Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
Vom Netzwerk:
aufs Glatteis zu führen waren. Er forderte mich auf mitzukommen, denn der Polizeichef wollte mich angeblich sprechen. Ich folgte dem Dicken wie ein treuer Hund, und als ich ebenfalls in dem Raum stand, bekam ich fast Stielaugen. Es war ein Büro, wie ich es noch nie gesehen hatte. In der Mitte standen ein paar Ledersessel um einen Marmortisch herum, ein riesiger, schöner Schreibtisch stand in einer anderen Ecke, der Boden war mit einem teuren Teppich ausgelegt, die Wände und Decke mit Holz getäfelt, und an der großen Fensterseite hingen Gardinen, die sich nicht jeder leisten kann. Ich wurde aufgefordert, mich an den Tisch zu setzen, an dem schon drei Männer hockten.
    Auf einmal fing einer an zu sprechen und das in einem guten Deutsch. Er stellte mir den Dicken vor, der mir gegenüber saß, dann den Polizeichef am Ende des Tisches und sich selbst als den Übersetzer. Den einen Herrn, der genau neben mir saß, hatte er entweder vergessen, oder er wollte ihn mir nicht vorstellen, denn ihn hatte er nicht mit der geringsten Silbe erwähnt. Der Mann sagte auch nichts, sondern saß nur da und schaute in die Runde.
    Dann ging es los, und sie fingen an, mich auszuquetschen wie eine reife Zitrone. Der Polizeichef stellte eine Frage nach der anderen, und ich beantwortete sie alle, so gut ich konnte, auch wenn ich wieder einmal lügen mußte, um unsere Köpfe zu retten. Sie fragten mich über Terroristen aus, von denen ich nichts wußte und weiß der Teufel noch was alles. Dann wollten sie genau wissen, wie ich und Rudi nach Algerien reingekommen wären und was wir alles im Land gemacht hatten. Ich leierte die ganze Sache noch einmal so herunter, wie ich es auswendig gelernt hatte. Als ich fertig war, sagte der Übersetzer auf einmal zu mir:
    »Der Polizeichef hat gesagt, daß kein einziges Wort wahr ist, von dem was sie uns da gerade erzählt haben.«
    Bumm! Da war es. Sie hatten die Jacht gefunden und waren mir nun auf die Schliche gekommen. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren und ganz ruhig bleiben, sagte ich zu mir selbst. Wenn ich nun anfing, verrückt zu spielen, dann war es um Rudi und mich geschehen. Es konnte auch nur eine Finte sein, dachte ich mir und sagte so lässig wie ich konnte:
    »Was soll das nun wieder heißen?«
    »Daß alles gelogen war. Sie sind anders nach Algerien reingekommen, als sie uns gerade eben erzählt haben.«
    »Und wie soll ich ihrer Meinung nach in das Land gekommen sein?«
    Dann sprach er kurz mit dem Polizeichef und antwortete mir:
    »Sie sind keine Urlauber, denn sie wissen, daß sich in der Wüste ein militärischer Stützpunkt befindet. Und zu dem wollten sie und sonst nichts. Mit falschen Papieren sind sie hier ins Land gekommen.«
    »Was soll denn nun der Mist wieder? Erstens kenne ich keinen militärischen Stützpunkt, und zweitens habe ich noch nie in meinem ganzen Leben falsche Papiere besessen. Aber wenn sie meinen, können wir ein wenig James Bond spielen.
    Ich habe schon viele Filme davon gesehen, die nicht schlecht waren.«
    »Sie wollen doch nicht behaupten, daß sie nicht wußten, wo sich dieser Stützpunkt befindet.«
    Ich wußte nun, daß sie nicht die kleinste Kleinigkeit von unserer Jacht wußten, denn er hatte sich verraten, als er gesagt hatte, wir seien mit falschen Papieren in das Land gekommen.
    Die ganze Show, die sie da abzogen, war alles nur Bluff. Nun wurde ich frech und spielte mit ihnen Katz und Maus, denn ich hatte nichts zu befürchten. Deshalb sagte ich:
    »Ich hab schon ein paar Panzer rumfahren sehen, aber habe mir nichts dabei gedacht.«
    »Also wie sind sie nun wirklich reingekommen?«
    »Das habe ich ihnen schon einmal erzählt. Aber damit sie etwas Abwechslung bekommen, werde ich ihnen etwas anderes erzählen.«
    »Also fangen sie an!«
    »Es war einmal ein Fritz Mertens, der ruderte mit falschen Papieren in einer Badewanne in ein anderes Land, das Algerien hieß.«
    »Mann, hören sie bloß auf. Wir sind nicht in einer Märchenstunde.«
    Ich mußte auf einmal lachen, genauso wie der Mann, der neben mir saß. Er hatte die ganze Zeit kein einziges Wort geredet, sondern sich nur alles angehört. Dann sagte er etwas zum Polizeichef. Danach drehte er sich zu mir und meinte in einem fließenden Deutsch, ohne Akzent, das ich auch nicht besser kann:
    »Also, es ist alles in Ordnung. Wir glauben ihnen, und nun können sie die Sache mit der Spionage vergessen. Es mußte aber sein, das machen wir mit jedem, der in der Sahara aufgegriffen wird. Man weiß

Weitere Kostenlose Bücher