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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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Meter hoch und ich bekam dadurch, daß sie von hinten unter das Schiff durchschossen, eine Wahnsinnsgeschwindigkeit, daß man meinen konnte, es ginge darum, eine Weltumsegelung zu gewinnen. Als ich schließlich überzeugt war, daß das Schiff nicht umkippen würde, verlor ich meine Angst, und mir fing die Sache an, Spaß zu machen.
    Ich hatte einmal ein Buch über Seeleute gelesen, die den Gott der Meere, der die Stürme hervorrief, herausforderten. Als ich mich an diesen Schmöker erinnerte, fing ich an zu spinnen, denn ich wollte diesen Gott ebenfalls herausfordern und schrie deshalb in den nachtschwarzen Himmel hinein:
    »Komm her, du Scheißgott der Stürme! Ich werde nun gegen dich kämpfen und dir beweisen, daß du mich nicht zum Kentern bringen kannst, denn ich bin stärker als du.«
    Solche Sprüche schrie ich aus Gaudi, und ich machte mir einen Spaß daraus, gegen diesen Gott der Meere zu kämpfen.
    Die ganze Nacht über hielt der Sturm an, und ich machte diesen Blödsinn. Erst gegen Morgen wurde die See ruhiger. Ich war müde und spürte jeden einzelnen Knochen. Aber dieser Gott der Meere hatte es nicht geschafft, mich zum Kentern zu bringen. Ich döste am Ruder ein, und als es hell wurde, band ich es fest und legte mich auf die Luftmatratze. Die See war wieder ruhig, und ich fuhr genau nach Süden.
    Meinen ersten kleinen Sturm hatte ich überlebt und sogar noch meinen Spaß daran gehabt, auch wenn ich anfangs Angst hatte, ersaufen zu müssen. Ich schlief bis um die Mittagszeit.
    Ich wachte auf, weil ich einen Wahnsinnshunger hatte. Auf einmal stellte ich fest, daß das Boot fast keine Fahrt mehr machte, denn es war eine Flaute eingetreten. Dagegen konnte ich aber nichts machen, und so ging ich in die Kabine, um mir etwas in den Magen zu schieben. Als ich gegessen hatte, schnappte ich den Außenbordmotor und befestigte ihn an der Halterung. Da die See total ruhig war, ging dies einwandfrei, und ich probierte ihn auch gleich aus. Der Motor lief wie geschmiert, und das Schiff machte gute Fahrt. Um nicht zuviel Sprit zu verbrauchen, stellte ich ihn wieder ab. Da ich nun nichts mehr machen konnte, nahm ich das Fernglas und schaute über das Meer. Es war aber nichts zu sehen. Kein einziges Schiff war in der Nähe. Also legte ich es wieder weg und knallte mich in die Sonne. So verbrachte ich den ganzen Nachmittag, und es kam erst gegen Abend wieder Wind auf.
    Ich setzte mich an das Ruder und segelte gemütlich durch die Gegend.
    Die Nacht wollte ich wieder am Steuer verbringen, und wenn es sein mußte, auch wieder gegen diesen Gott der Meere kämpfen. Aber in der Nacht blieb es ruhig, und ich konnte sogar ein wenig schlafen.
    Drei Tage verbrachte ich so auf dem Meer, als ich das erste Schiff sah. Ich schnappte mir sofort mein Fernglas und schaute es mir an. Es war ein Tanker, der ebenfalls nach Süden fuhr.
    Ich schaute ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen war und dachte, daß ich in der Nähe von Afrika sein mußte.
    Am vierten Tag sah ich eine Möwe, die mitten auf dem Meer herumflog. Ich wußte, daß Möwen immer in der Nähe von Land waren. Deshalb nahm ich mein Fernglas und suchte den Horizont ab. Aber ich konnte nicht das kleinste Stückchen Land entdecken, und so fuhr ich weiter und dachte mir, daß sich die Möwe vielleicht verirrt hatte.
    Aber als ich zwei Stunden später wieder einmal nach dem Fernglas griff, weil ich in weiter Ferne etwas sah und hindurchschaute, wußte ich, daß die Möwe sich nicht verirrt hatte, denn vor mir war Land in Sicht.
    Es war zwar noch weit weg, aber man konnte durch das Glas erkennen, daß es sich um Land handelte. Die ganze Sache sah aus wie eine Insel, und ich hielt auf die Stelle zu. Dies mußte bestimmt Afrika sein, dachte ich, denn ich war schon ein paar Tage unterwegs. Ich freute mich richtig auf dieses Stückchen Land. Auch wollte ich wieder einmal festen Boden unter den Füßen haben und die Leute dort kennenlernen. Vielleicht fand ich dort auch eine Frau für eine Nacht, denn ich war scharf wie ein Rettich, und es wäre nicht zu verachten gewesen, mit einer kurz eine Nummer zu schieben. Je näher ich diesem Land kam, desto ungeduldiger wurde ich. Ich konnte es nicht erwarten, dort anzukommen. Erkennen konnte ich noch nichts, aber ich würde bald dort sein, dachte ich mir, und die Sache genau unter die Lupe nehmen. Als ich schon kleine Häuschen erkennen konnte, freute ich mich und schaute nur noch durch das Fernglas.
    Auf einmal fiel mir ein, daß ich den Anker

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