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Attila - Die Welt in Flammen

Attila - Die Welt in Flammen

Titel: Attila - Die Welt in Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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«Und steckt es dann in Brand. Holt die Schubkarre dort. Alle übrigen, tretet zurück.»
    Trotz ihrer Raserei gehorchten die bemalten Krieger auf der Stelle. Kurz darauf stießen sie die Schubkarre, aus der Flammen schlugen, über die Türschwelle und kippten sie nach innen. Faustriemen und Arapovian retteten sich mit einem Sprung vor den lichterloh brennenden Heuballen, die in den engen Gang geholpert kamen. In Windeseile breitete sich dichter Rauch aus, und sie bekamen kaum noch Luft. Ihre Augen begannen heftig zu brennen und zu tränen.
    Geukchu nickte voll grimmiger Genugtuung. «Soll das Feuer sie verzehren. Eine angemessene Feuerbestattung für zwei so mächtige Helden des Imperiums. Ein Scheiterhaufen, wie er Kriegern gebührt.»
    Arapovian kauerte sich an die Wand und hielt sich die Arme vors Gesicht, als notdürftigen Schutz. Sie häuften inzwischen auch brennende Heuballen aufs Dach, und das Feuer griff bereits aufs Gebälk über.
    «Weißt du was?», schrie Faustriemen. «Die Feuerwehrleute in Rom, die essen keinen Schweinebraten. Weil sie den Geruch nicht ertragen können. Riecht genauso wie gebratenes Menschenfleisch.»
    Arapovian erhob sich wieder. «Wir müssen die Kerkertür freiräumen.»
    Faustriemen rührte sich nicht.
    «Schön. Dann bleib hier und lass dich braten.»
    Faustriemen brummte wie ein verärgerter Bär und schloss sich dem unmöglichen Armenier an.
    Halb erstickt vom Rauch, schweißgebadet, betäubt vom Tosen der Flammen und mit angesengten Haaren machten sie sich an die grausige Arbeit. Mitunter löste sich bei den Toten ein Arm oder Bein vom Torso, wenn man daran zog, das war besonders schlimm. Als sie die Falltür endlich freigelegt hatten, war der Qualm vollends undurchdringlich.
    «Ich kann nichts sehen», krächzte Faustriemen. «Aber ich möchte wetten, dass du ein Bad brauchst.»
    Stille.
    «Parse?»
    Keine Antwort. Dann das Knarren der schweren Falltür, die gerade geöffnet wurde.
    «Du hast es geschafft!» Faustriemen tastete kurz suchend im Qualm umher, um dem Orientalen auf die Schulter zu klopfen, aber Arapovian stieg bereits die Treppe hinunter. Da Faustriemen langsam keine Luft mehr bekam und sein Haar längst kokelte, tastete er sich zu dem Einstieg im Boden vor und die ersten Stufen hinab – eben noch rechtzeitig, denn unmittelbar darauf krachte das brennende Dachgebälk in sich zusammen. Der Qualm zog schlagartig ab, und im plötzlichen Durchzug schlugen die Flammen ringsum tosend hoch wie in einem Schmelzofen, sodass die beiden Männer bei ihrem Abstieg auf der schmalen Treppe unvermittelt von einer Art Höllenschein erhellt wurden, der hinter ihnen aufloderte. Die Menschen unten im Kerker, die Mütter und Jungfrauen und Kleinkinder, die angstvoll nach oben blickten, nahmen zwei blutige, rußgeschwärzte Gestalten wahr, die aus dem Rachen des Feuers zu ihnen hinabgestiegen kamen.
    Offenbar befanden sie sich bereits in der Hölle.
    Faustriemen drehte sich auf der engen, mit Algen bewachsenen Treppe um, zog die Türklappe hoch, zerrte noch, so gut es eben ging, einen Leichnam halb darüber und ließ sie dann über seinem Kopf zufallen. Finsternis senkte sich herab. Er tastete an der Tür nach einem Riegel und hielt dann verlegen inne. Wozu auch eine Verriegelung an der Innenseite einer Kerkertür? Er grinste über sich selbst. Blödmann.
    Eine kleine Öllampe wurde entzündet, und die Menschen im Kerker betrachteten die beiden Dämonen genauer. Der eine ein grobschlächtiger Hüne, der eine Keule unter den affenartigen Arm geklemmt hatte, der andere groß und schlank, intelligent und grausam wirkend. Als eine Frau losschreien wollte, legte er ihr blitzschnell die Hand über den Mund, die so klebrig von frischem Blut war, dass sie würgen musste. Er hielt sich einen beringten Finger vor die schmalen, strengen Lippen.
    Außer ihr befanden sich noch fünf oder sechs weitere Frauen hier, junge Mütter sowie eine ältere Frau. Ein halbes Dutzend heulender, rotznäsiger Kinder und ein schlummernder Säugling, der von allem nichts mitbekam. Dann noch ein alter Mann, der seinen knotigen Stock umklammert hielt, als wollte er es gleich mit ihnen aufnehmen.
    «Nur die Ruhe, Großvater. Wir sind auf eurer Seite.»
    Sie drängten sich in der stickigen Kerkerzelle zusammen, harrten schweigend aus, während das Gefängnis über ihnen bis auf die Grundmauern niederbrannte.
    * * *
    Oben, über dem Kerker, schlugen weiterhin Onagergeschosse in die Kastellmauern ein. Einerseits zum

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