Auch Du stirbst einsamer Wolf
nicht lange dauerte, denn wir waren schneller im Schlafzimmer, als wir unsere Gläser austrinken konnten. Die halbe Nacht trieben wir es miteinander, als ich mich endlich zur Seite legte und einschlief.
Gegen Mittag des nächsten Tages wachte ich erst wieder auf, als mich Denise kitzelte. Ich hätte bestimmt durchgeschlafen an diesem Tag, denn ich war noch müde, als ich die Augen aufschlug. Wir frühstückten im Bett. Das Hausmädchen begrüßte mich freundlich, als sie mich sah. Sie hatte mich anscheinend nicht vergessen. Denise tat die ganze Zeit so, als wäre sie unsterblich in mich verliebt. Mir kam es spanisch vor, denn ich hatte sie noch nie so anhänglich erlebt. Auch als wir zusammen duschten, hing sie an mir wie eine Klette. Ich konnte es mir einfach nicht erklären, aber ich sollte meine Überraschung noch erleben. Als wir dann angezogen im Wohnzimmer saßen, sagte sie auf einmal zu mir:
»Du Fritz, ich muß mit dir reden.«
Ich schaute auf, legte die Zeitung zur Seite und sagte zu ihr:
»Was ist denn?«
»Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll, denn es ist ein heikles Thema.«
Nun war ich neugierig, denn komischerweise konnte ich mir nicht vorstellen, was es sein könnte. Deshalb sagte ich zu ihr:
»Fang eben einfach an mit dem Thema.«
»Also gut, wenn du meinst.«
Sie saß da, schaute mich ganz ernst an und mir kam die Sache immer komischer vor. Aber sie ließ nicht lange auf sich warten, denn nach einigem Hin-und Herrutschen auf dem Sessel sagte sie wie aus heiterem Himmel:
»Fritz, ich will dich heiraten.«
Ich glaubte, nicht richtig gehört zu haben, und nach einigem Warten fragte ich sie, um mich zu vergewissern:
»Was hast du eben gesagt?«
»Daß ich dich heiraten will.«
Ich hatte also richtig gehört, und mir zog es fast die Schuhe aus, denn so etwas hatte ich nicht erwartet, und so fragte ich sie:
»Warum denn so plötzlich?«
»Weil ich schwanger bin und das von dir.«
Nun blickte ich nicht mehr durch. Ich war doch im Knast, und wie konnte sie von mir schwanger sein, denn sie hatte noch nicht einmal einen kleinen Bauch. Man sah überhaupt nichts von einer Schwangerschaft. Da mußte doch etwas faul sein, dachte ich mir. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Das war wirklich ein bißchen zuviel für mich, gleich nach meiner Entlassung.
»Fritz, freust du dich nicht darüber?«
Sie hatte gut reden, und ich fragte sie:
»Warst du schon beim Arzt?«
»Ja, es ist alles in Ordnung.«
»In welchem Monat bist du?«
»Im fünften.«
Das darf doch nicht wahr sein, dachte ich mir. Sie war im fünften Monat, und man sah gar nichts. Das gibt es doch gar nicht, und deshalb fragte ich sie:
»Ist der Arzt ganz sicher?«
»Na klar ist er sich da sicher.«
Die Sache war mir nicht ganz geheuer, und ich nahm mir vor, mit ihr zu irgendeinem Frauenarzt zu gehen und sie untersuchen zu lassen. Ich konnte mir nicht vorstellen und es auch nicht glauben, daß sie schon im fünften Monat war. Wenn sie es aber wirklich sein sollte, dann konnte es mein Kind sein.
Aber wegen einem Kind würde ich sie nicht heiraten, denn ich liebte sie nicht und wollte auch nicht eine solche Ehe führen, wie es meine Eltern gemacht hatten. Also sagte ich zu ihr:
»Bevor ich dir sage, was wir machen, gehen wir zu einem Arzt. Der soll dich untersuchen, und wenn ich mit ihm gesprochen habe, sehen wir weiter.«
»Mein Arzt ist hervorragend. Zu ihm können wir gehen.«
»Nein, ich werde mit dir nicht zu deinem Arzt fahren, sondern zu irgendeinem, der mir gerade über den Weg läuft.«
»Aber ich habe vorhin meinen Arzt angerufen und einen Termin für heute nachmittag erhalten. Ich muß also sowieso zu ihm.«
»Dann sagst du eben den Termin ab, und wir gehen zu einem anderen.«
Ich traute ihr nicht, denn wenn sie mit ihrem Arzt etwas abgemacht hatte, würde ich nie die Wahrheit über sie erfahren.
Mit Geld kann man auch Ärzte bestechen. Nein, ich wollte Gewißheit haben über die ganze Sache.
»Aber was soll denn das Fritz, warum willst du mich zu einem anderen Arzt bringen?«
Darauf gab ich ihr keine Antwort, denn sie konnte es sich selber denken. Aber ich sagte zu ihr:
»Wir gehen schon heute zu einem Arzt, denn ich werde mich sofort nach einem umsehen. Wenn du nicht mitgehen willst, dann hat sich der Fall erledigt, und ich weiß Bescheid.«
Sie schaute mich ganz entgeistert an, stand auf und verschwand aus dem Wohnzimmer in einem Tempo, das ich noch nie an ihr gesehen hatte. Wahrscheinlich wollte sie
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