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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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ich ihren Wagen genommen habe und ihn später wieder zurückbringen werde.«
    »Ja, das werde ich ausrichten.«
     
    Dann drehte ich mich um und verschwand aus dem Haus. Ich hatte mir also umsonst Sorgen um Denise gemacht. So schnell ich konnte, setzte ich mich in den Wagen und fuhr aus Nice hinaus. Ich nahm die Küstenstraße nach Marseille und hielt ab und zu an, um über die Buchten hinwegzuschauen, ob nicht irgendwo eine Jacht stand, die mir gefiel. Diesmal war ich alleine und hatte keine Ahnung von der Navigation, aber das war mir so egal, wie sich eine Kuh für das Lesen interessiert.
    Als ich gemütlich weiterfuhr, entdeckte ich auf einmal das, was ich brauchte. Eine schöne weiße Jacht stand in einer Bucht, und sie sah so aus, wie ich sie mir vorgestellt hatte. Ich hielt an, stieg aus und schaute sie mir an. Sie lag dort in der Bucht wie eine kleine Königin, und für mich stand sofort fest, daß ich sie stehlen würde. Es würde auch eine Leichtigkeit sein, sie zu klauen, denn weit und breit stand weder ein Haus noch sonst etwas, von dem aus ich hätte beobachtet werden können. Je länger ich sie anschaute, um so fester wurde mein Entschluß, sie zu stehlen und mit ihr nach Afrika zu fahren. Ich setzte mich wieder ins Auto und fuhr nach Nice zurück. Dort kaufte ich noch ein paar Sachen, wie zum Beispiel Lebensmittel und wasserfeste Kleider. Im Hotel packte ich meine Sachen zusammen, ging an die Rezeption, bezahlte dort meine Rechnung, fuhr zurück zur Bucht, in der meine Jacht stand, versteckte dort meine ganzen Sachen, die ich mit dem Wagen von Denise hinausgefahren hatte und fuhr wieder zurück nach Nice.
    Ich wollte Denise ihren Wagen zurückbringen und mich von ihr verabschieden, denn sie tat mir irgendwie leid, denn sie konnte eigentlich nichts dafür, daß sie der Typ, der ihr das Kind gemacht hatte, sitzen gelassen hatte. Ich fuhr vor ihrem Haus vor, stellte den Wagen ab, ging an die Türe und klingelte.
    Sofort wurde mir geöffnet, aber diesmal nicht vom Hausmädchen, sondern von Denise selbst. Sie mußte den gestrigen Abend gewaltig gesoffen haben, denn man sah es ihr immer noch an. Ich ging in die Wohnung und zog sie hinter mir her. Im Wohnzimmer setzte ich sie in einen Sessel und sagte zu ihr:
    »Denise, ich will mich von dir verabschieden. Dann möchte ich mich bei dir entschuldigen, denn ich war gestern ziemlich grob zu dir.«
    »Nein, du warst nicht grob zu mir, und jetzt bin ich ganz froh, daß es so gekommen ist. Ich bin dir bestimmt nicht böse.«
    Irgendwie versetzten mir diese Worte Schnitte ins Herz, denn sie hörten sich so unendlich traurig an.
    »Aber wieso willst du dich verabschieden?«
    »Weil ich heute nacht Frankreich verlassen werde.«
    »Kommst du nie wieder zurück, daß du dich verabschieden willst von mir?«
    »Nein, ich werde nie wieder nach Frankreich zurückkehren.«
    »Wohin gehst du?«
    »Nach Afrika, und dort werde ich für eine Weile bleiben.«
    Ich wollte ihr nicht sagen, daß ich dort für immer bleiben wollte, denn das ging sie nichts an.
    »Und wieso kommst du nie wieder nach Frankreich zurück?«
    »Weil ich die Schnauze voll habe von diesem Land.«
    »Ist es wegen mir?«
    »Nein, es sind viele andere Sachen, die mich nach Afrika treiben. Ach übrigens, hier sind deine Autoschlüssel.«
    Sie nahm die Schlüssel, die ich ihr hinstreckte und hielt meine Hand fest, stand auf, legte die Arme um meinen Nacken und gab mir einen Kuß auf die Lippen. Dann drehte sie sich um und sagte im Weggehen:
    »Ich wünsche dir viel Glück und passe gut auf dich auf. Ich beneide die Frau, die dich zum Mann bekommen wird, denn sie wird einen guten Fang machen.«
    Dann war sie aus dem Zimmer verschwunden, aber irgend etwas bedrückte mich, denn ich hatte ein ganz komisches Gefühl in mir. War es Mitleid mit Denise, oder war es der Abschied von soeben, fragte ich mich. Dann kam das Hausmädchen, und ich gab ihr zum Abschied die Hand, denn sie war ein nettes Ding. Damit mir die Sache nicht noch Tränen in die Augen trieb, machte ich mich so schnell wie möglich aus der Wohnung. Ich wollte mit dem Zug in die Nähe meiner Jacht fahren. Dort setzte ich mich in ein Café und trank etwas, da ich noch nicht zum Schiff gehen konnte, denn dazu war es noch zu früh. Aber da mir die Zeit zu lange wurde, ging ich in ein Kino und schaute mir einen Film an.
    Dann war es endlich an der Zeit aufzubrechen und zum Schiff zu gehen. Ich wollte noch ein wenig die Gegend beobachten, um zu sehen, ob nicht

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