewöhnlich. Sie hatten sich so an den rauen Ton ihres Chefs gewöhnt, dass sie seine freundlichen Anwandlungen beinahe verunsicherten. Etwas argwöhnisch registrierten sie auch, dass sich zwischen dem Commissaire und Purront so etwas wie eine Freundschaft entwickelt hatte.
    Mittlerweile war es beinahe selbstverständlich, dass Leconte mit Purront mittags alleine zum Essen ging. Noch seltsamer war es für alle, dass der Commissaire seinenAssistenten manchmal vor allen um seine Meinung fragte. Nur Purront schien das nicht zu verwundern.
    „Ich habe einen simplen Plan“, sagt der Commissaire zu Purront, als sie im Straßencafé „Chez Nicole“ nach dem Mittagsmenü-Eintopf Pot-au-Feu noch eine Schale Crème brûlée löffeln. „Ich werde jedem unserer FISA-Leute eine andere Nachricht von höchster Geheimhaltung geben und wir warten, welche Information dem Poeten zu Ohren kommt. Dann haben wir den Verräter.“
    „Schafft das nicht völlige Verwirrung mit über 20 Informationen an verschiedene Personen? Und würde der Maulwurf unter uns wirklich jede dieser Informationen für so wichtig halten, dass er sie weiterleitet?“
    „Der Verräter muss sicherlich regelmäßig jedes Detail berichten, das er weiß. Dafür wird er bezahlt. Darum wird mein Plan funktionieren. Dir werde ich die voneinander abweichenden Inhalte dieser verschiedenen Nachrichten nicht sagen, denn sonst gehörst du ja später zu den Verdächtigen“, sagt der Commissaire. „Ich werde das in den nächsten Tagen erledigen und dann gehe ich auf Urlaub. Das solltest du auch tun! Du hast einiges an Zeit gut aus den letzten Wochen. Nimm dir ab morgen einige Tage frei und verbringe sie mit Nicole. Wenn ich dann

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