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Auch Deutsche unter den Opfern

Auch Deutsche unter den Opfern

Titel: Auch Deutsche unter den Opfern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benjamin Stuckrad-Barre
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Trittin oder sogar Westerwelle, auf jeden Fall aberfür Horst Köhler – und von Steinmeier vorgetragen klang es jedenfalls wie ein Morgengebet aus Eddies Emotion Display.
    Belauschte man hinterher im Foyer hochrangige SPD-Mitglieder, zeigte sich, dass die ausgeprägteste Kraft dieser Partei weiterhin autodestruktiver Natur ist: »Na ja, es war schon viel schlimmer als heute.« Oder: »Für das, was möglich ist, war es doch ganz gut. Mehr ist eben nicht drin.«
    Für die meisten überparteilichen Beobachter war es eine weitere im UNO-Ton mäandernde Steinmeier-Rede, ein weiterer – nun ja – SPD-Startschuss. Das, was die Partei Müntefering-geschult Aufholjagd nennt, soll nun also, einmal mehr, wirklich beginnen. Nach dem Drama am Schwielowsee vor knapp einem Jahr, der Demission Kurt Becks, sollte es ja schon ein paarmal aufwärtsgehen, doch alle Wegmarken, die als »Wendepunkt« eingeplant waren, entpuppten sich als Sattelpunkte, statt aufwärts ging es abermals nur weiter abwärts, und Münteferings einst so gefürchtete Strategiemaschinerie warf kaum mehr als sauerländische Simpelslogans aus, jetzt wird der Boden festgetrampelt und die Leiter draufgestellt, und dann macht der Mittelstürmer den Ball rein und so weiter. Der wievielte »Startschuss« war das jetzt eigentlich? Hessenwahl, Europawahl, Bundespräsidentenwahl, Programmverabschiedung, Kandidatenkür, Kompetenzteampräsentation – irgendwas kam immer dazwischen, Wahlergebnisse, Müntes Michelle, Ullas Dienstwagen, und immer wieder: die Umfragewerte. »Momentaufnahmen« nennt Steinmeier diese so beharrlich, dass man bald die Steigerung erwartet: »Bundestagswahlen sind Momentaufnahmen, ich lasse mich nicht beirren.«
    Am Tag nach der Verlesung des Deutschland-Plans steigt Steinmeier im Ruhrgebiet aus seiner Limousine. Ein strahlender Morgen, perfekte SPD-Kulisse: Gegenüber einem verfallenden Förderturm wächst das Rettende – ein »Anwenderzentrum mit Produktionshalle am erfolgreichsten Zechennachfolgestandort«, das klingt doch sehr nach Zukunft.
    »Hallo Uli«, begrüßt Steinmeier den sozialdemokratischen Bürgermeister Ulrich Paetzel. Um neue Energieformen soll es hier gehen, erstmal aber kurz um Piraten: »Ich habe gehört, ich soll mal eben was zur›Hansa Stavanger‹ sagen?« Soll er, macht er, das ist gut für die Agenturen und die Mittagsnachrichten. Der Kandidat ist ja aktuell auch Außenminister. »Und vorab vielleicht noch ein zweites Statement«, bietet Steinmeier an, »wenn Sie wollen, zu der nun anstehenden Reise durch Deutschland« – zwar hat just niemand eine diesbezügliche Frage, doch Steinmeier antwortet sich selbst: »Ich habe gestern in Berlin …«, ach richtig, die große Rede. Es gehe, verkündet Steinmeier, um »Technologien und Arbeitsplätze von morgen«, und so was schaue man sich besser vor Ort an, dann also mal rein in den Rohbau des »Wasserstoff-Kompetenz-Zentrums«.
    Nach Vorstellung seines vorsichtshalber »Kompetenzteam« genannten Schattenkabinetts bereist der Kandidat, der – acht Wochen vor der Wahl – auffallend selten das Wort Kanzler verwendet, nun lauter »Kompetenzzentren«. Er spricht mit den Leuten und fragt sie nach dem Weg – wie Eddie. Warum er diese leicht kuriose Rundreise, mehr Programmbebilderung als Wahlkampf, nicht schon vor Monaten gemacht hat, um dann mal langsam von kompetent auf kompetitiv umzuschalten, bleibt das Geheimnis der Großstrategen im Willy-Brandt-Haus.
    Auf einer Aussichtsplattform hört Steinmeier sich jetzt an, was an Zukunftsstandorten eben so gesagt wird: Da war mal, dort wird mal, da soll, dort werden wir.
    Wasserstoff also, ein Energieträger für die Zukunft. Das hierfür benötigte Windrad dreht sich leider gerade nicht, es ist ein heißer, windstiller Tag. Steinmeier, mit Blick auf das stillstehende Windrad: »Dann ist diese Energie ja auch lagerfähig?« Ist sie. Na also, Zukunft, wir kommen. Und noch ein schöner SPD-Satz: »Strukturwandel hat immer was mit Menschen zu tun.« Deshalb wird Steinmeier natürlich auch Orte besuchen, an denen Arbeit von Menschenhand selbst den futuristischsten Maschinen immer überlegen sein wird, ein Altenpflegeheim zum Beispiel. Und eine Einrichtung für strauchelnde junge Menschen, beziehungsweise, um den Broschürentext zu zitieren, der glatt einer Steinmeier-Rede entstammen könnte: »Jugendliche bis 25 Jahre,die im Rahmen einer Maßnahme (§ 16 SGB II) für den Arbeitsmarkt stabilisiert werden.«
    Weiter geht’s, zu – wenn

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