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Attentage

Attentage

Titel: Attentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Bartl
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deinem Mann, bis sie euch holen. Immerhin werdet ihr dann für immer getrennt sein. Also, genießt die letzten gemeinsamen Minuten.“ Leconte muss über seinen Zynismus lachen und er bemerkt, dass der Alkohol die Oberhand gewinnt. Er hat die Waffe auf Purront gerichtet und beobachtet Nicole aus den Augenwinkeln.
    Erst als er den Schuss hört und die Kugel knapp hinter ihm in die Wand einschlägt, sieht er, dass Nicole in der rechten Hand einen Colt mit kurzem Lauf hält, den sie offensichtlich aus dem Safe genommen und mit dem sie wortlos auf ihn gefeuert hat. Für den nächsten Schuss stellt sie sich breitbeinig hin und hält die Waffe nun mit beiden Händen.
    Purront ist schon während des ersten Schusses aufgesprungen. Jetzt steht er in der Schusslinie zwischen Nicole und dem Commissaire. „Nein“, schreit er, „tu das nicht.“ Nicole zeigt keine Gefühlsregung, als sie abdrückt. Die Kugel erwischt Purront knapp oberhalb des Herzens und wirft ihn rücklings auf den Boden.
    Leconte feuert, als Purront fällt, instinktiv in Nicoles Richtung, bevor sie das dritte Mal abdrücken kann. Sein Schuss trifft ihren rechten Oberarm und Nicole lässt die Waffe mit einem erstaunten Blick sinken. Für den Bruchteil eines Augenblicks hofft Leconte, dass sie die Smith & Wesson fallen lässt.Doch mit einem verbissenen Gesichtsausdruck hebt sie mithilfe der linken Hand den rechten Arm wieder und zielt auf Leconte.
    Leconte ist plötzlich stocknüchtern und spürt, wie das Adrenalin alle Kräfte in ihm mobilisiert. Erst jetzt bei seinem zweiten Schuss denkt er an das Kind in ihr. Er zielt auf ihren Oberkörper und drückt ab, beobachtet, wie sie in ihren hochhackigen Schuhen das Gleichgewicht wie in Zeitlupe verliert und ihn dadurch mit ihrem dritten Schuss weit verfehlt.
    Leconte hat sie am Brustbein getroffen, und die Wucht des Geschosses wirkt wie ein gewaltiger Schlag, der sie gegen den Wohnzimmerschrank wirft. Nicole sackt in sich zusammen und schlägt dabei mit dem Hinterkopf an der Kante des Unterbaus des Schranks auf. Das letzte Stück rutscht sie wie leblos zu Boden. Ihre gelbe Bluse beginnt sich in der Mitte zu einem dunklen Orange zu verfärben.
    Purront muss sofort wieder aufgestanden sein und hat offensichtlich die Schwere seiner Verletzung noch nicht registriert. Er kniet sich mit dem Rücken zu Leconte neben Nicole und tastet nach ihrem Puls. Leise wimmert er: „Sie ist tot. Mein Kind ist tot. Sie ist tot. Mein Sohn. Tot.“
    „Es tut mir leid“, sagt er dann weinerlich und dreht sich um. Bevor Leconte es verhindern kann, greift Purront nach der Waffe, die neben Nicole auf dem Boden liegt. „Lass sie liegen“, schreit Leconte, obwohl er weiß, dass es vergeblich ist. Purront nimmt die Waffe und zielt auf sein Herz. Verwundert stellt er dabei fest, dass nur einige Zentimeter darüber bereits eine Wunde klafft. Es ist dieser kurze Moment des erstaunten Zögerns, der ihm das Leben rettet.
    Leconte schafft es, Purront die Waffe aus der Hand zu treten. Sie schlittert unter die Couch. Die Sirene desPolizeiwagens ist bereits zu hören, als Leconte die Nummer der Ambulanz wählt. Purront liegt wie wehrlos neben Nicole. Er hat einen Arm um sie gelegt und schluchzt leise, während seine andere Hand auf ihrem Bauch liegt, als wolle er den Herzschlag seines Kindes kontrollieren.

MONTAG, 7. MAI, 10.30 UHR | PARIS, HÔPITAL BROCA
    Purront senkt verlegen den Blick, als Leconte das Krankenzimmer betritt. Der Commissaire stellt einen Sessel neben das Bett, schiebt einen Infusionsständer zur Seite und blickt nachdenklich auf den dicken Verband um den Oberkörper seines Assistenten. „Sie ist zum Glück ein miserabler Schütze“, sagt er, „sie wird nur wegen zweifachen Mordversuchs vor Gericht kommen und nicht wegen Doppelmord angeklagt.“
    „Sie wird wieder ganz gesund werden?“, fragt Purront. „Und wie geht es dem Baby?“
    „Ihrem Baby“, sagt Leconte ohne Umschweife. „Ihrem Baby geht es gut, aber du bist nicht der Vater.“
    Nach einigen Minuten Schweigen fragt Purront: „Hat sie das gesagt?“
    Leconte versucht erst gar nicht, irgendetwas zu beschönigen. „Sie hat schon beinahe ein Jahr ein Verhältnis mit Banihammad al-Mihdhar, einem al-Qaida-Mann. Er ist einer ihrer ehemaligen großzügigen Liebhaber aus London. Als er von deiner Arbeit erfuhr, begann er sie zu erpressen und gleichzeitig für ihre Informationen zu bezahlen. Zuckerbrot und Peitsche. Das ist zumindest ihre Version. Ich glaube eher, dass

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