Auch Dicke haben Hunger (German Edition)
bestimmt kein Telefonanschluss“, stimmte Sabine ins
Klagelied ihrer Schwester ein.
„Vielleicht sind eure Eltern bereit, die Toilette und den
Abstellraum als Bad umzubauen und einen Telefonanschluss hochzulegen.“
„Ich finde es sind genug Bäder im Haus. Außerdem wollte
ich den einen Dachraum mit dem großen Fenster als Atelier für mich einrichten“,
meldete sich nun Peter zu Wort.
Nach langen Hin- und Herdiskutieren durften sich die
Jungens jeder im 1. Stock ein Zimmer aussuchen. Da beide einen anderen Raum
favorisierten, kam es hier zu einer friedlichen Einigung. Das eine Baderzimmer
sollten sie zusammen benutzen und das andere sowie die zwei kleineren Zimmer
wurden für Gäste vorgesehen. Peter bekam sein sonniges Dachzimmer als Atelier
und die Mädchen einigten sich nach langen Diskussionen wer welches Zimmer nahm.
Außerdem beschlossen Inge und Peter um des lieben Frieden Willens, ein weiteres
Badezimmer sowie einen Telefonanschluss im Dachgeschoss zu installieren. Beim
Kaffeetrinken wurden alle weiteren Vorgehensweisen besprochen, unter anderem
wann Sophie ausziehen und welche Möbel sie mitnehmen wollte und was im Haus
blieb.
„Mutti, rede du doch bitte mit Elvira, damit sie sich
aussucht, was sie gerne hätte“, bat Inge.
„Am liebsten würde ich überhaupt nicht mehr mit ihr
reden, so frech wie sie gestern am Telefon war.“
„Sicher, weil du ihr die Meinung gesagt hast, dass sie so
ekelhaft zu Inge war“, mutmaßte Peter.
„Sie hat glatt behauptet, es wäre meine Schuld, dass sie
das Haus nicht geerbt hat. Ich hätte Vati zu dem Testament verleitet. Sie war
richtig gemein.“ Energisch schlug Sophie auf den Tisch: „Nein, ich werde sie
nicht anrufen. Ich rede nicht eher mit ihr, bis sie sich bei mir entschuldigt.“
Inge war zerknirscht, sie hasste diese Streiterein, ihr
war es am liebsten, wenn sich alle einig waren. Einerseits freute sie sich auf
das Haus, anderseits tat ihr ihre Schwester leid, die sich umsonst darauf
Hoffnungen gemacht hatte. „Papa hätte sicher Elvira als Erbin eingesetzt, wenn
er gewusst hätte, dass sie sich so betrogen fühlt“, dachte Inge und laut sagte
sie: „Mutti, mache dir jetzt darüber keine Gedanken. Wenn du ausgezogen bist
werde ich mit Rüdiger reden, dass er und Elvira sich im Haus aussuchen können,
was sie gerne möchten.“
In den kommenden vier Wochen hatte Inge einen straffen
Tagesablauf Sie arbeitete bis 12 Uhr in
der Firma und dann organisierte und überwacjte sie die Umbauarbeiten. Trotz
Stess hielt sie eisern ihre Diät und hatte inzwischen 10 Kilogramm abgenommen.
Besonders stolz war sie, dass sie es endlich geschafft hatte wieder unter die
90 Kilo Grenze zu kommen. Peter und die Kinder mussten sich jeden Tag ihre
Gewichtsverluste anhören und freuten sich mit ihr, wenn sie ihre Jubelschreie
aus dem Bad hörten. Peter konnte es nicht zeigen, dass er sie bewunderte, weil
sie endlich abnahm, sondern immer wieder brummte er, wie arg er doch unter den
Launen seiner Frau leiden würde, die sie seit ihrer Diät hätte. Die Kinder
sollten nicht ihre Mutter bewundern, sondern lieber ihn, der soviel mitzumachen
habe. Inge ärgerte sich, dass er sie niemals wegen ihres Diäterfolgs lobte,
aber wenn er sie abends im Bett streichelte, versöhnte es sie, wenn er sagte:
„Mmh, man merkt doch, dass du schon ganz schön abgenommen hast.“
Elvira war immer noch sauer auf die ganze Familie und
Sophie hatte immer noch nichts von ihr gehört. Erstaunlicherweise machte sie
sich keine Kopfschmerzen darüber und Inge, die geglaubt hatte, der Gram über
Antons Tod und der Ärger mit Elvira würden ihre Mutter lähmen, konnte beruhigt
sein. Sophie fühlte sich in ihrer neuen Wohnung mitten in München unter all
ihren alten Bekannten sehr wohl. Sie trauerte zwar um ihren Mann, aber sie
konnte dem Leben wieder positive Seiten abgewinnen.
Inge und ihre Familie fühlten sich in ihrem neuen Heim
auf Anhieb wohl. Die alte Villa strahlte mit der neuen Einrichtung viel
Wohnlichkeit aus und besonders der Swimmingpool und der Fitnessraum trugen viel
zu der gelösten Heiterkeit der Familienmitglieder bei. Inge genoss es, dass sie
endlich von dem Großteil der Hausarbeit erlöst war. Ihr wurde bewusst, wie
ungern sie alle hauswirtschaftlichen Tätigkeiten erledigt hatte und sie stürzte
sich mit viel Elan in ihre neuen Aufgaben. Sie richtete sich zuerst einmal
gemütlich in Antons ehemaligem Büro ein, so wie es ihr Vater gewollt hatte.
Welches wieder
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