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Auch das Paradies wirft Schatten

Auch das Paradies wirft Schatten

Titel: Auch das Paradies wirft Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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von ihrer Affäre weiß.«
    Dr. Faber hob warnend den Zeigefinger. »Affäre! Schon wieder so ein dummes Wort aus dem Sprachschatz vergangener Zeiten! Marianne Klett hatte einen Schwips und ließ sich von einem Windhund aufs Glatteis führen – mehr nicht! Sie rutschte aus, aber eingebrochen ist sie nicht. Im übrigen hatte sie, wenn Sie das tröstet, enorme Gewissensbisse. Sie war ganz zerknirscht, als sie mir die Sache schilderte. Sie hätte es doch überhaupt nicht nötig gehabt, mir davon auch nur ein Wort zu erzählen. Daß sie es tat, ist doch schon bezeichnend genug, finden Sie nicht auch?«
    »Doktor«, rief Pedro mit erhobenen Händen, wie um sich zu schützen, »fangen Sie nicht schon wieder an, mir den Kopf zu waschen! Ich will ja gar nichts mehr gesagt haben.«
    »Nehmen Sie Ihre Marianne in die Arme und sagen Sie ihr: ›Mädchen, komm, pack deine Sachen, zieh zu mir nach Aarfeld, es wird geheiratet.‹ So macht man das heutzutage, das ist ein moderner Antrag!«
    Pedro von Aarfeld, der stolze Baron, konnte nicht anders, er mußte herzlich lachen.
    »Und wissen Sie«, fuhr Faber fort, »daß es, wenn ich Ihnen einen solchen Ratschlag gebe, das eigene Fleisch ist, in das ich mich schneide?«
    »Warum?«
    »Weil ich eine ausgezeichnete Sekretärin verliere, deren Qualitäten ich in ganz kurzer Zeit zu schätzen gelernt habe. Weiß der Teufel, was mir nach ihr wieder ins Haus steht.«
    »Darf ich Ihnen zum Trost eine Flasche Wein spendieren, Doktor?«
    »Gern. Haben Sie eine dabei?«
    »Nein. Ich dachte an eine aus Ihrem Keller.«
    »Ach so!«
    Beide lachten, und es wurde noch ein vergnügter Herrenabend. Zuletzt bezog Pedro ein Bett in Fabers Gästezimmer, um den Führerschein keiner Gefahr auszusetzen.
    Marianne Klett erschien am nächsten Morgen, wie immer, Punkt acht Uhr vor Dr. Fabers Geschäft. Sie schloß die Ladentür auf, stieß die schweren Eisengitter vor den Schaufenstern hoch, stellte die Tagessignalanlage an und setzte sich im Büro an ihre Schreibmaschine. Sie wunderte sich, daß Dr. Faber ausblieb. Das war sie von ihrem Chef nicht gewöhnt.
    Auf ihrem Platz fand sie eine neue Liste für den Katalog, die sie abzuschreiben hatte. Das war rasch geschehen, und sie sah sich um, entdeckte aber nichts anderes, was Dr. Faber für sie noch zur Erledigung bereitgelegt hätte. Sie ging deshalb in den Laden und setzte sich hinter die Glastheke, wo sie etwas zerstreut in einem Kunstbuch blätterte.
    Wo bleibt er denn? dachte sie.
    Das Büro hatte zwei Eingänge, einen vom Laden her und einen separaten. Plötzlich hörte sie die separate Tür gehen. Dr. Faber war erschienen.
    Marianne vernahm seine Stimme, die rief: »Fräulein Klett – Stenogramm!«
    Dann ging wieder die separate Tür, und Fabers Schritte verklangen auf der Treppe nach oben.
    Nanu, dachte Marianne, Stenogramm in seinem Arbeitszimmer? Das ist ja etwas ganz Neues. Muß eine wichtige Sache sein.
    Sie eilte ins Büro, nahm Block und Bleistift, warf in einem Spiegel an der Wand einen prüfenden Blick auf ihr Gesicht und lief dann die Treppe hinauf. Sie klopfte kurz und trat ein.
    Ihr erster Blick fiel auf den Schreibtisch – er war leer. Erstaunt wandte sie sich um. Da stand beim Schrank ein großer, breiter Mann und streckte ihr beide Hände entgegen.
    »Pedro …«, stammelte sie.
    Sie wußte nicht, ob sie erschrocken sein oder sich freuen sollte. Hatte Siegurd schon mit ihm gesprochen? Wahrscheinlich ja.
    »Marianne …«
    Er hielt die Arme ausgebreitet und wartete darauf, daß sie sich hineinstürzte. Sie tat es nicht, sondern fragte: »Du kommst zu mir, Pedro?«
    »Sollte ich nicht?«
    »Hat … hat dein Bruder schon mit dir gesprochen?«
    »Ja, gestern.«
    »Und … und trotzdem kommst du?«
    »Trotzdem.«
    »Was hat … hat er dir denn erzählt?«
    »Alles.«
    »Alles? Und das macht dir nichts aus?«
    In Mariannes Gesicht ging zögernd die Sonne auf.
    »Was soll mir denn etwas ausmachen, mein Engel? Ich bin doch keiner aus dem Mittelalter.«
    »Pedro!« Plötzlich löste sich ihre Lähmung, und sie sprang auf ihn zu. »Pedro, ich liebe dich!«
    Er fing sie auf, und die gegenseitigen Küsse, mit denen die beiden sich bedachten, stellten alles in den Schatten, was ein Siegurd von Aarfeld je in seinem Leben auf diesem Gebiete erfahren hatte.
    »Liebling«, sagte Pedro, als sie ihn endlich wieder zu Atem kommen ließ, »ich darf dir natürlich nicht vorenthalten, daß ich ihn aus dem Haus gejagt habe …«
    »Wen?«
    »Deinen

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