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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Beispiel. Wie heißt du, Knabe?»
    Theoderich sagte es ihm.
    «Mit welch erbärmlicher Gesellschaft du dich umgibst. Deine Männer schlachteten viele meiner Männer in den Bergen.»
    «Wir wurden angegriffen.»
    «Mein Herz blutet für Euch.» Attilas Augen glitzerten. «Du würdest eine wertvolle Geisel abgeben, weißt du das? Warum sollte ich dich freilassen?»
    «Zum Austausch für Euren Krieger Chanat», sagte Theoderich. Aëtius presste die hinter seinem Rücken verschränkten Hände zusammen. Oh doch. Der Junge machte seine Sache gut.
    «Also?», fragte Attila mit rauer Stimme. «Du reitest jetzt mit den Römern?»
    «Mein Bruder und ich und unser Gefolge reiten als Freunde von Aëtius.»
    «Freunde und Mörder?»
    «Ich wusste ebenso wenig von diesem gemeinen Plan wie der General hier.»
    «Wie viele Männer sind noch in deinem Gefolge?»
    Theoderich lächelte. «Genügend.»
    Attila lächelte auch, aber anders.
    «Das Volk der Visigoten bleibt neutral», sagte Theoderich.
    Dann beugte sich Attila vor, und seine Augen brannten. Alle im Zelt spürten die ungezügelte Macht, die in ihnen lag. Seine Stimme veränderte sich, sein Blick verdüsterte sich. «Ihr solltet euch mit uns verbünden. Ihr solltet wissen, aus welcher Richtung der Wind der Geschichte weht.»
    Es gab eine kurze Stille, dann sagte Theoderich mit deutlicher Verachtung: «Meine Leute sollen sich mit den Hunnen verbünden? Lieber nicht!»
    Attila lehnte sich wieder zurück. «Bedenke deine Worte, Knabe. Ich könnte dich in kleine Stücke hauen und deinem Vater in einem Fass zurückschicken lassen!»
    «Dann hättest du das gesamte Volk der Visigoten gegen dich aufgebracht, und dazu die Legionen Roms.»
    «Die Hunnen hatten schon früher mit deinem Volk zu tun. Haben wir euch nicht durch ganz Europa gehetzt, vom Ufer des Schwarzen Meers bis nach Westen? Ihr ranntet vor uns davon, als versuchtet ihr, die untergehende Sonne zu fangen, dabei wie Weiber winselnd!»
    Die blauen Augen des Jungen blitzten auf, wie Feuer hinter dünnem Eis.
    Beherrsche dich, mein Junge, dachte Aëtius. Er stellt dich nur auf die Probe.
    Als der Prinz wieder sprach, klang seine Stimme ruhig. «In den Bergen habt Ihr uns nicht gut behandelt. Die Visigoten fliehen nicht mehr vor Euch. Beim nächsten, ganz wie beim letzten Mal, werden wir uns umdrehen und kämpfen.»
    «Das ist nicht deine Entscheidung, du Knabe. Noch herrscht dein Vater über die Visigoten, nicht wahr? Oder gedenkst du etwa, ihn vom Thron zu stoßen?»
    Nun konnte Theoderich ermessen, zu welchen Spielchen Attila imstande war. Ruhe bedeutete hier Stärke. Er erwiderte nur: «Bringt die gestohlenen Herden und die entführten Hirten zurück nach Azimuntium, und Ihr bekommt zum Ausgleich Euren Krieger Chanat. Dann reiten wir nach Süden weiter.»
    Attila strich sich über den Bart und überlegte.
    Jemand anders kam ins Zelt, ohne um Erlaubnis zu bitten, und der kleine grauhaarige Schamane sprang winselnd auf und rannte zum Hintereingang hinaus. Sogar Aëtius erbleichte, als er einen Blick auf die hereingekommene Person warf. Es war eine hunnische Hexe.
    Sie war sehr groß und dünn, hatte eine flache, knochige Brust und einen Totenschädel, die Haare zeigten ein unnatürliches Orange. Sie trug eine Schlangenhaut um den Hals, und obwohl sie ungemein dunkle Haut hatte, waren ihre Augen hellblau. Alles an ihr wirkte irgendwie verkehrt. Sie schlich zu Attila hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr, ihre Stimme klang wie das hohe Sirren eines Insekts. Aëtius glaubte, den Namen der Anashti zu vernehmen, der Mondgöttin. Beim Sprechen sah sie zu Theoderich hinüber und entblößte ihre Zähne. Sie waren abgefeilt. Aëtius wusste, was sie sprach, und hoffte, dass Theoderich es nicht wusste. Der Junge hatte bislang wunderbar die Fassung bewahrt. Sie sprach von dem tiefen, starken
mana
, den Erstgeborenen zu opfern, vor allem den Erstgeborenen eines Königs, und hielt ihm einen hölzernen Becher hin.
    Attila sah zu Theoderich auf. «Möchtest du einen Becher Wein?»
    Theoderich antwortete ohne Umschweife: «Nein. Er wäre nur vergiftet.»
    Der König lachte heiser auf. «Du bist doch nicht der größte Narr, der mir je begegnet ist. Ja, er ist vergiftet. Du wärst unter Qualen gestorben.» Er winkte die Hexe mit einer Geste hinaus. «Sie ist eine Närrin, nicht wahr? Aber von Politik und Macht hat sie keinen blassen Schimmer. Sie glaubt, Zauberformeln könnten jedes Problem lösen.»
    Sie schwiegen. Dann stand Attila

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