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Attentat auf Georgia

Attentat auf Georgia

Titel: Attentat auf Georgia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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und
noch immer stinkbesoffen. Die Kleine lag auf dem Bett — er hatte sich nicht
einmal die Mühe gemacht, sie zuzudecken. Er weinte und winselte. Die Kleine war
ihm egal — er hatte bloß Angst vor dem Echo in der Presse.«
    »Es soll das Herz gewesen
sein«, sagte ich.
    »Hm.« Monro nickte. »Der Arzt
hat Herzschlag konstatiert. Aber sie war mit blauen Flecken übersät. Vielleicht
war sie überanstrengt — vielleicht hat ihr Herz es nicht ausgehalten und
plötzlich versagt. Ich habe den Doktor gefragt — als grade niemand in der Nähe
war. >Sie wissen doch<, sagte er zu mir, >warum der Mensch stirbt.
Weil sein Herz aufhört zu schlagen.< Wissen Sie, wie ich es genannt
hätte?«
    »Das kann ich mir denken«,
erwiderte ich. »Mord.«
    »Ich aber«, sagte er, »bin nur
ein kleiner Polizeibeamter und kein Politiker. Sobald es sich um die Anklage
handelt, werde ich nicht mehr gefragt. Übrigens — wie kann man denn einen Toten
vor Gericht stellen?«
    »Manning war Ihnen nicht
sonderlich sympathisch?« sagte ich.
    »Ich habe ihn gehaßt wie die
Pest«, sagte Monro gelassen. »Und ich hatte ihn bis zu diesem Abend nicht
persönlich gekannt. Stellen Sie sich vor, wie die Leute ihn gehaßt haben
müssen, die ihn kannten!«
    »Zum Beispiel Georgie Brown?«
fragte ich. »Nach allem, was ich gehört habe, pflegte sie ihm die Mädchen
zuzutreiben — junge, unschuldige Dinger wie Geraldine Morgan.«
    »Davon weiß ich nichts«,
erwiderte er. »Mir ist nur das bekannt, was ich an jenem Abend mit eigenen
Augen gesehen habe.«
    »Leutnant«, sagte ich, »haben
Sie sich je überlegt, was Sie tun würden, wenn Sie so viel Geld hätten, daß es
gar nicht mehr drauf ankäme, und wenn Sie von Leuten umgeben wären, die Ihnen
jeden Wunsch erfüllen?«
    »Sie meinen, daß er vielleicht
nicht schlechter war als jeder andere in seiner Position.« Monro schüttelte den
Kopf. »Nein — Sie haben nicht so wie ich die Kleine dort liegen sehen. Fünfzehn
Jahre alt. Als ob es mein eigenes Kind gewesen wäre.«
    »Ja ja«, sagte ich, »ich
verstehe Sie sehr gut. Trotzdem bin ich froh, daß ich es war, der auf den
Klingelknopf gedrückt hat.«
    »Klingelknopf?«
    »Der Georgia Brown in die Luft
sprengte... Gehen wir, Leutnant?«
     
    Ich suchte sie in der Halle und
in der Bar des Wilton, aber sie war nicht da. Ich ging zum Strand
hinaus. Nach ein paar Minuten sah ich die tadellose Figur, die langen
braungebrannten Beine und das grellrote Haar.
    »Welch ein Wunder!« sagte ich,
als ich mich ihr näherte. »Der verlorene Sohn ist heimgekehrt.«
    Sie blickte durch ihre
Sonnenbrille zu mir auf. »Es muß Lunchzeit sein, ich habe Hunger.«
    »Nennt man das in New York
einen liebevollen Empfang?«
    Langsam richtete sie sich auf
und streckte faul die Hände in die Höhe.
    »Wann essen wir?« fragte sie.
»Ich dachte, Sie wollten nur einen Stunde wegbleiben.«
    Ich sah nach der Uhr und
stellte fest, daß es eins war.
    »Keine Ahnung. Der Mensch
denkt, Gott lenkt. Gehen wir essen.«
    »Ihr Charme, Leutnant«, sagte
sie, »muß angeboren sein. Sonst könnte er nicht so primitiv sein.«
    Wir marschierten im
Gleichschritt den Strand entlang.
    »Ich will mich schnell
umziehen«, sagte sie, »ich bin wirklich hungrig.«
    »Schön, ziehen Sie sich um; ich
überlege mir inzwischen, wo wir essen werden. Sie haben fünf Minuten Zeit. Für
jede Minute darüber hinaus vermindert sich das Maximum, das ich zu spendieren
gedenke, um fünfzig Cent.«
    »Ich sehe uns schon in einer
drittklassigen Suppenküche für Obdachlose enden«, sagte sie bitter. »Wenn man
den Löffel nicht benützt, kriegt man die Suppe um fünf Cent billiger.«
    »Und um zehn, wenn man die
Gabel nimmt. Sie haben fünf Minuten Zeit.«
    Hastig verschwand sie. Ich
setzte mich in den Wagen und zündete mir eine Zigarette an. Ich hatte sie zur
Hälfte geraucht, da kam Janice Jorgens in ihrem schwarzen Hemd und der
karierten Hose wieder. Sie stieg zu mir ein und sah demonstrativ auf ihre
Armbanduhr.
    »Viereinhalb Minuten«, sagte
sie lächelnd. »Bekomme ich eine Gratifikation?«
    »Sie haben eine verdient. Wie
wäre es mit Ricards- Fischspezialitäten?«
    »Das klingt fabelhaft.«
    »Hoffentlich gibt es dort
anständige Portionen«, murmelte ich. »Ich werde mir wahrscheinlich eine Woche
lang keine Mahlzeit mehr leisten können.«
    Wir gingen also essen, und als
Janice Jorgens mit ihrem Hummer fertig war, begann sie, ein wenig aufzutauen.
    »Das war schön«, sagte sie
verträumt. »Ich esse

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