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Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Rees
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Sternzeichen?«
    »Natürlich. Da ist der Löwe.« Ich zeige nach Westen. »Jungfrau, Waage und Skorpion sind mehr im Süden.«
    »Löwe. Ich bin einer.«
    »Glaubst du an so was?«
    »Ich hab mich mal dafür interessiert. Welches Sternzeichen bist du?«
    »Ich bin Schütze. Ziemlich weit unten am südlichen Horizont. Von hier aus kannst du mich nicht besonders gut erkennen.«
    Sie setzt sich auf, schlingt die Arme um die Knie und schaut auf mich nieder. Ich kann es gar nicht glauben, dass das gerade passiert. Ich kann sie nicht ansehen. Ich muss wieder zu den Sternen blicken.
    Ich war noch nie zusammen mit einem Mädchen nackt. Ist das nicht verrückt? Meine vergangenen Begegnungen fanden während einer Party in einem Zimmer statt, im Wald, im Park, hinter den Garagen, irgendwo, wo es ungestört und dunkel war. Nur die notwendigsten Kleidungsstücke waren ausgezogen oder gelöst worden. Ich hatte mehr als nur so eine ungefähre Vorstellung. Ich habe Pornomagazine, DVDs und Internetseiten gesehen, einige von ihnen ziemlich harter Stoff. Aber sie ist anders. Sie ist anmutig und schön. Ihr Körper ist grazil und schlank, ihre Brüste sind klein, haben aber die perfekte Form und ihr flacher, nach innen gewölbter Bauch liegt eingebettet im Schatten der vorstehenden Rippen. Sie ist das Schönste, was ich je gesehen habe. Sie lässt alle anderen künstlich und aufgedonnert erscheinen wie diese aufblasbaren Puppen. Ich bin noch nicht mit vielen Mädchen zusammen gewesen. Und rein technisch gesehen, bin ich noch Jungfrau. Suzy hat immer in allerletzter Minute Panik bekommen und mich weggestoßen. Ich hatte Angst, ihr das zu erzählen. Angst davor, dass sie es wissen würde, es vermuten würde. Sie ist schon mit vielen Typen zusammen gewesen. Wie sollte ich da mithalten?
    »Du musst dir keine Gedanken machen«, sagt sie, als wüsste sie, was ich denke.
    Wir ziehen uns wieder an, und sie macht den Korb auf. Darin befinden sich eine Flasche Champagner und zwei Gläser. »Ich hab Geburtstag«, sagt sie und gießt ein, bis es überschäumt. »Prost.«
    »Dein Geburtstag!« Ich hebe ihr mein Glas entgegen. »Du hast gar nichts davon gesagt.«
    »Da hatte ich auch noch keinen Geburtstag. Erst jetzt.«
    Wir trinken den Champagner.
    »Leer.« Sie hält die Flasche hoch. »Zeit, zu gehen.«
    Wir gehen zurück über die Weiden. Mond und Sterne geben Licht, aber es ist trotzdem noch ziemlich dunkel. Sie führt mich, als könnte sie in der Dunkelheit sehen.
    »Du musst jetzt nicht nach Hause, oder?«, fragt sie, als wir uns dem Wagen nähern.
    Ich schüttele den Kopf. Wenn unbedingt nötig, habe ich meine Standardgeschichte. Ich hab bei Cal übernachtet.
    »Was ist mit dir?«
    »Meine Mutter merkt das gar nicht. Sie steht nie auf, bevor es Zeit ist auszugehen. Sonntag ist Brunchtag.« Sie lässt den Wagen an. Das Motorengeräusch kommt mir überraschend laut vor. »Gehen wir noch irgendwo hin.«
    Als sie auf die Autobahn auffährt, öffnet sich die vor uns liegende Straße weit vor lauter Möglichkeiten. Ich möchte, dass sie ewig so weiterfährt und wir nie zurückkehren.
    Natürlich passiert das nicht.
    Sie fährt eine Weile, dann sagt sie: »Ich hab Hunger.«
    Sie biegt von der Autobahn ab und hält vor einem schmierigen Imbisswohnwagen, der auf einem Rastplatz geparkt ist.
Phils Grillhütte – durchgehend geöffnet
. Das handgeschriebene Schild – eine zerbrochene Hartfaserplatte mit der grellfarbenen Speisekarte befindet sich an der einen Seite des Wagens:
Das Frühstück hält Leib und Leben zusammen
. Die Buchstaben sind so zerlaufen wie die dazugehörigen Eier.
    Der Mann lächelt und gibt ihr eine zusätzliche Scheibe Schinken. Eine kleine Unterhaltung schwappt hin und her. Er kennt sie. Über ihren Kopf hinweg zwinkert er mir zu. Er sagt etwas, doch ich höre ihn nicht. Stattdessen höre ich Robs spöttische Stimme.
    Du glaubst doch nicht etwa, dass du der Einzige bist?
    Ich jongliere das Brötchen, auf dem Schinken, Wurst, Ei und eine Kelle Bohnen aufgetürmt sind. Der Saft der Bohnen sickert mir warm über das Handgelenk und ich kleckere mir Soße aufs Hemd. Das Schild hatte schon recht mit
alles zusammenhalten
. Ich habe Hunger, einen Riesenhunger, doch das Essen ballt sich in meinem Mund zusammen.
    Ich würge und kann nicht schlucken. Ich muss es in den Abfalleimer spucken. Ich nehme einen Schluck von dem kochend heißen Kaffee. Er ist wässrig und schmeckt nach nichts. Der Verkehr donnert vorbei. Ich atme eine Mischung

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