Auch Du stirbst einsamer Wolf
einzelnen Orden und Abzeichen bedeuteten, wie man sich nach einem ausgeführten Befehl ordnungsgemäß zurückmeldete und viel anderen Kleinkram. Diesen Unterricht fand ich hochinteressant. Tagsüber mußten wir im Hof stundenlang exerzieren, und beim Turnen wurden wir derart geschliffen, daß uns die Zunge aus dem Hals heraushing. Ich war echt in guter Form, und mir konnte nur einer das Wasser reichen, und das war mein bester Freund. Wir trainierten immer zusammen und heizten uns gegenseitig an. Wir verstanden uns eben sehr gut, und wir hielten zusammen wie Pech und Schwefel.
Eines Abends stellte ich fest, daß aus meinem Spind eine halbe Stange Zigaretten fehlte. Da genug Kameradenschweine da waren, konnte ich jeden zweiten verdächtigen und wußte dann immer noch nicht, wer es gewesen war. Ich sagte den anderen gar nichts, außer meinem Kumpel. Der meinte, daß wir diese Sau schon erwischen würden, denn wenn man einen Kameraden beklaut, dann ist man wirklich eine Sau. Wäre derjenige zu mir gekommen und hätte mich nach Zigaretten gefragt, dann hätte er bestimmt welche bekommen, denn ich wäre der letzte gewesen, der nein gesagt hätte.
Mein Kumpel und ich heckten einen Plan aus, der ungefähr so aussah. Ich würde meinen Spind nicht zumachen, sondern offen lassen. Da ich im obersten Bett lag, konnte jeder, der im Zimmer war, mich beklauen, sobald ich schlief. Aber ich würde nicht schlafen, sondern nur so tun als ob. Wenn also jemand an meinen Spind gehen würde, dann täte ich es merken.
Aber es ging keiner an den Spind, und so hatte ich die ganze Nacht umsonst wachgelegen. Vielleicht würde ich ihn irgendwann einmal erwischen, oder auch nie, dachte ich mir und vergaß die ganze Sache.
An einem Abend standen ich und mein Freund im Foyer, wo die Sache mit Jimmy passiert war. Wir standen an der Theke.
Ich griff in meine Tasche und wollte etwas Geld herausholen, als ich feststellte, daß ich es auf der Bude vergessen hatte.
Ich ging also in unser Haus zurück, und als ich die Türe von meiner Bude öffnete, erlebte ich eine schöne Überraschung.
Vor meinem Spind stand einer meiner Zimmerkollegen und hatte eine Stange Zigaretten in der Hand, die er gerade in seiner Uniform verschwinden lassen wollte. Dieser Kerl war einer der schlimmsten Kameradensäue, die überhaupt dort waren.
Langsam ging ich mit ausgestreckter Hand auf ihn zu. Ich wollte ihn nicht schlagen, denn dies wäre mein Ende bei der Legion gewesen. Das einzige, was ich wollte, waren meine Zigaretten. Als ich vor ihm stand, sagte ich zu ihm:
»Aha, da habe ich dich doch noch erwischt. Ich bin gerade im richtigen Augenblick gekommen.«
»Was heißt hier im richtigen Augenblick?«
»Das weißt du genausogut wie ich. Du wolltest mich wieder beklauen.«
»Jetzt rede aber keinen Scheiß. Das sind meine Zigaretten.«
»Und was machst du an meinem Spind? Du wolltest mir anscheinend die Stange schenken und sie mir nur reinlegen.
Für wie dumm hältst du mich eigentlich?«
Ich hatte schon einen Blick in den Spind geworfen, und es waren meine Zigaretten, daran gab es keinen Zweifel, denn ich wußte ganz genau, wie viele ich im Schrank hatte.
»Wenn ich sage, das sind meine, dann sind es auch meine.«
»Also, ich mach dir einen Vorschlag. Wenn du mir meine Zigaretten zurückgibst und die Klauerei in Zukunft läßt, dann vergessen wir die ganze Sache. Wenn nicht, dann geh ich zum Alten runter.«
»Wenn du weiter so einen Mist quatscht, dann haue ich dir eine rein, und dann wirst du wissen, daß ich die Zigaretten nicht geklaut habe. Das ist doch auch ein guter Vorschlag.«
»Mann, jetzt mach doch keinen Blödsinn! Der Fall ist klar.
Du wolltest mich beklauen, und da gibt es nichts dran zu rütteln. Entweder du gibst mir jetzt die Stange, oder ich gehe runter und hole den Chef.«
»Ich täte dir nicht empfehlen, zum Chef zu gehen, denn da machst du dich nur lächerlich. Und die Zigaretten bekommst du nicht. Vorher hau ich dir die Schnauze ein.«
Ich war kurz davor, die Geduld zu verlieren. Er hatte noch Glück, daß ich nicht gleich zum Chef ging und eine Meldung machte, denn sonst wäre er gleich rausgeflogen, denn das Klauen ist bei der Legion strengstens verboten. Aber gutmütig wie ich bin, hatte ich ihm einen Vorschlag gemacht, und da droht der Hund auch noch mit Prügel, zumal er auch keine Chance hatte, da ich besser durchtrainiert war als er. Aber ich wollte noch einen Versuch machen, damit er nicht rausflog, und so sagte ich zu
Weitere Kostenlose Bücher