Auch Du stirbst einsamer Wolf
fuhren wir per Autostop in Richtung Wüste, mitten in die Sahara hinein.
Dann wurden wir verhaftet und in das Gefängnis gebracht, was für mich kein Gefängnis ist, sondern ein großer Schweinestall.«
Den letzten Satz wollte der Dolmetscher nicht übersetzen, denn er meinte, daß es nicht gut wäre für uns, und deshalb sagte er nichts vom Knast.
»Und nun stehe ich hier vor ihnen und muß ins Gefängnis, wobei ich nicht einmal nach Algerien wollte, sondern unbeabsichtigt in das Land gekommen bin.«
Als der Richter sich das angehört hatte, stellte er mir die erste Frage, auf die ich schon gewartet hatte:
»Woher haben sie die tunesischen Lebensmittel?«
»Es handelt sich nur um Lebensmittel, die sehr lange haltbar sind, und ich will ihnen auch sagen, wie lange ich sie schon habe. Über ein Jahr, denn ich habe sie im letzten Jahr gekauft, als wir in Tunesien waren. Da hatten wir aber noch unsere Pässe, die wir dieses Jahr in Spanien verloren haben.«
Der Richter schaute mich an und meinte, daß dies sehr glaubwürdig sei. Ich wartete nur noch auf eine andere Frage, aber sie kam nicht, und das bestätigte mir nur, daß die Bullen sich die Kamera und das andere Zeug alles unter den Nagel gerissen hatten, denn sonst hätte er es bestimmt erwähnt und hätte etwas davon gewußt. Dann durfte ich mich wieder hinsetzen, und Rudi mußte in den Zeugenstand. Er sagte genau dasselbe wie ich, nur wurde er intensiver befragt. Aber das war egal, denn wir hatten alles genau besprochen und einmal gegenseitig getestet, indem wir selbst Gericht gespielt hatten.
Es saß alles so bombenfest, daß der Richter auch mit seinen Fangfragen nicht durchkam, die er Rudi stellte. Komischerweise hatte er es bei mir nicht probiert, was mich sehr wunderte. Aber vielleicht hatte er sich denken können, daß ich ihm nicht in die Falle gehen würde, als er mich so genau anschaute. Aber Rudi tappte ihm auch nicht hinein, und er mußte das schlucken, was wir ihm erzählt hatten. Als er fertig war, konnte Rudi sich ebenfalls wieder hinsetzen, und der Anwalt trat in Aktion. Der Richter war so dämlich, denn kein normaler Mensch hätte mir diese Story abgekauft, denn ich glaubte es selbst nicht. Aber ich hatte nun doch ein wenig Hoffnung, daß man uns nach der Verhandlung gleich abschieben würde. Der Richter saß da und hörte sich alles an, was unser Anwalt in seinem komischen Arabisch sprach. Als der Anwalt fertig war, standen die Richter und alle anderen auf und verließen den Saal. Eines hatte mich aber doch sehr gewundert, nämlich der Staatsanwalt. Er saß nur auf seinem Stuhl, hörte sich alles an, und man konnte wirklich meinen, daß er jeden Moment einschlief. Er hatte die ganze Zeit kein einziges Wort gesprochen und auch kein Plädoyer gehalten, wie es normalerweise üblich ist. Das einzige, was er ab und zu gemacht hatte, war, daß er mit dem Kopf genickt hatte. Dies war aber anscheinend auch nur ein Zeichen, daß er noch nicht eingeschlafen war. Aber mir sollte es recht gewesen sein, denn ein Staatsanwalt kann einem einen Haufen Ärger machen.
Wenn alle so wären wie dieser, hätte bestimmt niemand Ärger mit ihnen.
Als sich die Richter zurückgezogen hatten, machte ich dem Bullen ein Zeichen, daß ich eine Zigarette rauchen wollte, da er sich selber eine angesteckt hatte. Er gab uns sogar die Erlaubnis, im Saal zu rauchen, und so steckten wir uns jeder gleich eine Kippe an. Wir hatten sie kaum fertiggeraucht und ausgedrückt, als wieder die Glocke läutete, die über der Türe hing. Wir standen alle auf und die Richter marschierten herein.
Sie legten die Akte auf den Tisch, die wahrscheinlich über uns war. Der Richter in der Mitte sprach ein paar Worte, und wir mußten uns alle hinsetzen. Dann laberte der Richter im Sitzen weiter, und ich war neugierig, was da nun herausgekommen war. Leider konnte ich kein einziges Wort verstehen. Als er fertig war, übersetzte der Dolmetscher die ganze Sache, und schon beim ersten Satz ließ ich den Kopf hängen. Man hatte uns nämlich zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Dies war eine sehr niedrige Strafe, und normalerweise standen sechs Monate darauf, wie er uns sagte. Als er alles übersetzt hatte, haute der Richter mit dem Hammer auf den Tisch, und die Verhandlung war beendet. Danach kam der Anwalt samt dem Dolmetscher zu uns und meinte, daß sie gegen dieses Urteil Revision einlegen würden, und daß wir dann bei der nächsten Verhandlung wieder auf freiem Fuß wären. Die Revision
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