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Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Rees
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ihr?«
    »Sie nimmt mich zu einer Fahrt mit.«
    Er grinst mit dem unverletzten Teil seines Munds. »Dann sei vorsichtig. Hast du genug von denen?« Er baggert Kondome aus einer Schüssel, in der Oma immer Süßigkeiten für uns aufgehoben hatte.
    »Um Himmels willen, Rob!« Ich kann nichts dagegen machen, dass ich rot werde. »Ich hab welche.«
    »Davon hat man nie zu viel.« Er stopft mir eine Handvoll davon in die Hemdtasche. »Hier. Vielleicht hast du Glück. Tu nichts, was ich nicht auch machen würde. Da bleibt nicht viel übrig.«
    Sein Handy meldet sich.
    »Willst du nicht drangehen?«
    Er schaut nach der Nummer. »Doch, klar.«
    Als ich den Weg zu Caro zurückgehe, blicke ich noch einmal durch das Fenster.
    Der große Fernseher ist nur ein Fleck strahlendes Grün. Dann wechselt der Bildschirm zu einem Gewimmel von Mannschaftsfarben. Die Menge wird laut. Ich kann das Gebrüll durch das geschlossene Fenster hören. Jemand hat ein Tor geschossen, doch Rob schaut nicht hin. Er spricht immer noch in sein Handy und blickt mir hinterher. Manchmal sieht er genauso aus wie Martha.
    »Alles in Ordnung?«, fragt sie.
    Als ich in den Wagen steige, lässt sie ihr Handy in ihre Tasche gleiten.
    »Sicher. Alles ist gut.«
    Ich beuge mich vor, um auf den niedrigen Sitz zu kommen, und die Kondome ergießen sich in einer vielfarbigen Kaskade von kleinen in Folie verpackten Päckchen aus meiner Brusttasche in den Fußraum.
    »Ich sehe schon, du bist vorbereitet«, sagt sie und zieht eine Augenbraue hoch. Wenigstens habe ich sie zum Lächeln gebracht. Bisher hat sie noch nicht allzu oft gelächelt.
    »Das war Rob. Er, äh   … « Ich klinge wie ein kleines Kind, das seinem Bruder die Schuld gibt. Ich krabbele herum, um die Dinger wieder einzusammeln, aber noch mehr, um mein rotes Gesicht zu verbergen.
    »Wohin bringst du mich?«, frage ich, während ich die Päckchen, in die Hosentasche stopfe, und versuche wieder zu dem Moment zurückzuspulen, als ich ins Auto steigen wollte.
    »Das ist ein Geheimnis«, antwortet sie.
    Als sie losfährt, drehe ich mich um und sehe Rob am Fenster stehen und uns nachschauen.

15
    Ich bin schon viele Male am Beldon Hill vorbeigefahren, aber nie hinaufgestiegen, erst recht nicht am Abend mit einem Picknickkorb und einer Decke. Caro biegt von der Hauptverkehrsstraße in einen Feldweg ab, den wir entlangfahren, bis er sich irgendwie verliert. Dann müssen wir zu Fuß weiter. Sie klettert über einen Zaunübertritt. Ich folge ihr auf eine Weide. Über uns ragt der Berg auf. Oben leuchtet das Gras golden im letzten Licht der Sonne. Ein paar vereinzelte Bäume ducken sich gebeugt vom Wind auf der Kuppe. Ihre Schatten werden immer länger. Die bewaldeten Berghänge sind bereits ziemlich düster.
    »Gehen wir bis ganz nach oben?«
    »Es lohnt sich, du wirst schon sehen«, erwidert sie über die Schulter. »Heute ist Vollmond. Wir brauchen keine Taschenlampe.«
    Sie zeigt nach oben, und da ist der Mond, der riesig und wie ein bleicher Ballon am Himmel hängt. Die Krater und Berge sind deutlich zu sehen. Ich hatte ihn noch gar nicht bemerkt. Jetzt bleibe ich einen Moment stehen und starre ihn an.
    Es ist ziemlich anstrengend, bis ganz nach oben zu steigen, dochsie hat recht, es lohnt sich. Ein paar Schafe mustern uns aus seltsam schmalen Augen, dann fahren sie fort, das allmählich vertrocknende Gras abzuweiden. Sie breitet die Decke für uns aus. Die Sonne ist jetzt fast ganz untergegangen. Im Westen ist nur noch ein rotes Glühen zu sehen, durchsetzt von rosa gefärbten Wolken. Der Himmel über uns verdunkelt sich zu einem Violett, und die ersten Sterne werden sichtbar. Weiter weg ist die Autobahn zu erkennen, ein sich windendes Band von Lichtern, der Verkehrslärm auf ein leises Summen reduziert.
    Sie streift die Sandalen ab und geht mit ausgebreiteten Armen herum, als würde sie gleich losfliegen.
    »Ich liebe es hier oben«, sagt sie. »Ich liebe hoch gelegene Orte.« Sie kommt zurück und setzt sich mir gegenüber, die Arme um die bloßen Beine geschlungen. »Weißt du, dieser Ort hier ist was ganz Besonderes. Ich komme her, so oft ich kann. Zu verschiedenen Tageszeiten. Manchmal sehr früh am Morgen. Um die Sonne aufgehen zu sehen. Oder am Abend, um sie untergehen zu sehen. Ich hab Fotos gemacht und versucht, den Übergang von der Nacht zum Tag und vom Tag zur Nacht festzuhalten. Ich liebe die Grenzbereiche. Hier kann es unheimlich sein, gespenstisch. Vor allem, wenn es neblig ist oder die Wolken

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