Auch Du stirbst einsamer Wolf
mir von einem anderen ein Kind unterschieben. Davon war ich nun überzeugt, denn sonst hätte sie nicht ein solches Theater wegen ihrem Arzt gemacht. Ich nahm das Telefon zur Hand und rief Salem an. Ihn fragte ich, was Cristine für einen Arzt hatte. Er wollte zwar wissen warum, aber das erzählte ich ihm nicht, sondern sagte nur, daß ich einen Frauenarzt brauchte, der gut ist.
Er fragte Cristine und gab mir die Adresse ihres Arztes. Dann rief ich gleich den Arzt an und machte einen Termin für Nachmittag aus.
Dann holte ich Denise aus dem Schlafzimmer und setzte sie in ihren Wagen. Sie sprach kein einziges Wort mit mir, auch dann nicht, wenn ich sie ansprach, denn sie war beleidigt, und ich fing schon an zu bereuen, daß sich sie so schäbig hinstellte.
Anstandslos ging sie mit mir ins Wartezimmer, und ich meldete sie an. Dann sprach ich mit dem Arzt, gab ihm tausend Francs und bat ihn, Denise zu untersuchen und mir danach die Wahrheit zu sagen. Ich sagte ihm auch gleich, daß ich sie sowieso erfahren würde, nur ein paar Monate später. Außerdem müßte er mir die Untersuchung, beziehungsweise das Ergebnis schriftlich geben, denn ich wußte, daß Denise versuchen würde, ihn zu bestechen. Damit ich aber die Wahrheit erfuhr, mußte ich es so machen, auch wenn es nicht gerade die vornehme Art war. Er wußte also, wenn er mich anlog, daß er seinen Job als Arzt los wäre. Dann kam Denise dran, und ich wartete draußen, weil ich bei der Untersuchung nicht dabeisein durfte. Als Denise wieder aus dem Arztzimmer kam, ging ich wieder hinein.
Ich fragte gleich den Arzt:
»In welchem Monat ist sie?«
»Im dritten. Allerhöchstens im vierten.«
»Sind sie da ganz sicher?«
»Ja, und außerdem hat sie versucht, mich zu bestechen. Sie wird es ihnen wahrscheinlich selber sagen.«
»Ich bin ihnen sehr zu Dank verpflichtet.«
»Ich habe nur meine Pflichten erfüllt, wie dies jeder Arzt tut.« Dann verabschiedete ich mich von ihm, ging aus der Praxis und ließ Denise einfach im Wartezimmer sitzen. Wenn sie mir die Wahrheit gesagt hätte, wäre es halb so schlimm gewesen, aber so war sie für mich nur eine kleine, reiche und verlogene Dirne, die versucht hatte, mich aufs Kreuz zu legen.
Sie hatte also nur einen Vater für ihr Kind gebraucht, damit sie ihren Eltern nicht sagen mußte, daß ihr Stecher sie sitzen gelassen hatte. Und ich hätte die Sache ausbaden sollen. Mit Speck lockt man Mäuse, hatte sie gedacht und es auf die linkeste Tour versucht, die es gibt, denn sie hatte mir vorgespielt, daß sie mich liebte. Auf der Straße winkte ich mir ein Taxi heran und ließ mich ins Hotel fahren. Dort setzte ich mich erst einmal in den Sessel und trank einen großen Whisky.
Da ich einen ziemlichen Haß auf Denise hatte, schluckte ich ganz gewaltig und war deshalb schon am frühen Abend blau wie eine Haubitze. Ich ließ mir von einer Frau, die ich nicht liebte, nicht einfach ein Kind unterschieben und auch noch so hinterhältig. Sie hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt, als sie mich anlog und sagte, sie sei von mir schwanger. Sie war also nicht eine Nuance besser als meine Mutter, und so etwas sollte ich heiraten. Nein, lieber hänge ich mich gleich auf und erspare mir damit eine ganze Menge Ärger.
Am nächsten Morgen, als ich aufwachte, hatte ich wieder einmal einen ganz gewaltigen Kater. Ich ging gleich ins Bad und machte mich frisch, denn ich hatte vor, an diesem Tag nach einem Schiff zu suchen. Als ich fertig war mit meiner morgendlichen Wäsche, ging ich in ein Café und bestellte mir ein Frühstück, das nur aus einer Tasse Kaffee bestand. Als ich die Tasse anhob, stellte ich fest, daß ich zitterte wie Espenlaub.
Also bestellte ich beim Kellner gleich etwas Alkoholisches.
Mein Flattermann ging auch schnell weg, nachdem ich die Alkoholika in mich hineingeleert hatte. Es ist jedem bekannt, daß man am Morgen mit dem anfangen soll, mit dem man abends aufgehört hat. Dann bestellte ich ein Taxi und fuhr zu Denise, um ihr die Autoschlüssel, die ich noch bei mir hatte, zurückzubringen. Auf einmal machte ich mir Sorgen um Denise. Ich wußte aber nicht, wieso. Als ich an ihrer Haustür klingelte, öffnete mir das Mädchen. Sie schaute mich erst mit großen Augen an und bat mich dann, ins Haus zu kommen. Als ich im Flur stand, fragte ich sie:
»Wo ist Madame Bounard?«
»Sie schläft noch.«
»Ist sie auch in Ordnung?«
»Ja, sie war gestern nur ein wenig betrunken.«
»Sagen sie ihr, wenn sie aufwacht, daß
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