Auch Du stirbst einsamer Wolf
doch jemand ein Auge auf die Jacht warf, denn ich wollte nicht wieder im Knast landen.
Ich setzte mich auf einen Felsen und schaute ein bißchen in der Gegend herum. Es war alles so, wie man es sich wünschte, und ich brauchte nur zuzugreifen. Keiner paßte auf, und es mußte ein Kinderspiel sein, sie wegzufahren. Nun mußte ich mir etwas suchen, womit ich an die Jacht herankam, ohne naß zu werden. Also schaute ich mich ein wenig am Strand um. Ich fand auch etwas Passendes, nämlich ein kleines Ruderboot, das ein wenig versteckt in einer Hecke lag. Ich war nervös, denn ich hatte noch nie alleine ein solches Ding abgezogen. Unter meinem Proviant hatte ich eine Flasche Whisky, die ich mir nach einer Weile holte, denn ich brauchte dringend etwas Scharfes. Ich hatte ein wenig Angst und befürchtete, daß mich der Mut verlassen und ich den Schwanz einziehen würde, wie ich es schon öfters getan hatte in meinem Leben. Das durfte aber in dieser Nacht auf gar keinen Fall passieren. Zuviel durfte ich aber auch nicht trinken, denn sonst wäre ich vielleicht nicht mehr in der Lage gewesen, das Ding zu stehlen, oder man hätte mich sogar erwischt. Dann müßte ich ein ganzes Jahr ins Kittchen, denn in Frankreich verdoppelte sich jedesmal die Strafe vom letzten mal, wenn man erwischt wurde.
16
Dann war es endlich soweit. Ich nahm meine ganzen Sachen und ging damit an den Strand hinunter. Dort zog ich das kleine Ruderboot aus der Hecke. Ich verstaute alle meine Sachen darin und schob es ins Wasser. Auf einmal stellte ich fest, daß ich keine Paddel dazu hatte. Also machte ich mich auf die Suche, um etwas zu finden, mit dem ich paddeln konnte. Ich fand ein schönes Brett, mit dem es gehen mußte. Nun konnte ich meine Aktion starten. Es ging mit dem Brett hervorragend, und ich kam schnell vorwärts. Immer wieder schaute ich zurück, ob mich niemand beobachtete. Aber dort war keine Menschenseele zu sehen. Ab und zu fuhr oben auf der Straße ein Wagen vorbei, was mich aber nicht störte. Je näher ich an die Jacht herankam, desto größer erschien sie mir, und ich hoffte, daß ich sie alleine bedienen konnte, denn wenn dies nicht der Fall war, konnte ich mein Vorhaben vergessen.
Dann war ich endlich bei der Jacht und machte das Ruderboot an ihr fest. Meine Taschen, die ich mitgebracht hatte, schmiß ich an Deck und sprang selbst hinauf. Mir fielen bald die Augen aus dem Kopf, als ich sie mir näher betrachtete, denn man hatte an diesem Schiff nichts vergessen, und ich war davon überzeugt, daß ich sie alleine bedienen konnte. Alles war übersichtlich angelegt, so daß man nichts falsch machen konnte. Ich war noch ein wenig erschöpft von der Paddelei, und deshalb setzte ich mich zuerst einmal hin, um mich ein wenig zu erholen. Dann holte ich aus meiner Tasche einen Schraubenzieher, den ich mitgebracht hatte, um die Kajütentüre zu öffnen. Nach ein paar Minuten machte ich mich an die Arbeit. Zuerst brach ich die Kabinentür auf und schaute mich um, soweit es in der Dunkelheit möglich war. Da ich fast nichts erkennen konnte, nahm ich meine abgeblendete Taschenlampe und knipste sie an. Als ich die Kajüte nun vor mir hatte, fiel mir fast die Kinnlade runter, denn darin sah es aus wie in einem Wohnzimmer. Aber ich konnte mich nicht lange umschauen, denn ich mußte machen, daß ich aus dieser verdammten Bucht herauskam. Also schleppte ich mein Zeug in die Kajüte und schaute mir die Sachen an, die ich brauchte, um das Schiff in Fahrt zu bringen. Auf dem Boden, in der Kabine, lag ein großer Außenbordmotor, den ich aber nicht benutzen wollte. Dann schaute ich mir das Segel an und stellte fest, daß ich es nur einfädeln und hochziehen mußte. Da genug Wind vorhanden war, würde ich schnell verschwunden sein, bevor die Jacht jemand vermissen würde. Da sie mit der Vorderseite direkt auf das offene Meer zeigte, brauchte ich sie nicht einmal zu wenden. Als ich alles erledigt hatte, ging ich nach vorne, um den Anker hochzuziehen. Doch das Boot war an einer Boje festgemacht. Es waren eine ganze Menge Knoten im Seil, die ich nicht aufbrachte. Also ging ich in die Kabine und holte aus meiner Tasche das große Jagdmesser, das ich mir gekauft hatte. Als ich wieder an der Boje war, schnitt ich die Seile einfach durch. Wie ein Blitz ging ich an das Segel, denn nun bestand die Gefahr, daß ich abtrieb. Ich zog es mit ein paar kräftigen Zügen nach oben, und es blähte sich sofort auf. Die Jacht legte sich sofort in den Wind, und schon nach
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