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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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er mit dem Dolch in der Hand zu ihm hinüberging. «Für dich, der du ebenso feige wie verlogen bist, wird es keine Rückkehr nach Konstantinopel geben.» Er packte den Gesandten am Schopf, riss seinen Kopf nach hinten und schnitt ihm mit dem Dolch die Kehle durch. Nachdem er die blutige Klinge an den feinen Hofgewändern des Toten abgewischt hatte, richtete er sich wieder auf. Er wandte sich um und sah uns breit lächelnd an, die Arme ausgestreckt, den Dolch weiter in der Faust.
    «Unser Treffen in Frieden und Freundschaft, meine lieben Freunde, ist damit wohl zu Ende, nicht wahr?»
    Hinter ihm wurde der tote Chrysaphius bereits aus dem Zelt geschleift, eine schimmernde Blutspur auf dem Boden hinterlassend.
    Wir kehrten wortlos zu unseren Zelten zurück, die Herzen beschwert von allerlei dunklen Gedanken.
    * * *
    Ehe wir tags darauf das Hunnenlager im trüben Morgengrauen verließen, wurde ich noch Zeuge einer außerordentlichen Unterredung. Attila suchte Aëtius auf. Ich beobachtete alles, ohne von ihnen bemerkt zu werden.
    Sie sprachen ganz zwanglos miteinander, wie alte Freunde. Von Spannung war zwischen ihnen so gut wie nichts zu bemerken, und ein unbedarfter Beobachter hätte Aëtius leicht für einen Verräter halten können, der seit kurzem mit Attila im Bunde stand. Dann packte der Hunne Aëtius am Arm, halb wie aus brüderlicher Zuneigung, halb drängend, und ich hörte seine heisere, hitzige Stimme.
    «Euren Verrat – den Verrat eures Herrn, des Kaisers in Konstantinopel – habe ich gestern Abend auch deswegen offengelegt, um dir die Verkommenheit deiner Welt, deines eunuchenhaften Imperiums vor Augen zu führen.»
    Aëtius sagte nichts und versuchte auch nicht, sich von Attila loszumachen. Auf seinem Gesicht spiegelte sich tiefe Zerrissenheit.
    «Und euer Kaiser im Westen, Valentinian, der geistesschwache Sohn dieses Miststücks Galla Placidia, ist noch schlimmer. Er opfert Hähne, er beschäftigt sich mit Zauberei.»
    Aëtius murmelte: «Auch du umgibst dich mit Hexen.»
    «Ich behaupte auch nicht, ein Christ zu sein. Aëtius, euer Reich wankt bereits. Es steht vor dem Zusammenbruch.»
    Jetzt widersprach Aëtius ihm. «Die VII . Legion in Viminacium hat nicht gewankt.»
    «Sie haben uns einen guten Kampf geliefert, ja.»
    «Sie haben euch die Hölle bereitet.»
    Attilas Zähne schimmerten im Halbdunkel. «Sie haben gekämpft wie Männer. Aber wofür? Für ein altersschwaches Imperium, für eine längst verlorene Sache? Es ist an der Zeit für neue Mächte und andere Reiche. Rom ist so gut wie am Ende.» Er packte Aëtius’ Arm noch fester, und dann hörte ich seine erstaunlichen Worte: «Schließ dich uns an.»
    Es dauerte lange, ehe Aëtius reagierte; zu lange, fand ich. Und die Reaktion bestand lediglich darin, dass er sich wortlos von Attila losmachte.
    «Du Narr», sagte Attila. «Wofür auch immer du kämpfen magst, du hast es längst verloren.» Er schwang sich wieder in den Sattel. «Flüchte zurück in deine Stadt, du Narr. Ich bleibe dir auf den Fersen.»

11. DER VOGELFÄNGER
    Z ornig und beschämt traten wir an jenem Morgen den Ritt nach Süden an. Hinter uns her stolperte eine kleine, gebrochene Gestalt, mühsam ihren schweren Sack voll Gold schleppend.
    Attilas Wesen, das sah ich wohl, wies durchaus auch vornehme Züge auf, eine Wahrnehmung, die Aëtius vermutlich teilte. Diese Vornehmheit freilich wurde überschattet von dunkleren Eigenschaften wie Bosheit, Tyrannei und Rachsucht, von denen sie letzten Endes völlig ausgelöscht würde. Seine Skrupellosigkeit und Habgier würden ihn irgendwann zerstören. Die Geschichte ist voll von solchen Beispielen. Schon jetzt verblasste, was an ihm vornehm und groß war, vor dem unzähmbaren Verlangen, die Welt zu beherrschen, ja das Leben selbst zu ergreifen und seinem Willen zu unterwerfen – ein Verlangen, das auch, auf unterschiedliche Weise, Alexander den Großen und Phidias angetrieben hatte, Euklid und selbst Sophokles. Männer vom Schlage eines Sophokles oder Phidias jedoch gelangen noch rechtzeitig zur Einsicht und überwinden dieses verderbliche Verlangen. Trachten nicht länger danach, zu unterwerfen, sondern fallen in stummer Ehrfurcht auf die Knie, in der Erkenntnis, dass sie das Leben niemals werden ganz verstehen, sondern es nur anbeten können. Attila hätte solch demütige Weisheit wohl als schändliche Kapitulation betrachtet. Er war und blieb einer der aufsässigen Söhne Gottes.
    Attilas Hass auf Rom glich einem Feuer, das

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