Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Attentat auf Georgia

Attentat auf Georgia

Titel: Attentat auf Georgia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
Gäste sah Manning gegen Mitternacht durch die Hintertür hinausgehen,
aber man nahm an, er habe bloß ein wenig frische Luft schnappen wollen. Erst
gegen zwei fing man an, besorgt zu werden, weil er nicht wiederkam.«
    »Na na — es dürfte also doch
ziemlich viel Alkohol konsumiert worden sein.«
    »Vermutlich«, sagte Monro
trocken. »Manning war dafür berühmt, seine Gäste reichlich zu traktieren.«
    »Können Sie sich erinnern, wer
anwesend war?«
    »Nur wenige Personen. Es war
noch nicht lange her, seit das junge Mädchen —« Er verstummte unvermittelt.
    »Auch diese Geschichte ist mir
bekannt«, sagte ich. »Die Fünfzehnjährige, die vielleicht ein schwaches
Herz hatte...«
    Er sah mich eine Weile an, als
wollte er einen Entschluß fassen. »Sie sind gut informiert, Leutnant«, sagte er
schließlich.
    »Das dürfte stimmen. Wer war
anwesend?«
    Er dachte nach. »Es ist lange
her. Ich erinnere mich an einen Produzenten, der mit dabei war, einen Kerl, der
mir seit jeher auf die Nerven ging.«
    »Coates?«
    »Richtig — Coates. Und der
Geldgeber — Hilary Blain.«
    »Kent Fargo?«
    »Ja, jetzt fällt es mir ein —
auch er war anwesend. Und die Dame, die Ihnen Sorgen macht — Georgia Brown.«
    »Kay Steinway?«
    »Sie meinen die dicke Sängerin,
die nicht singen kann?«
    »Nicht dick, sondern mollig«,
berichtigte ich. »War sie anwesend?«
    »Nein«, erwiderte Monro
nachdenklich. »Nur diese fünf — einschließlich Mannings.«
    »Sonst niemand?«
    »Ich bin meiner Sache völlig
sicher, Leutnant«, sagte er kurz.
    Ich warf noch schnell einen
letzten Blick auf das Haus, ließ dann den Wagen langsam weiterrollen. Monro
zündete sich eine Zigarette an und setzte sich bequemer zurecht. »Sonst noch
etwas, Leutnant?« fragte er.
    »Erzählen Sie mir von dem
jungen Mädchen.«
    »Ein heikler Punkt«, erwiderte
er zögernd. »Ich bin nur ein kleiner Beamter — Sie wissen, wie das manchmal
ist.«
    »Sicher. Ich weiß, daß nach
Mannings Tod die Sache vertuscht wurde. Ich frage nicht nur aus Neugier,
Leutnant.«
    »Im nächsten Block ist eine
Kneipe. Wollen wir uns reinsetzen?«
    »Ach, ich frage mich schon die
ganze Zeit, was mir fehlt«, sagte ich. »Was zu trinken!«
    Wir hielten vor der Kneipe und
ließen Uns in einer Nische nieder. Monro bestellte einen Korn und ich einen
Whisky.
    »Sie hieß Geraldine Morgan«,
begann er langsam. »Sie stammte aus Louisville in Kentucky. Sie sah viel älter
aus als fünfzehn. Nachdem es passiert war, stellten wir fest, daß sie von zu
Hause durchgebrannt war. Ein junges Ding, das von den Lichtern der Großstadt
träumte — und voller Ehrgeiz steckte... Nicht sehr originell.« Er nahm einen
Schluck von seinem Korn und fuhr fort: »Ich habe eine Tochter. Sie ist jetzt
achtzehn. Damals war sie genauso alt wie die kleine Morgan. Man erschrickt,
wenn man sich überlegt, was einem jungen Ding passieren kann, wenn schon alles
Nötige da ist, aber die Erfahrung fehlt.«
    »Ich kann es mir vorstellen«,
sagte ich.
    »Ihre Mutter war tot«, fuhr er
fort. »Ihr Vater hatte Nachtarbeit. Die ältere Schwester, um die Zwanzig, war
selten zu Haus. Meistens kam die Kleine abends aus der Schule in eine leere
Wohnung. Auch das Geld war knapp, der Alte hatte zu trinken begonnen. Sie bekam
es satt und lief weg.« Er leerte sein Glas. »Sie kommt nach dem sonnigen
Kalifornien, sie will filmen, aber erst einmal ist sie pleite. Deshalb wird sie
Kellnerin, und da lernt sie Manning kennen.« Er lachte, aber es klang nicht
sehr lustig. »Die Geschichte ist so alt, daß niemand sie mehr hören will. Der
große Star — die hoffnungsvolle Anfängerin. Im Nu war sie Mannings
Wochenendgast in seinem Strandhaus in Long Beach. Auf seinen Wunsch gab sie
ihre Stellung auf und wurde seine Haushälterin. Sie schrieb sogar an ihre
Schwester und erzählte ihr alles — oder zumindest das meiste. Sie bildete sich
tatsächlich ein, Manning würde ihr eine Chance geben, Probeaufnahmen von ihr
machen lassen und ihr, wenn es klappte, eine Rolle in seinem nächsten Film
verschaffen. Sie erklärte, falls ihre Familie versuchen würde
dazwischenzufunken, würde sie sich glatt umbringen. Das sei die große
Chance, die würde sie sich um keinen Preis entgehen lassen...«
    »Ihre Angehörigen haben also
gar nichts unternommen?«
    Monro sah mich finster an. »Sie
hatten keine Gelegenheit dazu. Vier Tage später war sie tot. Als die Meldung
kam, hatte ich gerade Dienst... Ich fuhr raus. Manning war im Morgenrock

Weitere Kostenlose Bücher