Auch du brauchst Zaertlichkeit
schluckte schwer. “Ich will damit nicht sagen, dass Sie ein Schuft sind. Ich weiß es nicht. Ich sage nur, dass ich dafür sorge, dass ihr niemand was antut.”
Todd wartete darauf, dass Zorn oder zumindest eine Spur von Gereiztheit in ihm aufstieg. Doch er verspürte nur Bewunderung für Matts Mut. Und gleichzeitig empfand er Neid, weil Mutter und Sohn sich so nähe standen. Das war ihm fremd. Seine Eltern hatten in ihren Kindern lediglich das Gefühl erweckt, ihnen im Weg zu sein. Er blickte Matt direkt in die Augen, so als wäre der Junge ihm ebenbürtig. “Ich weiß deine Ehrlichkeit zu schätzen.
Das ist ein guter Charakterzug bei einem Mann.”
Matt straffte die Schultern. “Ja, also, ich wollte nur, dass Sie das wissen.”
“Ich will genauso aufrichtig zu dir sein. Ich will deiner Mutter nicht wehtun. Ich weiß, dass sie immer noch trauert.
Aber ich mag sie. Sie ist ganz besonders, und ich möchte sie und dich und deine Schwester besser kennen lernen.”
“Also geht ihr miteinander?”
Todd wollte es bejahen, aber gleichzeitig war er sich nicht sicher. “Wir sind eher gute Freunde.”
Matt dachte darüber nach. “Sie braucht mehr Freunde in ihrem Leben. Sie vermisst meinen Dad immer noch.” Er blickte über die Schulter, um sich zu vergewissern, dass sie noch allein waren. “Manchmal weint sie nachts immer noch. Sie glaubt, dass Jodi und ich es nicht wissen, aber wir merken es.”
Todd wünschte, er hätte diese Information nicht erhalten. Er wollte nicht wissen, dass Beth ihrem verstorbenen Ehemann immer noch nachtrauerte. Es erweckte in ihm ein Gefühl der Unruhe. Er hatte noch nie jemanden wie sie kennen gelernt.
Jemanden, dem aufrichtig an einem anderen Menschen lag. Er konnte akzeptieren, dass Eltern ihre Kinder liebten. Das hatte er häufig beobachtet, auch wenn er es nicht am eigenen Leibe erfahren hatte. Doch er glaubte nicht daran, dass bedingungslose, romantische Liebe zwischen Erwachsene existierte. Aber warum sonst vermisste Beth ihren Ehemann so sehr? Zwischen ihnen musste eine Art Beziehung bestanden haben, von der nichts ahnte.
Gerade wollte er Matt über die Ehe seiner Eltern befragen, als die Haustür geöffnet wurde und Beth zurückkehrte.
“Entschuldigung”, sagte sie. “Das war die Redaktion.”
“Welche Redaktion?” hakte Todd nach.
Sie kniete sich zwischen ihn und Matt. “Ich arbeite freiberuflich für eine Lokalzeitschrift. Ich schreibe einige Artikel und redigiere, nur um ein paar Mal in der Woche aus dem Haus zu kommen. Einer der geplanten Artikel ist gestrichen worden, und sie wollten wissen, ob ich die Lücke füllen kann.”
“Können Sie?”
“Natürlich.”
Erleichterung stieg in ihm auf. Wenn sie arbeitete, um aus dem Haus zu kommen, dann war Geld offensichtlich kein großes Problem für sie. Er hatte sich den Kopf zerbrochen, wie er ihr finanziell helfen konnte, ohne sie zu beleidigen, doch ihm war keine Lösung eingefallen.
“Ich muss mich jetzt für das Spiel fertig machen”, verkündete Matt und stand auf.
Todd blickte zu ihm auf. “Ich freue mich darauf, dich spielen zusehen.”
“Ich freue mich, dass Sie kommen”, erwiderte er, bevor er im Haus verschwand.
“Worüber habt ihr beide geredet, während ich weg war?”
wollte Beth wissen. “Ich habe euch durch das Fenster gesehen, und es hat sehr intensiv gewirkt.”
“Männerkram.”
“Könnten Sie es etwas genauer ausdrücken?”
Er zwinkerte ihr zu. “Tut mir Leid, aber das kann ich nicht.
Ich würde ein Geheimnis verraten. Er ist ein prima Junge. Ich mag ihn.”
“Er hat viel von seinem Vater.”
Es gefiel Todd nicht, das zu hören. Vermutlich hätte er Darren ebenso wie Matt gemocht, wenn sich Vater und Sohn so ähnlich waren. Eine weitere beunruhigende Neuigkeit. Wer hätte je gedacht, dass ein paar Stunden in einem Vorstadtviertel seine vollkommene Welt auf den Kopf stellen würden?
7. KAPITEL
Todd lehnte sich auf dem Liegestuhl zurück und holte tief Luft. “Ich gebe es höchst ungern zu, aber Sie hatten Recht.”
Beth saß zu seiner Rechten. Durch die Fenster des Wohnzimmers und der Küche fiel Licht, und in den Bäumen um den Pool herum brannten Scheinwerfer, aber der Garten lag größtenteils im Halbdunkel. Er spielte mit dem Gedanken, auf die Uhr zu blicken, aber er war zu müde, um auch nur den Arm zu heben. Er schätzte, dass es ungefähr halb acht war.
“In Bezug auf das Dinner?” hakte sie nach.
“In Bezug auf alles. Ich hatte viel Spaß heute,
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