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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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sich jemand freiwillig zur Arbeit meldete. Er schickte mich in ein Büro, in dem ein ganz junger Kerl an einem Schreibtisch saß. Als ich eingetreten war, schaute er mich an und fragte: »Was willst du denn hier?«
    »Ich habe mich beim Sergeanten freiwillig gemeldet, um etwas zu arbeiten, und der hat mich hierher geschickt.«
    »Ja, ich habe ihm gesagt, daß ich jemanden brauchte, der mir hilft.«
    »Dann bin ich also richtig hier?«
    »Vorausgesetzt, du kannst schreiben.«
    »Das kann ich ausnahmsweise.«
    »Also, dann mach als erstes einmal einen Kaffee für uns beide. Kannst du Kaffeekochen?«
    »Als Koch ist es das mindeste, was ich können sollte.«
    »Dann ist alles in bester Ordnung. Da hinten steht die Maschine und alles andere auch.«
    Also machte ich zuerst einmal Kaffee, wie man ihn nur in ganz guten Hotels serviert bekommt. Die Arbeit, die ich machen sollte, war nichts Besonderes. Ich mußte Rechnungen in eine Liste eintragen und alles so Kleinzeug, das natürlich einen Haufen Zeit in Anspruch nimmt.
    Aber für mich war es einmal etwas anderes, und so machte mir die Sache sogar Spaß. Als einmal der Pfiff zum Appell ertönte, mußte ich nicht hingehen, sondern konnte im Büro bleiben. Ich konnte zwar französisch sprechen, aber schreiben war eine Katastrophe. Aber abschreiben kann jeder Dübel, und so machte mir es auch keine Schwierigkeit.
    Ich fühlte mich richtig wohl im Büro und hätte dort eine Ewigkeit verbringen können. Kurz vor dem Abendessen machten wir Feierabend. Beim Verlassen des Büros sagte mein Kollege zu mir:
    »Deinen Namen habe ich mir notiert. Wenn ich dich wieder einmal brauchen sollte, werde ich dich rufen lassen.«
    »Ja danke, es würde mich freuen, wenn ich aushelfen könnte.
    Vorausgesetzt ich bin noch in Aubagne.«
    »Ich werde bestimmt darauf zurückkommen, denn ich brauch öfters eine Hilfe.«
    Dann ging ich auf die Bude und wartete auf den Pfiff für das Abendessen, denn ich hatte einen Wahnsinnskohldampf und hätte einen Bären verdrücken können.
     
    Eines Mittags, beim Appell, wurde ich aus der Reihe gerufen und mußte vortreten. Ich mußte meinen grünen Stoffstreifen von der Schulter machen und einen gelben anheften. Das bedeutete also, daß ich tauglich war und bald den roten Stoffstreifen bekommen und dann aus diesem Lager verschwinden würde.
    Später erfuhr ich von einem Sergeanten, mit dem ich sehr gut auskam, daß ich meine Untersuchungen und Prüfungen mit
    »sehr gut« bestanden hatte. Ich mußte dann noch einmal zum Arzt, und der verpaßte mir ein paar Spritzen, gegen Malaria und weiß der Teufel was alles, eben gegen all die Krankheiten, die man sich in Afrika und den andern Ländern holen konnte.
    Dort traf ich den deutschen Arzt, der mich am Anfang so dumm angemacht hatte. Der freute sich riesig, daß ich tauglich war und bald ganz der Legion gehörte. Wir unterhielten uns noch eine Zeitlang im Gang. Darauf verabschiedete sich der Arzt von mir, denn es sollte mein letzter Arztbesuch in Aubagne gewesen sein, bevor ich dort wegkam.
    An einem Freitag mittag bekam ich dann endlich meinen roten Stoffstreifen. Die anderen, die schon einen hatten, waren an diesem Morgen alle aus dem Lager verschwunden. Ich durfte sofort in die obere Etage ziehen und suchte mir dort gleich das beste Bett aus. Die Auswahl war groß, denn ich war der erste, der einen roten Stoffstreifen gekriegt hatte. Im Laufe des Nachmittags bekamen noch ein paar andere den »Roten«
    und kamen ebenfalls in die obere Etage. Darunter war ein sehr guter Kumpel von mir, und wir freuten uns, daß wir wieder zusammen waren. Aber auch ein paar Kameradenschweine kamen nach oben. Diese beklauten einen dauernd und hatten eine ziemlich große Schnauze.
    Am nächsten Tag kamen wir alle in ein Lager, wo wir nagelneue Uniformen bekamen. Diese Uniform war echt Spitze, denn es war nicht die Ausgeh-sondern die Kampfuniform mit allem Drum und Dran. Dann bekamen wir alle noch eine Stange Zigaretten und fünfzig Francs extra zu unserem normalen Sold. Die Sportkleidung war ebenfalls neu und nicht gerade die billigste, wie man sehen konnte. In unseren Spinden verstauten wir alles, und ich freute mich wie ein Schneekönig, daß ich das Lager in spätestens einer Woche verlassen würde. Ich hatte mir schon einen richtigen Zigarettenvorrat angelegt, da hier die Dinger sehr billig waren und man nicht wissen konnte, wie dies im anderen Lager sein würde.
    Morgens hatten wir nun ab und zu Unterricht. Wir lernten, was die

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