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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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rutschte mir das Herz fast in die Hose. Ich kniff meine Augen noch einmal zu und schaute ein zweites Mal hin. Aber ich hatte mich nicht geirrt: Ich sah immer noch dasselbe Bild.
    An unserer Jacht hatte ein Polizeiboot der Hafenwache angelegt. Auf unserem Schiff sah ich zwei Bullen stehen, und zwei weitere standen noch auf dem Küstenwachtboot. Rudi saß an Deck und schien einem der Bullen etwas zu erklären, denn er fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. Nun hatten sie uns also doch erwischt, besser gesagt Rudi. Mich hatten sie nicht gesehen, denn ich war an Land und hatte mich gleich versteckt. Die beiden Bullen gingen in die Kajüte, und ich wußte, daß sie sie durchsuchen würden. Mein Herz klopfte wie verrückt, denn ich hatte Angst, daß sie Rudi verhaften würden.
    Was soll ich bloß machen, fragte ich mich. Ich kann doch Rudi nicht einfach in der Scheiße hängen lassen. Irgend etwas muß ich doch unternehmen. Aber was? Dann sah ich, wie die beiden Bullen wieder aus der Kajüte kamen. Der eine sagte etwas zu Rudi, denn der fuchtelte mit den Händen wild herum, wahrscheinlich weil Rudi nicht sehr gut Französisch verstand.
    Zu meinem Erstaunen gingen die beiden Bullen wieder auf das Polizeiboot zurück, legten ab und fuhren dann noch zweimal um unser Schiff herum, ehe sie sich entfernten. Der Hafen lag gerade um die Ecke, in der anderen Bucht, und ich konnte nicht verstehen, wie sie uns entdeckt hatten. Wahrscheinlich hatten sie eine Patrouillenfahrt gemacht und unser Schiff dabei entdeckt und sich gewundert, warum wir nicht in den Hafen fuhren. Ich blieb noch fast eine Stunde in meinem Versteck sitzen, damit mich niemand sehen konnte. Ich glaubte, daß man uns weiter beobachten würde, was sich aber als ein Irrtum herausstellte. Dann packte ich die Sachen, die ich gekauft hatte, schmiß sie in das Ruderboot und machte so schnell ich konnte, daß ich zur Jacht kam. Als ich dort war, nahm mich Rudi gleich in Empfang, und ich sah, daß er kreidebleich im Gesicht war.
    Als wir alles verstaut hatten, gingen wir in die Kabine. Dort sagte mir Rudi, daß wir in den Hafen fahren und dort auf der Wache unsere Papiere vorzeigen müßten. Er hatte aber den Bullen erzählt, daß ich die Papiere mit an Land genommen hätte, und wir erst in den Hafen fahren könnten, wenn ich zurück wäre, denn er selbst dürfte das Schiff nicht steuern. Das hatte er ihnen erzählt, und die Idioten hatten alles geglaubt.
    Nun warteten sie darauf, daß wir in den Hafen kommen würden. Sie hatten das Boot nach Waffen und Schmuggelware durchsucht, aber nichts gefunden, da wir so etwas nicht hatten.
    Ich hoffte, daß keiner dieser verdammten Bullen mich gesehen hatte. Wenn sie nämlich wiederkämen und mich sähen, dann wären wir aufgeschmissen gewesen und hätten uns sofort vergessen können, denn die hätten uns auf der Stelle verhaftet.
    Ich sagte Rudi, daß wir die Dunkelheit abwarten und dann abhauen würden. Nur mußten wir eben warten, bis die Nacht hereinbrach und es stockdunkel war. Rudi machte etwas zu essen. Schon die ersten Minuten der Warterei zerrten an meinen Nerven, denn ich wollte nicht in den Knast. Da es erst kurz nach Mittag war, hatten wir noch einige Stunden zu warten. Immer wieder schaute ich aus dem Kajütenfenster, um zu sehen, ob sich vielleicht das Polizeiboot in der Gegend herumtrieb und uns beobachtete. Wir saßen diesmal richtiggehend auf heißen Kohlen, und wenn sie kämen, hätten sie uns am Arsch.
    Langsam wurde es dunkel, und wir aßen noch etwas zu Abend, damit die Zeit schneller verging. Alkohol hatten wir den ganzen Tag keinen Schluck getrunken, denn diesmal konnten wir uns nicht den geringsten Fehler leisten, sonst wären wir aufgeschmissen gewesen.
     
    Dann war es endlich richtig dunkel, aber man konnte immer noch etliche Meter weit sehen. Dennoch mußten wir es riskieren, denn es würde nicht dunkler werden, das wußten wir.
    Wir machten alles klar und schauten, ob der Wind günstig kam.
    Er war überhaupt nicht günstig, und wir konnten nur hoffen, daß er auf See besser war als in der Nähe des Landes.
    Dann zogen wir sämtliche Segel hoch, damit wir möglichst schnell aus dieser Bucht herauskamen. Wir konnten nur hoffen, daß sie uns vom Hafen aus nicht sahen, wenn wir aus der Bucht kamen. Kaum waren wir ein paar hundert Meter vom Land entfernt, als der Wind besser wurde und kräftiger blies.
    Ich legte die Jacht mit den ganzen Segeln, die wir gesetzt hatten, so in den Wind, daß sie über das

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