Auch Du stirbst einsamer Wolf
sich die Bonzen anscheinend vorstellen, ohne Müll und den Abschaum der Menschheit.
Dort konnte man erleben, wie die Betrüger, die die Welt regierten, lebten und sich andere Leute, die kein Geld haben, zu Untertanen machten. Diese Stadt war meiner Meinung nach die Stadt der Verbrecher und nicht Marseille, oder eine andere Großstadt, in der man eine hohe Kriminalität registrierte.
Wir fuhren zum Hafen, wo wunderbare Jachten und Segelschiffe standen, sowie ein kleines Schiff und ein Passagierdampfer. Salem sagte auf einmal:
»Da der Dampfer! Das ist kein Schiff einer Gesellschaft, sondern ein Privatdampfer von einem dieser Herren hier in der Stadt.«
Ich dachte, mir rollt es die Fußnägel auf, als ich das gehört hatte. Dieses Ding mußte einige hunderttausend Francs kosten, wenn nicht sogar Millionen. Ich kannte mich mit den Preisen solcher Dinger nicht aus, aber eins wußte ich, daß so ein Schiff ein Schweinegeld kostete. Anhand dieses Schiffes konnte man sich vorstellen, was für Leute diese Stadt verbarg und wieviel Geld sie hatten. Da konnte es einem richtig schwindelig werden, als normaler Arbeiter, der sich solche Summen von Geld nicht vorstellen kann.
Gott sei Dank entfernten wir uns vom Hafen, bevor ich noch einen Wutanfall bekam, ausstieg und eine der Luxusjachten demolierte.
Salem fuhr weiter und hielt vor einer Discothek. Auch ihr sah man an, daß sie nicht billig war und eine gewisse Art von Leuten beherbergte, die man reich nannte. Ich hatte irgendwie Angst vor dieser Stadt, aber konnte mir nicht erklären, wieso und weshalb. Es war für mich wie eine andere Dimension, in die ich von einer Minute zur anderen geschleudert wurde, ohne zu wissen, wo ich mich befand und weshalb. Vielleicht kam ich mir nur hilflos vor und hatte deshalb Angst vor dieser Stadt, aber ich konnte es nicht begründen.
Wir stiegen aus und gingen in diese Discothek. Die Musik spielte nicht laut, und so konnte man sich gut unterhalten. Aber an der Einrichtung sah man sofort, daß es eine bessere Disco war als die, die ich normalerweise besuchte. Die Leute waren auch anders angezogen, als ich es gewohnt bin. Sie hatten keine verwaschenen Jeans an.
Dies waren alles Leute, die Geld besaßen und noch nie in ihrem Leben richtige Sorgen hatten und auf ihren eigenen Beinen stehen mußten. Dies waren Söhne und Töchter, die allesamt aus Häusern stammten, in denen man Mangel an Geld nicht kannte. Keiner von ihnen hatte jemals in seinem Leben auf etwas verzichten müssen, weil es vielleicht zu teuer oder unerreichbar für sie war. Nein, diese Leute bekamen immer, was sie wollten, weil sie das nötige Geld dazu hatten.
Und ich, der arm und ein Verbrecher war, stand unter ihnen, und sie dachten, ich wäre einer von ihnen, weil ich gut angezogen war und nicht so herumlief, wie ich es normalerweise tat, nämlich salopp. Wenn ich nun in einer verwaschenen Jeans, T-Shirt und Sportschuhen hineingegangen wäre, hätten sie mich bestimmt angeschaut wie einen Bekloppten. Sie hätten sich bestimmt gefragt, was einer wie ich in solch einer Disco will, denn dort verkehrten nur anständige Leute. Aber da man gut angezogen war, schaute man kurz hin und wieder weg, da man zu ihnen gehörte. Ich hatte Lust, zu einem dieser feinen Pinkel zu gehen und ihm ins Gesicht zu schreien, was er für mich ist. Aber dies machte ich nicht, da sich so etwas nicht gehörte.
Wir setzten uns an einen Tisch und bestellten unsere Getränke. Ich fühlte mich nicht wohl in diesem Laden, aber da ich niemandem die Freude verderben wollte, verhielt ich mich so, als wenn es mir auch gefallen würde. Als man einmal eine Schmuserrunde spielte, ging ich mit Nathalie tanzen. Ich nahm sie in den Arm, wie es sich bei einem Stehblues gehörte und fühlte mich irgendwie geborgen und nicht mehr so alleine.
Solange ich sie in den Armen hatte und ihre Nähe spürte, wußte ich, daß jemand bei mir war. Ich glaubte, daß sie mich in diesem Moment beschützte, auch wenn ich es war, der die Arme um sie gelegt hatte. Salem und Cristine gingen später selber auf die Tanzfläche und hielten sich in den Armen. Als schnellere Musik gespielt wurde, ging ich mit Nathalie wieder an unseren Tisch zurück. Ich hatte Lust, einfach aufzuspringen und zu gehen, an den Strand zu laufen und dort mit jemandem spazieren zu gehen, um die ganze Stadt und ihre Reichen zu vergessen. Nathalie schien zu merken, daß ich mich nicht wohlfühlte und fragte mich:
»Was ist los mit dir, Fritz? Gefällt es dir
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