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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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Teller zurückließ. Der Kellner schaute ganz dumm, als er den Tisch abräumte. Ich bestellte bei ihm noch etwas zu trinken, damit er nicht bei uns stehen blieb und gaffte, als wenn ein neues Weltwunder erschaffen würde.
    Danach lud ich Rudi ein, mit mir in eine Disco zu gehen. Er nahm das Angebot an und wir machten uns auf den Weg. Als wir eine Disco gefunden hatten, setzten wir uns rein und unterhielten uns weiter. Ich hatte Rudi immer noch nicht gesagt, wie ich nach Korsika gekommen bin. Er wußte nur, weshalb ich aus Deutschland abgehauen bin. Um drei Uhr nachts sagte ich zu ihm:
    »Ich werde jetzt nach Hause gehen und mich in die Falle hauen.«
    »Wieviel Uhr ist es denn?«
    »Schon drei vorbei. Wo schläfst du eigentlich?«
    »Im Freien.«
    »Das geht doch gar nicht.«
    »Warum nicht, es ist doch warm.«
    »Aber du kannst doch nicht einfach im Freien schlafen.«
    »Ich suche mir im Park eine schöne Bank, und da hau ich mich drauf.«
    Ich konnte mir das gar nicht vorstellen, daß er im Park auf einer Bank lag und schlief. Also fragte ich ihn:
    »Wann hast du das letzte mal in einem Bett geschlafen?«
    »Das ist schon ein paar Wochen her.«
    So etwas hatte ich mir gedacht, und deshalb sagte ich zu ihm, da er mir leid tat:
    »Du kannst heute nacht bei mir pennen.«
    »Wo schläfst du eigentlich?«
    »Auf einer Jacht.«
    »Auf was für einer?«
    »Das erkläre ich dir später. Laß uns jetzt abhauen.«
    Wir machten uns auf den Weg zur Bucht, in der die Jacht stand. Unterwegs erzählte ich Rudi, wie ich an das Schiff rangekommen war. Er wollte es mir erst nicht glauben, aber als er die Jacht sah, brachte er vor lauter Staunen den Mund fast nicht mehr zu. Ich hatte Platz genug zum Schlafen, und ich zeigte ihm, wo er pennen konnte. Er war ganz aus dem Häuschen, als er das alles sah. Aber er konnte sich immer noch nicht vorstellen, daß ich die Jacht geklaut hatte. Irgendwie hatte ich ein bißchen Vertrauen zu dem Kerl gewonnen, und ich erzählte ihm, daß ich auch auf dem Weg nach Afrika war.
    Ich hatte mir vorgenommen, ihm am nächsten Morgen den Vorschlag zu machen, mit mir zusammen zu fahren. Wenn wir in Afrika ankamen, würden sich unsere Weg wieder trennen, denn ich wollte nicht so weit hinunter wie er, sondern bloß bis in die Mitte des Kontinents. Da ich in aller Herrgottsfrühe aufgestanden war und den Tag über schon einiges getrunken hatte, schlief ich in der Nacht fest und tief.
    Am nächsten Morgen, als ich aufwachte, schaute ich gleich nach Rudi, ob er noch da war. Er lag in seiner Koje und schlief wie ein Murmeltier. Ich machte schnell Frühstück, so wie ich es immer tat. Der Lärm, den ich dabei machte, weckte ihn auf.
    Er sagte mir freudig »Guten Morgen«, und daß er schon lange nicht mehr so gut geschlafen hatte wie in dieser Nacht. Dann frühstückten wir miteinander, wobei ich mich wieder auf eine Tasse Kaffee und eine Zigarette beschränkte. Auf einmal sagte Rudi zu mir:
     
    »Ich habe einmal eine Frage an dich.«
    »Was hast du auf dem Herzen?«
    »Kannst du noch jemanden mitnehmen, nach Afrika?«
    »Ja, Platz ist genug auf dem Schiff.«
    Ich hatte das Thema noch nicht angeschnitten, da ich nicht wußte, wie ich es anfangen sollte, und so ersparte er es mir.
    »Ich möchte gerne mit dir auf diesem Ding nach Afrika fahren. Das heißt, wenn du mich mitnimmst.«
    »Das Angebot wollte ich dir sowieso machen.«
    »Dann kann ich also mit dir zusammen runterfahren?«
    »Ja, und ich bin froh, daß ich jemand bei mir habe.«
    Rudi war ganz aus dem Häuschen, und er sprach von nichts anderem mehr, als von der Fahrt nach Afrika.
    Einen Tag später erreichten wir Bonifacio und ankerten wieder in einer Bucht, die ein Stück von der Stadt und dessen Hafen entfernt war. Da es schon spät war, hauten wir uns in die Falle, denn es lohnte sich nicht, an Land zu gehen. Am nächsten Morgen drückte ich Rudi ein paar Geldscheine in die Hand, damit ich nicht immer für ihn bezahlen mußte. Dann gingen wir an Land. Am Abend wollten wir uns noch ein wenig amüsieren und ein paar Weiber anmachen. Aber jedes Girl, an das ich mich ranmachte, ließ mich eiskalt abblitzen, und deshalb war ich stinksauer. Die ganze Zeit hatte ich eine richtige Glückssträhne mit diesen Weibern und auf einmal lief gar nichts mehr. Also rettete ich den Abend, indem ich mir einen in die Birne knallte. Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte ich abnormale Kopfschmerzen. Ich glaubte, mir platze jeden Moment der Schädel. Also schluckte

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