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Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Auch dein Tod ändert nichts (German Edition)

Titel: Auch dein Tod ändert nichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Rees
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und fallen auf ein weiches Bett aus silbrigen Blättern. Ich liege zitternd und schwitzend da. Sie sitzt neben mir und hat die Hände um die Knie verschränkt. Das Mondlicht lässt ihr Gesicht weiß und farblos erscheinen.
    »Fürchte den Tod durch Wasser«, wispert sie. Ihre Augen sind riesig und so schwarz wie der Fluss. »Das haben die Runen gesagt. Auf dem Fensterbrett, wo du die Steine hingeworfen hast. Ich hab das bemerkt, nachdem du weg warst. Und wenn ich eine Tarotkarte umdrehe, was werde ich finden?«
    Sie spricht leise, fast zu sich selbst. »Den ertrunkenen phönizischen Seemann?« Sie beugt sich vor, ihre Haare schwingen wie ein Vorhang. »Die Karte, wo nichts drauf ist. Es ist etwas, das er auf dem Rücken trägt.«
    Sie blickt zu mir auf. »
Deine
Karte, Jamie.«
    Sie benimmt sich so seltsam, dass mich eine ganz andere Art von Kälte überkommt. Mir sträuben sich die Haare im Nacken.
    »Glaubst du all das?«
    »Dummkopf, ich doch nicht. T.   S.   Eliot.«
    Als wollte sie das herausfordern, was sie gerade gesagt hat, zieht sie ihr Kleid aus, läuft wieder zu den schlüpfrigen Steinen und stapft ohne weitere Umstände in den Teich hinter dem Wehr, wo der Fluss tief und ruhig ist. Sie verschwindet für einige atemberaubendeSekunden, dann taucht sie wieder auf und verschickt kleine silbrige Wellen.
    »Da darfst du nicht schwimmen!« Ich stehe auf und schreie das zu ihr runter. »Hier gibt es überall Schilder!«
    Das Wasser muss voll von jeder Art von Scheiß sein, man kann sich alles Mögliche einfangen, und der Boden könnte übersät sein mit jeder Menge Zeug: zerbrochenen Flaschen, alten Kisten, Einkaufswagen aus dem Supermarkt. Sie beachtet mich gar nicht. Für sie sind Verbote so eine Art Erlaubnis. Vorschriften sind da, um durchbrochen zu werden. Sie schwimmt raus und dreht wieder um, Wasser tretend lacht sie mich aus, winkt mir lockend wie irgendein gefährlicher Wassergeist.
    Ich ziehe mich aus und springe rein, nur um es ihr zu zeigen. Ich schwimme ein Stück raus und dann wieder zurück. Und ich achte sehr darauf, kein Wasser zu schlucken.
    »Du siehst aus wie eine Seejungfrau«, sage ich, als sie aus dem Wasser steigt.
    »Du meinst die Loreley oder eine Nixe. Seejungfrauen gehören zum Meer.«
    »Es ist gefährlich, hier zu schwimmen.«
    »Wasser ist mein Element. Es tut mir nichts.«
    Sie legt ein Handtuch auf die Decke, die sie mitgebracht hat. Ihre Haut ist so kühl wie ein Pilz und ihre Haare riechen nach dem Fluss. Sie zieht mich an sich. Ich höre entfernte Geräusche: das laute Lachen eines Mannes, einen hohen jaulenden Schrei, das Heulen einer Sirene.
    Auf dem Rückweg bin ich beim Überqueren des Wehrs besonders vorsichtig. Es kommt mir so vor, als ob jemand den Stein in der Mitte bewegt hätte, den, der lose ist. Er ist nun wirklichnicht mehr an der richtigen Stelle, sitzt schief. Es hätte die volle Kraft des Flusses bei Hochwasser verlangt, ihn so sehr zu verschieben. Jemand muss ihn bewegt haben. Aber warum sollte das jemand tun?
    Nachts fahren wir nicht mehr zur Insel.

21
    Ich hab mir gedacht, ich geb da noch ein bisschen Angst und Schrecken dazu – ich wusste ja, dass sie vorhat, ihn dahin mitzunehmen. Sie mag Nervenkitzel. Bootfahren bei Mitternacht   – Ausflüge zur Insel bei Mondschein – echt romantisch. Zum Kotzen. Sie ist was Besonderes – ich bin mir nicht sicher, ob er das verdient. Ich weiß, wer von den beiden Hals über Kopf über das Wehr abschmiert, und sie wird es nicht sein – verdammt lustig. Sie und ich – wir haben was gemeinsam. Du wirst es nicht glauben, aber es ist so. Nicht nur das Offensichtliche.
    Dinge unter der Oberfläche.
    Neulich abends war ich bei ihr – wir haben uns lange unterhalten. Sie hat mir von ihrem Dad erzählt und was mit ihm passiert ist, und ziemlich bald war ich dabei, ihr von meinem zu erzählen.
    Jimbo war noch ein Knirps, als es passiert ist. Der alte Mann hat ihn meistens in Ruhe gelassen – wenn es schlimm war, hab ich ihn dazu gebracht, sich im Schrank zu verstecken, hab es so aussehen lassen wie ein Spiel. Ich weiß nicht, ob er sich daran erinnert. Dann war der Alte nicht mehr da und Jim wollte was überihn wissen. Also hab ich ihm Geschichten erzählt – Abenteuer mit Dad als Helden. Ich bin nicht besonders gut drin, mir was auszudenken, also hab ich Zeug aus Filmen genommen – Andy McNab – was auch immer. Jim hat alles geschluckt – mit großen Augen. Er hat einen Helden gewollt, und ich hab ihm einen

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