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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Lehrer.»
    * * *
    «Eure Göttliche Majestät. General Aëtius ersucht um eine Audienz.»
    Theodosius ließ sich umständlich auf seinem goldenen Thron nieder. Erst nach dieser kurzen Verzögerung wurde er in die kaiserliche Gegenwart vorgelassen.
    «Aëtius. So fern der Heimat.» Seine Stimme war so frostig wie ein pontischer Winter, durch den ein Wind aus Skythien fegt.
    «Majestät.» Er sank auf die Knie, um den Saum der kaiserlichen Robe zu küssen, eine ihm tief verhasste Geste, und erhob sich rasch wieder. «Ihr habt weiterhin keine Neuigkeiten von der Feldarmee unter General Aspar?»
    Theodosius war konsterniert darüber, dass ein bloßer Soldat, General hin oder hier, es wagte, ihn derart mit einer Frage zu überfallen. «Sie – sie haben den Feind noch nicht zum Kampf gestellt, nein», hörte er sich stammeln.
    «Und die Meldung über die Siebte in Viminacium trifft zu? Sie wurde tatsächlich restlos vernichtet?»
    «So lautete das Urteil Gottes. Ebenso … ebenso über Ratiaria, stromabwärts. Auch jene Garnison wurde von diesen elenden Hunnen überrannt.»
    «Ratiaria auch? Jetzt schon? Die III . Pannonica? Wie viele Männer hat diese Legion umfasst? Und was ist mit den Waffenmanufakturen dort?»
    Der Kaiser ertrug es nicht länger, seinem Gegenüber in die stechenden grauen Augen zu blicken. Er betrachtete die Mosaiken an der Wand zu seiner Linken und hoffte inständig, dabei die erhabene Gelassenheit auszustrahlen, die einem Statthalter Gottes auf Erden ziemte. «Auch die III . Panonnica wurde vernichtet, und die Waffenmanufakturen befinden sich nunmehr in der Hand des Feindes.»
    Attila.
Er wusste es. Jetzt verfügte er also über die wichtigsten Waffenschmieden des Ostreiches.
Er wusste es.
    «Dann biete ich Euch hiermit sofortigen militärischen Beistand an. Ich habe noch Kohorten der I. Legion in Brigetio, der II . in Aquincum, der XVI . in Carnuntum und der IV . Scythica in Singidunum stehen. Sie alle sind bestens ausgebildet – ihre Legaten wurden von mir persönlich ernannt. Ich könnte sie von der Donaugrenze abziehen und mit ihnen Attilas Flanke angreifen, während er gen Süden zieht, nach Naissus.»
    «Und falls Attila sich nach Westen wendet?»
    «Attila
wird
sich nach Westen wenden. Aber jetzt noch nicht. Zunächst wird er das Ostreich ausschalten wollen.»
    Der Heermeister sprach eindringlich, voller Überzeugung, als hätte er auf diesen Moment und diese Konfrontation schon sein Leben lang gewartet. Ja, Aëtius fand sogar Gefallen an all diesem … diesem kriegerischen Tun, wie Theodosius mit leisem Abscheu erkannte. Als sähe er darin seinen Lebenssinn, seine schicksalhafte Bestimmung oder was auch immer.
    «Wichtiger noch», fuhr Aëtius unbeirrt fort, «auf Sizilien stehen weiter – mit Erlaubnis Kaiser Valentinians selbstverständlich – die mir unterstellten Kerntruppen der westlichen Feldarmee und warten auf den Befehl, nach Africa überzusetzen. Zweitausend Pferde und zwanzigtausend Mann in tadelloser Verfassung, befehligt von meinem fähigen General Germanus.»
    Theodosius wandte sich zur Seite und legte die Hand auf eine zierliche, schön polierte Kommode, wie um daran Halt zu finden. «Und warum sollte ich so vertrauensselig sein, dir zu erlauben, eine so gewaltige Streitmacht ins Herz unseres Reiches zu führen?»
    «Majestät?»
    «Wir sind nicht völlig unwissend, General Aëtius – trotz unserer weithin bekannten Liebe zur Gelehrsamkeit», fügte er in sarkastischem Tonfall hinzu.
    «Ich spüre Misstrauen.»
    «Dein Gespür trügt dich nicht.»
    «Dann gestattet, dass ich ganz offen rede. Euer Feind ist Attila, der König der Hunnen, und niemand sonst. Weder Euer Vetter Valentinian, noch Galla Placidia, noch ich. Sucht Euren Feind nicht in Euren eigenen Reihen. Euer Feind ist weitaus gewitzter und skrupelloser als wir alle. Er ist sogar klüger als Ihr, Majestät, und das, obwohl er viel weniger Bücher gelesen hat.»
    Der Kaiser presste die Lippen zusammen und musterte Aëtius scharf. Vor ihm stand ein ungeschliffener, wenig liebenswürdiger Soldat, ohne Bildung und Kultur, sogar ohne Benimm; dessen ungeachtet aber, das spürte Theodosius, ein ehrlicher Mann.
    «Wir haben erfahren», sagte er, «dass in Viminacium Teile der Herculianischen Legion an der Seite der Hunnen gekämpft haben.»
    «Unsinn! Glaubt doch so etwas nicht!» Aëtius’ Augen sprühten vor Ungeduld, er schlug sich mit der Faust in die Hand und fing an, dreist und respektlos auf und ab zu

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