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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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würde höchstens einen Monat gehen und wäre somit immer noch besser, als wenn wir zwei Monate einsaßen. Wir waren damit einverstanden, und dann stand auch der Bulle schon da, der uns die Handschellen umlegte und uns zu dem Wagen führte, der vor dem Gericht stand. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich diesen einen Monat in diesem Knast überleben sollte. Wir wurden wieder zurückgefahren, und mich schauderte schon, wenn ich nur an dieses Loch dachte, in dem wir nun einen ganzen Monat leben sollten wie die Tiere. Rudi klopfte mir auf die Schulter, denn er sah, wie ich den Kopf hängen ließ und meinte:
    »Nimm es nicht so schwer. Du mußt nur immer denken, alles, was nicht unmittelbar zum Tode führt, härtet nur ab.«
    »Wenn man es so sieht, muß man ein ziemlich dickes Fell haben.«
    »Das hast du auch, ich habe es schon miterlebt. Und heute bei der Verhandlung hast du auch die Nerven behalten. Dann wirst du nun auch das bißchen Knast durchhalten. Also Kopf hoch.«
    Das half mir ein bißchen, und ich steckte mir gleich eine Zigarette an und dachte schon an die nächste Verhandlung.
    Als wir wieder im Knast waren, kotzte mich Gott und die Welt an. Ich ging in die Zelle, hockte mich auf die Decke und dachte nach. Dann fiel mir ein, daß ich etwas Gutes tun könnte für die Gefangenen, damit sie nicht immer wie die Schweine lebten. Wenn der dämliche Trottel kommen sollte, der für den Knast verantwortlich war, würde ich ihm einmal richtig die Meinung stoßen, was dies für eine Scheißwirtschaft sei.
    Vielleicht konnte ich damit etwas ändern. Und wenn jemals wieder jemand in den Knast kommen sollte, der noch nie mit so etwas zu tun gehabt hatte, der wird mir dankbar sein, daß er es ein wenig besser haben wird. Das nahm ich mir felsenfest vor, und ich wollte den Tag nicht versäumen, an dem dieser Oberidiot kommen sollte. Also fragte ich den Beamten, und der sagte mir, daß ich es auf jedenfall mitbekommen würde, denn wir müßten alle antreten, wenn er da sei. Das war mir recht, und ich ging wieder zu Rudi zurück und redete mit ihm. Am selben Tag brachte uns die Polizei noch ein paar Sachen, die sie auf der Wache von uns hatten. Ich sagte dem Beamten, daß ich ein paar Klamotten und Kleinigkeiten aus der Tasche holen wollte, was sie mir auch genehmigten. Rudi und ich gingen ins Büro, in dem wir unsere Sachen heraussuchen durften. Als ich die Tasche öffnete, traf mich fast der Schlag, denn es fehlte praktisch alles, und es war nur noch gerade das drin, was die Bullen nicht gebrauchen konnten. Sie hatten uns ausgenommen wie die Weihnachtsgänse. Es waren nur noch Sachen wie das Besteck, die Teller, Wasserflaschen und ein paar andere Dinge drin. Wir hatten Glück, daß sie uns noch ein paar Kleidungsstücke gelassen hatten. Alles andere, wie die Kamera, die Messer, das Fernglas fehlte restlos. Ich nahm alles mit, was erlaubt war und fluchte dabei wie ein Rohrspatz. Diese Bullen waren die letzten Drecksäcke, und ich würde einem von ihnen meine Meinung sagen, wenn ich ihn bei der nächsten Verhandlung sah, was sogar sicher war, denn sie mußten uns abholen und später auch wieder zurückfahren. Dann gingen wir wieder zurück in die Zelle, und ich freute mich über den Schlafsack, den sie uns gelassen hatten. Rudi hatte seinen ebenfalls, und so machten wir es uns ein wenig gemütlich.
     
    Zwei Tage nach unserer Verhandlung kam auf einmal der Mann, der für den Laden verantwortlich war. Wir mußten uns alle wie beim Appell aufstellen, und er fragte die Leute, ob jemand eine Beschwerde hatte. Keiner meldete sich, da sie alle Angst hatten. Dann trat ich aus der Reihe hervor und erzählte dem Mann, was mir alles an diesem Knast nicht paßte. Die Beamten, die daneben standen, liefen rot an, als wenn ich etwas Falsches gesagt hätte. Oder sie dachten, wie ich nur so etwas Unwahres sagen könnte. Aber er sollte es sich ruhig einmal anhören, was ich zu sagen hatte. Ich führte ihn auch noch ein wenig durch die Gegend und zeigte ihm ein paar nette Beispiele, daß es ihm fast den Magen umdrehte. Als ich fertig war, meinte er, daß er sich etwas einfallen lassen würde, damit es besser auszuhalten sei. Er hatte dies so ehrlich gesagt, daß ich ihm glaubte. Ich bedankte mich bei ihm deutlich und stellte mich in die Reihe zurück. Dann verließ er uns wieder, und kaum war er draußen, kamen die anderen Gefangenen auf mich zu und bedankten sich dafür, weil ich dem Mann dies alles gesagt hatte. Sie freuten sich

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