Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)
genug von Rob. Ich fühle mich nicht nur am Arm wie verbeult vom letzten Abend.
»Bitte, Jamie. Es würde mich beruhigen, und du weißt ja, dass ich nicht hingehen kann.«
»Ok, geht in Ordnung.« Sie hat schon genug um die Ohren. Außerdem bin ich vom letzten Abend noch ziemlich fertig, und es wäre nicht schlecht, bei ihr einen Stein im Brett zu haben.
»Bring ihm das hier doch mit.« Sie drückt mir einen Stapel Fertiggerichte in die Hand. »Ich fürchte, er ernährt sich nicht besonders gut.«
»Und das ist eine ›gute Ernährung‹?« Martha hebt eine Augenbraue.
»Besser als Pommes und Fast Food.«
»Nur geringfügig.«
»Hör doch auf, Martha.« Mum wirft ihr einen bösen Blick zu. »Ich kann jetzt keinen Vortrag über Ernährung von dir brauchen.«
Martha erwidert nichts, doch sie macht ein aufmüpfiges und beleidigtes Gesicht. Niemand spricht es aus, doch Mums größte Sorge um Rob hat nichts mit Essen zu tun, sondern mit seinemDrogen- und Alkoholkonsum, der schon fast heldenhaft ist. Mum weiß nur die Hälfte, aber was sie weiß, reicht aus, um sich Sorgen zu machen. Sie hat ihm das nie vorgeworfen. Tief in seinem Inneren steckt eine riesige Wut. Trinken und Dope rauchen ist die einzige Möglichkeit, sie zu dämpfen. Mum weiß das genauso gut wie ich.
»Euer Dad hatte auch seine Dämonen«, sagt sie dazu. »Ich bin die Letzte, die hier richten kann.«
Es war ihr Vergeben, ihr Verständnis, die es Rob unerträglich machten, in ihrer Nähe zu sein. Es ist besser, seit er nicht mehr hier wohnt, aber er möchte nicht, dass sie zu ihm kommt. Wenn sie doch hingeht, macht sie Dinge, die für ihn beschämend sind. Zum Beispiel alle Flaschen einsammeln und sie in den Glascontainer bringen. Sie beabsichtigt das natürlich nicht, aber sie geht ihm auf die Nerven.
»Soll ich sonst noch was mitnehmen?«
»Ja, ich hab noch ein paar Sachen im Kühlschrank. Ich nehme an, dass er gestern Abend getrunken hat?«
Das liegt so auf der Hand, dass ich nicht antworte.
»Das sollte er nicht, nicht mit den ganzen Medikamenten, die er nimmt.«
»Nehmen sollte«, sagt Martha. »Er weiß es, Mum. Wir wissen es. Wie willst du ihn aufhalten?«
»Deshalb hätte ich gerne, dass er wieder hier wohnt … «
Mum lehnt sich an die Küchentheke. All ihre Ängste um ihn lasten auf ihr und schlagen sich in den Falten in ihrem Gesicht nieder.
»Oh!« Martha dreht sich zu ihr um, »und das hat ja auch prima funktioniert, was? Da hat er gesoffen wie ein Stier, dieganze Zeit geraucht, ist zu den unmöglichsten Zeiten heimgekommen und das ganze Haus hat nach Bier und Fast Food gestunken. Er hat nie weder auf dich noch auf uns auch nur die kleinste Rücksicht genommen. Es war ein Albtraum, Mum, und das weißt du auch. Es ist viel besser für uns alle, seit er bei Großvater wohnt.«
Mum erwidert nichts. Sie zuckt zusammen, als wäre jedes von Marthas Worten ein kleiner Schlag, und geht zum Kühlschrank, um Sachen herauszuholen.
»Nimm das hier auch mit«, sagt sie zu mir. »Die sind selbst gemacht.« Sie blickt zu Martha. »Und ich fände es schön, wenn wenigstens einer von euch Großvater besuchen würde. Er freut sich bestimmt, wenn er euch sieht.«
Mum versucht, das Gespräch von Rob abzulenken, doch Martha ist noch nicht bereit dazu.
»Kümmer dich jetzt nicht um Großvater. Er weiß ja nicht einmal, wer wir sind! Rob ist ein verdammtes Arschloch. Warum kannst du das nicht zugeben?«
Das ›verdammte Arschloch‹ war ein Fehler. Mum fasst sich wieder. »Ich will nicht, dass du solche Worte gebrauchst, Martha.«
»Warum nicht? Rob macht das und Jamie auch.«
»He! Halt mich da raus!«
»Ich will nicht, dass irgendjemand von euch so redet. Nicht im Haus. Ihr wisst das.«
»Das waren nicht einfach ›solche Worte‹, Mutter, das war einfach eine sachliche Feststellung.« Wenn sie im Unrecht ist, wenn sie sich in die Ecke gedrängt fühlt, zeigt Martha die Krallen. »Vielleicht ist dir der Ausdruck ›Irrer‹ lieber. Kannst du das eher akzeptieren?«
»Er ist dein Bruder, Martha. Von dir würde ich wirklich erwarten, dass du mehr Verständnis zeigst.«
»Meinetwegen. Aber er ist nur glücklich, wenn er Ärger machen kann, das weiß ich. Er macht ihn auch jetzt, obwohl er gar nicht da ist. Er hat dich und Jack beinahe auseinander gebracht und … «
»He, halt mich da raus«, sagt Jack und versucht, es herunterzuspielen, doch seine Schultern sind angespannt. Er räumt weiter Dosen und Lebensmittel ein.
»Ich bin
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