Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
Vom Netzwerk:
Mienen.
    «Vigilas sollte fünfzig Pfund Gold erhalten», knirschte Attila. «Eine Menge Gold, aber» – er lächelte in die Runde – «ich fühle mich trotzdem unter Wert verkauft.»
    Seine Krieger lachten.
    Endlich hob er den Fuß und ließ Chrysaphius frei. Der misshandelte Mann kroch davon und tastete, am ganzen Leibe zitternd, mit der Hand nach seinem zerschmetterten Knöchel, zuckte aber vor Schmerz gleich wieder zurück. Ich meinte Knochensplitter zu sehen, die weiß aus der Haut schimmerten. Er stöhnte. Er würde nie wieder ohne Krücke laufen können.
    Attila murmelte Orestes etwas zu, der daraufhin das Zelt verließ. Dann sagte er: «Tritt auch du vor, Vigilas.»
    Der kleinwüchsige Mörder tat wie geheißen. Ängstlich wirkte er nicht. Heimtückisch und brutal, wie er selber war, rechnete er damit auch stets bei anderen und wusste genau, was ihn erwartete. Attila aber liebte Überraschungen.
    Er zog seinen Dolch aus dem breiten Ledergürtel. Statt seinen Gegner damit zu erledigen, warf er ihn Vigilas mit dem Griff voran zu. Dieser fing ihn geschickt auf.
    «Jetzt beende dein Werk.»
    Eisige Furcht stieg in mir auf. Die beiden Männer fingen an, sich langsam zu umkreisen, Vigilas bewaffnet, Attila unbewaffnet. Vigilas wirkte verbissen, aufs Äußerste konzentriert, während Attila lächelnd die Hände vor sich ausstreckte, als gelte es lediglich, lästige Fliegen zu verscheuchen. Und wenn Vigilas nun Erfolg hatte? Dann würden wir Übrigen von Attilas Kriegern niedergemacht. Und mit Sicherheit nicht kurz und schmerzlos.
    Doch Vigilas wollte es versuchen. Das entsprach einfach seinem Naturell. Ein anderer hätte den Dolch vielleicht dazu benutzt, sich selbst die Kehle durchzuschneiden, er aber bewegte sich langsam im Kreis um den König herum, die Waffe locker in der rechten Hand, den linken Arm zur Balance ausgestreckt, und fixierte ihn wie ein Falke seine Beute. Er würde nur eine einzige Chance haben, das wusste er. Die Luft im Zelt knisterte vor Anspannung, wie vor einem Unwetter. Wir anderen wagten kaum zu atmen. Als die beiden Kontrahenten unvermittelt in Aktion traten, wie Schlange und Mungo, ging alles so schnell, dass ich kaum mitbekam, was sich genau abspielte. Vigilas wollte, glaube ich, Attila mit einem jähen Stoß am Hals treffen, und der König wich unmerklich zur Seite aus, sodass der Dolch sein Ziel um Haaresbreite verfehlte. Er packte mit beiden Händen Vigilas’ ausgestreckten rechten Arm, unten am Handgelenk und oben am Oberarm, hob ein Knie und ließ den Arm wuchtig darauf niedersausen. Der Ellbogen wurde nach hinten abgeknickt und brach mit einem Geräusch entzwei, bei dem mir sofort übel wurde. Vigilas brüllte auf, und er war gewiss ein Mensch, der nicht so leicht brüllte. Er taumelte zurück, den gebrochenen Arm mit der linken Hand an seinen Körper drückend. Der Unterarm hing in einem unnatürlichen Winkel herunter, sein Ellbogen … Ich wandte den Blick ab.
    Orestes kehrte mit einem kleinen Sack ins Zelt zurück, den er vor Attila auf den Boden plumpsen ließ.
    «So.» Attila hob seinen Dolch auf und griff nach dem Sack. «Hier ist dein Gold. Es fehlt nicht eine Unze.» Er öffnete den Sack und zeigte ihn herum: Tatsächlich befand sich matt schimmerndes Gold darin, eine stattliche Menge. «Hier ist dein Lohn. Du erhältst ihn von mir, deinem ausersehenen Opfer. Bloß» – er lächelte und hob den fünfzig Pfund schweren Sack mit seinem muskelstrotzenden Arm mühelos in die Höhe – «wirst du ihn eigenhändig nach Konstantinopel zurücktragen, ohne Hilfe von Mensch oder Tier.» Er stellte den Sack wieder auf dem Boden ab und sah zu Aëtius hinüber. «Heermeister, habe ich dein Wort als römischer Edelmann, dass dieser nichtswürdige, heimtückische Meuchelmörder unter deinem wachsamen Blick auf die von mir befohlene Art und Weise nach Konstantinopel zurückkehrt?»
    Aëtius rang kurz mit sich. Dieses erbärmliche Komplott aber gereichte uns allen zur Schande, und die beiden Verschwörer konnten von Glück sagen, mit dem Leben davongekommen zu sein. «Ja, du hast mein Wort», sagte er.
    Attila nickte. Welch eine Geste, welch ein Spektakel! Mit welch grandioser Verachtung hatte er das byzantinische Mordkomplott gestraft! Nie zuvor hatten wir es mit einem Feind wie ihm zu tun gehabt.
    Doch eine letzte Geste fehlte noch. Aus dem Augenwinkel bekam er mit, wie Chrysaphius sich an einem der Zeltpfosten aufzurichten versuchte.
    «Ah, nein», sagte er fast sanft, während

Weitere Kostenlose Bücher