Auch Du stirbst einsamer Wolf
Haus ein, und es wurde eine Flasche Wein geöffnet. Margherita spielte die Dolmetscherin, und so unterhielt ich mich fast die ganze Zeit nur mit ihr.
Die Familie machte hier nur Urlaub. Sie kamen aus Nuoro, das im Landesinnern liegt. Ich mußte Margherita leider anlügen, denn ich konnte ihr nicht sagen, daß das Schiff gestohlen war und ich damit nach Afrika wollte. Das einzige, was an meiner Story stimmte, die ich ihr erzählte, war mein Name und daß wir von Frankreich kamen, besser gesagt, daß wir von dort losgefahren waren. Alles andere war gelogen, und sie glaubte mir jedes Wort. Sie fragte mich bald Löcher in den Bauch, und ich war zum Lügen gezwungen. Margherita war genauso alt wie ich, aber auch bei meinem Alter log ich, denn ich machte mich drei Jahre älter, als ich in Wirklichkeit war.
Nach einer Weile verzogen sich die anderen, und ich war mit ihr alleine im Zimmer. Mir war das Mädchen sehr sympathisch, und es hatte einiges in ihrem hübschen Köpfchen.
Den ganzen Abend unterhielt ich mich mit ihr, und wir gingen sogar noch am Strand spazieren. Erst nach Mitternacht paddelte ich zum Schiff zurück, und als ich ankam, schlief Rudi schon. Ich nahm mir vor, einen Tag an dem Strand zu verbringen. Ob Margherita der Anlaß dazu war, wußte ich nicht genau, aber sie hatte etwas damit zu tun.
Als ich in meiner Koje lag, konnte ich nicht einschlafen, denn ich dachte die ganze Zeit an Margherita. Sie ging mir einfach nicht aus dem Kopf, und ich wußte, daß ich diesen einen Tag nur wegen ihr bleiben wollte. Da ich nicht einschlafen konnte, ging ich an Deck und setzte mich an die Reling. Mir schien es, als wenn ich mich schon am ersten Abend in dieses Mädchen verliebt hätte. Ich holte aus der Kajüte eine Flasche Whisky und trank einiges davon, bis ich merkte, daß ich müde war und einschlafen konnte.
Am Morgen, als ich aufwachte, hatte Rudi schon das Frühstück gemacht, und ich setzte mich an den Tisch. Ich sagte ihm, daß wir noch einen Tag länger hier bleiben würden. Er war damit einverstanden, und ich war froh, daß er mich nicht fragte, warum wir dablieben. Dann fragte ich Rudi, ob er mit an Land ginge, da ich gleich rüberfahren wollte. Er hatte auch Lust, denn er wollte sich ein bißchen umsehen.
Nach dem Frühstück paddelten wir zusammen rüber, und als Rudi sich aus dem Staub gemacht hatte, hielt ich nach Margherita Ausschau. Sie lag im Sand und döste vor sich hin.
Ich setzte mich neben sie und betrachtete ihren Körper. Sie war wunderschön und ich träumte schon, mit ihr allein auf einer Insel zu sein, als sie mich auf einmal aus meinen Träumereien riß, denn sie hob den Kopf und schaute zur Jacht hinüber. Da ich aber auf der anderen Seite von ihr saß, sah sie mich nicht sofort. Erst als ich zu ihr sagte: »Hier bin ich«, drehte sie den Kopf und sah mich an. An ihrem Gesichtsausdruck konnte ich erkennen, daß sie überrascht war, und sie sagte: »Ich habe schon die ganze Zeit geschaut, ob ihr schon auf seid.«
Dann hielt sie auf einmal die Hand vor den Mund, als wenn sie etwas Falsches gesagt hätte. Ich mußte grinsen, denn nun wußte ich, daß sie auf mich gewartet hatte. Dann fing sie an zu lachen, da sie merkte, daß sie nichts Falsches gesagt hatte. Ich legte mich neben ihrem Badetuch in den Sand und unterhielt mich mit ihr. Als es zu heiß wurde, sagte sie, daß es in der Nähe ein Strandcafé gäbe und wir dort hingehen könnten. Ich ging auf ihren Vorschlag sofort ein, und wir bummelten dort hin. Ich war total happy in ihrer Nähe sein zu dürfen und lief neben ihr her wie ein Gockel, der nicht ganz sauber war. Als wir in dem Café waren, sah ich Rudi mit einem Mädchen in einer Ecke sitzen. Wir gingen zu ihm an den Tisch, und ich stellte ihm Margherita vor und er mir seine neue Bekanntschaft. Sie war Österreicherin, die auf Sardinien Urlaub machte, und ich dachte mir gleich, daß dies ein neuer Grund wäre, noch einen Tag länger zu bleiben. Darüber wollte ich aber erst noch mit Rudi reden. Margherita hatte ihr Auto am Strandhaus stehen, und so beschlossen wir, irgendwo zum Mittagessen hinzufahren. Wir fuhren gemeinsam in eine kleine Ortschaft und aßen dort in einer Pizzeria gemütlich zu Mittag.
Nach dem Essen setzten wir uns wieder in den Wagen und gondelten ein wenig in der Landschaft herum. In einer ländlichen Gegend hielt sie an und wir gingen ein bißchen spazieren. Wir schauten einem Schafhirten zu, wie er seine Schäfchen über die Felder trieb. Dort nahm ich
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