Auch Dicke haben Hunger (German Edition)
neuen Neid entfachte. „Das sieht ihr ähnlich, sich auch noch in
Vaters Büro breit zu machen“, zogen Elvira und Rüdiger gemeinsam über Inge her
„Ich weiß nicht warum ihr euch aufregt, wäre es euch
lieber, wenn wir alles umbauen?“ Egal was Inge machte, Rüdiger nebst Gattin
hatten etwas zu meckern. Rüdiger spielte sich als allwissenden Chef auf. Aber
noch lieber stellte er Inge vor der gesamten Belegschaft als unqualifiziert
hin. Bis es Inge eines Tages zu bunt wurde. Gerade wieder hatte Rüdiger sie
beim Abteilungsleitermeeting bloßgestellt. Inge, die jahrelang keine
Firmeninterna mitbekommen hatte, stellte eine für sie notwendige Frage. Dabei
trippelte Rüdiger nervös mit den Fingern auf den Tisch und meinte: „Inge halte
uns mit diesen profanen Fragen nicht länger auf, ich habe für solche
Kinderspielchen keine Zeit. Meine Herren für mich ist die Sitzung hiermit
beendet“, erhob sich und stolzierte aus dem Sitzungssaal. Inge dachte sie sei
im falschen Film. „Cool bleiben!“, mahnte sie sich. „Tja, meine Herren, wenn
auch für Herrn Schirrnacher die Sitzung beendet ist, so möchte ich sie dennoch
bitten kurz zu bleiben und mir den Sachverhalt zu erklären, denn schließlich
ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.“ Eifrig und zuvorkommend erklärten
ihr nun die anwesenden Mitarbeiter, denen der Vorfall mehr als peinlich war,
die notwendigen Punkte. Nachdem Inge die Sitzung beendet hatte, rauschte sie
wutschnaubend und ohne anzuklopfen in Rüdigers Büro. „Wage nie wieder mich so
zu behandeln. Stellst mich vor den Angestellten wie einen dummes kleines
Schulmädchen hin. Ich rate dir dringend diese Spielchen zu unterlassen.“
„Sonst?“ Rüdiger blickte lässig von seiner Arbeit hoch.
„Was willst du sonst tun? Schließlich gehören meiner Frau 40 Prozent. Also?“
Inge hätte ihrem Schwager in diesem Augenblick am
liebsten eine in seine aufgeblasene Fresse gehauen. Doch sie beherrschte sich.
Dieses arrogante Arschloch konnte sie nur mit seinen eigenen Waffen schlagen.
„Tja, lieber Rüdiger“, säuselte Inge betont
liebenswürdig. Was sind 40 Prozent, wenn 60 Prozent einen neuen Geschäftsführer
wollen, dann ist der Herr Schirrnacher ganz schnell aus dem Rennen. Merk dir
eins, unterschätze mich niemals, nur weil ich ein netter Mensch bin. Jetzt ist
Schluss mit lustig. Bist du fair, bin ich auch fair. Aber ich kann auch
anders“, ohne ihn weiter zu beachten stolzierte sie aus dem Zimmer. Hastig
verteilten sich die Angestellten, die draußen die Auseinandersetzung mit
verfolgt hatten in ihre Büros. Das war die Sprache, die Rüdiger verstand und
Inges Donnerwetter hatte ihm klargemacht, dass sie am längeren Hebel war.
Früher hätte so ein Zwischenfall wieder Fressattacken bei Inge ausgelöst. Aber
dieses Mal hatte sie ihren Zorn nicht heruntergeschluckt, sondern Dampf
abgelassen und gestärkt durch ihr neues Selbstbewusstsein, hielt sie sich
weiterhin streng an ihre Diät. Der Gang zu Slim-Vital und die regelmäßige
Kontrolle gaben ihr Halt, denn als Geschäftsführerin war sie extrem gefordert
und Stress war bei einer Diät normalerweise nicht gerade förderlich. Ihre
Aufgaben erledigte sie gerne und es fiel ihr leicht sich in die Materie
einzuarbeiten. Aber es war etwas anderes, Chef anstatt Angestellte zu sein. Sie
musste lernen, dass die Leute von ihr mehr erwarteten, als nur der nette Kumpel
zu sein. Am Anfang war sie in vielen menschlichen Bereichen einfach zu nett,
welches einige Mitarbeiter schamlos ausnutzten. Inge lernte anders zu denken,
sie musste den Leuten geben was sie brauchten, um sie zu motivieren. Es hatte
keinen Sinn alle gleich zu behandeln. Denn sie konnte die fleißigen und
korrekten Arbeiter nicht genauso behandeln wie die faulen und unzuverlässigen.
Hier den richtigen Ansatz zu finden, war oft sehr schwierig für sie. Um den
Stress etwas abzubauen und auch um das Abnehmen zu beschleunigen, versuchte es
Inge mit Sport. Regelmäßig zog sie abends einige Bahnen im Schwimmbad und ging
am Samstagmorgen mit Sabine und Sandra walken. Inge war ein absoluter
Sportmuffel und sie konnte sich immer nur mit Mühe zum Walken aufraffen. Die
Zwillinge schafften es aber immer wieder ihre Mutter anzuspornen. „Mama, du
brauchst ein Ausdauertraining. Gymnastik ist nur für die Beweglichkeit und
Körperformung gut.“ Maulend schleppte sich Inge hinter ihren Töchtern her, die
kraftvoll voran schritten und ihrer Mutter ein gutes Vorbild waren.
Am
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