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Attentage

Attentage

Titel: Attentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W Bartl
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Waffe zu Hause immer versperrt aufbewahrt werden. Den Schlüssel muss der Beamte am Körper tragen. Als versperrt gilt auch ein Raum mit abgeschlossener Tür, zu der nur der Polizist Zutritt hat. Normale Polizeibeamte müssen ihre Waffen ohnehin im Revier deponieren. Nur Kriminalbeamte und Sondereinheiten nehmen Dienstwaffen nach Hause mit.
    Aber Kontrollen waren völlig unüblich. Es gab nur nachträglich disziplinäre Probleme, wenn die Waffe in falsche Hände geriet und damit ein Unfall geschah oder gar ein Verbrechen ausgeübt wurde.
    Früher hatte Purront die Waffe in seinem Möbeltresor aufbewahrt, aber Nicole hatte immer mehr Platz für ihren Schmuck beansprucht. Da sein Schlüssel irgendwann unauffindbar war, verzichtete er darauf, die Pistole jeden Abend wegzusperren.
    „Die Glock liegt im Schlafzimmer in meiner Nachttischschublade. Kannst du mir vielleicht erklären, was los ist?“
    „Gleich“, sagt Leconte, „holen wir sie.“
    Als er ins Schlafzimmer gehen will, stoppt ihn Purront, indem er ihm die Innenhandfläche vor die Brust hält. „Moment!“, sagt er, „du …“
    Er kommt nicht mehr dazu, ihm zu sagen, dass er mit den Schuhen nicht ins Schlafzimmer gehen kann, denn Leconte dreht ihm sein Handgelenk blitzschnell um und reißt ihm die Hand auf den Rücken. Einem lauten Knacken folgen ein Schmerzensschrei und ein Fluch von Purront. Leconte steht nun hinter ihm und marschiert mit ihm im Polizeigriff zur unversperrten Schlafzimmertür, die er brutal mit einem Fußtritt unter die Türklinke öffnet. Dabei fliegen einige kleine Holzteile weg. Purront brüllt wütend auf.
    Leconte sieht die Dienstwaffe statt in der Lade auf einem der Nachtkästchen liegen. Purront hat also die Unwahrheit gesagt. Er stößt ihn über die Bettkante und greift sich die Waffe. Während sich sein Assistent aufrappelt, hat er sie schon aus dem Holster gezogen, entsichert und auf ihn gerichtet.
    Purront sieht ihn entsetzt an. „Mach keinen Unsinn“, sagt er heiser.
    Leconte schließt daraus, dass sie geladen ist.
    Mit einer leichten Bewegung der Waffe weist er ihn an, ins Wohnzimmer zurückzugehen. „Schön langsam“, sagt er.
    Dann deutet er ihm, sich in den roten Polstersessel zu setzen.
    Purront lässt den Commissaire keine Sekunde aus den Augen. Im Sitzen reibt er sich sein schmerzendes und bereits leicht geschwollenes linkes Handgelenk.
    Leconte zieht einen kleinen Hocker heran und setzt sich in zwei Metern Abstand gegenüber. Die Glock bleibt auf Purronts Oberkörper gerichtet.
    „Warum?“, fragt Leconte.
    „Warum was?“ Purronts Stimme versucht beruhigend zu wirken.
    „Wir wissen, dass du die undichte Stelle bist. Es gibt keinen Zweifel. Die FISA ist bereits informiert. Ich will nur mehr wissen, warum du das getan hast.“
    Die Stille wird nur von hupenden Autos auf der Straße gestört.
    „Ich habe keine Ahnung, wer dich manipuliert hat“, sagt Purront leise. Der Schweiß steht ihm auf der Stirn. „Du darfst jetzt keinen Fehler machen, sonst haben sie ihr Ziel erreicht.“
    „Der Poet hat eine Information, die niemand außer dir kannte.“
    „Du hast mir doch gar keine Information gegeben!“ Purronts Stimme wird wieder kräftiger.
    „Er weiß, dass ich Billardspielen lerne.“ Leconte wird bewusst, wie albern das klingt.
    Purront sieht den Commissaire an, als ob er ernsthaft an dessen Verstand zweifeln würde. „Das hat er dir mitgeteilt?“
    „Es gibt keinen Menschen außer dir, der das weiß.“
    Purront wird plötzlich aschfahl. Er sinkt in den Polstersessel zurück. Seine Hände liegen wie leblos neben ihm.
    „Nicole“, stammelt er.
    Leconte versteht nicht. „Was?“
    „Nicole. Ich habe es ihr erzählt.“
    Der Commissaire versucht das Gehörte einzuordnen, während die Sätze aus Purront heraussprudeln. „Sie hat sich in den letzten Wochen besonders für meine Arbeit interessiert und ich habe ihr viele Dinge erzählt. Ich weiß, dass es verboten ist. Und ich habe keine Namen genannt, sondern nur …“
    „Nur was?“
    Purront wird klar, wie viel er seiner schwangeren Frau erzählt hat. Und dass sein Leben gerade dabei ist, zu einem Trümmerhaufen zu werden – beruflich und privat.
    „Ich war mir so sicher …“ Dann keimt kurz Hoffnung in ihm auf. „Vielleicht haben sie Wanzen in unserer Wohnung montiert?“
    Leconte sagt gar nichts. Die Mündung der Glock hat sich leicht gesenkt und deutet nun auf Purronts Unterleib.
    „Also entweder du oder sie oder ihr beide“, sagt er

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